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Der grüne Strahl

Der grüne Strahl

Titel: Der grüne Strahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Barden, des unglücklichen Sohnes Fingal’s, recitirten.
    »O Stern, der Nacht vertraulicher Genosse, dess’ Haupt sich strahlend aus den Wolken hebt, der majestätischen Schrittes auf dem Azur des strahlenden Firmaments vorübergleitet – was blickst du nach der Ebene herab?
     

    Er schlug mit einem Hammer auf den Kreuzhügel los. (S. 123.)
     
    »Des Sturmes laute Stimme schweigt, am Felsen nur murmeln leis’ die Wellen, Libellen mit durchsichtigen Flügeln schwirren allein noch in der heiligen Ruhe der Nacht.
     

    Es war Aristobulos Ursiclos, der die Dimensionen der Kathedrale maß. (S. 125.)
     
    »Du Strahlenstern, was blickst du nach der Eb’ne? Doch seh’ ich schon, wie du dich freundlich lächelnd zum fernen Rand des Horizonts herabneigst – Leb’ wohl, leb’ wohl, du schweigend Himmelslicht!«
    Dann schwiegen auch Bruder Sam und Bruder Sib, und Alle kehrten nach ihren kleinen Stübchen in der Schänke und in den Fischerhütten zurück.
    So wenig die Brüder Melvill indeß Hellseher waren, mußten sie doch nothwendig die Bemerkung machen, daß Aristobulos Ursiclos in den Augen der Miß Campbell gerade so viel verlor, wie Olivier Sinclair gewann. Die beiden jungen Männer mieden sich so viel wie möglich. Die beiden Onkels versuchten deshalb, selbst mit einiger Mühe, diese kleine Welt unter einen Hut zu bringen und gelegentliche Annäherungen herbeizuführen, sogar auf die Gefahr hin, ihre Nichte darüber schmollen zu sehen. Sie wären ja so glücklich gewesen, wenn Ursiclos und Sinclair einander näher getreten wären, statt sich zu fliehen, statt gegenseitig eine etwas verächtliche Zurückhaltung zu beobachten. Bildeten sie sich etwa ein, daß alle Menschen Brüder sein könnten, und gar Brüder, so wie sie selbst?
    Endlich manövrirten sie so geschickt, daß man am 30. August übereinkam, in Gesellschaft die im Nordwesten wie im Süden des Hügels des Abbés gelegenen Ruinen der früheren Kirche, des Klosters und des zugehörigen Friedhofes zu besuchen. Diese Promenade, welche den Touristen gewöhnlich nur zwei Stunden raubt, war von den neuen Bewohnern Jonas noch unterlassen worden. Das fühlten sie jetzt als einen Mangel an Höflichkeit gegen die legendenhaften Schatten der Einsiedler-Mönche, welche ehemals ihre Hütten an der Küste hatten, als einen Mangel an Rücksicht gegen die großen Todten aus königlichem Stamme, welche aus der Zeit zwischen Fergus II. und Macbeth hier der Auferstehung entgegenschlummerten.
Fünfzehntes Capitel.
Die Ruinen von Jona.
    An genanntem Tage brachen also Miß Campbell, die Brüder Melvill und die beiden jungen Männer gleich nach dem Frühstück auf. Es war schönes Herbstwetter, der Himmel zwar bedeckt, aber häufig brach ein glänzender Lichtschein durch einen Riß der nur wenig dichten Wolken, wobei die Ruinen, welche diesen Theil der Insel krönen, die am Ufer malerisch zerstreuten Felsen, ebenso wie die einzeln über das wellige Terrain Jonas hervorragenden Häuschen und das von den Liebkosungen einer leichten Brise gestreifte Meer ihr etwas trübseliges Aussehen verjüngten und unter dem Glanze der Sonnenstrahlen aufheiterten.
    Heute war kein eigentlicher Besuchstag. Am Vortage hatte der fällige Dampfer wohl fünfzig Gäste an der Insel gelandet, und ebenso viele brachte er wahrscheinlich morgen; heute aber gehörte sozusagen die Insel Jona ihren neuen Bewohnern. Die Ruinen mußten also ganz verlassen sein, wenn die kleine Gesellschaft dahin gelangte.
    Auf dem Wege ging es recht heiter zu. Die gute Laune Bruder Sams und Bruder Sibs steckte die Andern an. Sie plauderten, gingen hier-und dorthin und streiften zwischen niedrigen Mauern aus verwittertem Gestein über die schmalen, kieselbedeckten Fußpfade hin.
    Alles gestaltete sich also ganz nach Wunsch, bis man zuerst vor dem kleinen Kreuzhügel Mac-Lean’s Halt machte. Dieser schöne, vierzehn Fuß hohe Monolith aus rothem Granit, der die sogenannte Main Street beherrscht, ist der einzige Ueberrest von dreihundertsechzig Kreuzmonumenten, welche bis zur Zeit der Reformation, gegen Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, die Insel bedeckten.
    Olivier Sinclair wollte erklärlicher Weise eine Skizze dieses Monuments zeichnen, welches, an sich eine schöne Arbeit, gerade inmitten dieser kahlen, nur mit saftgrünem Grase tapezirten Ebene eine besonders schöne Wirkung hervorbrachte.
    Miß Campbell, die Brüder Melvill und der junge Maler gruppirten sich also etwa fünfzig Schritte von dem Kreuzhügel

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