Der grüne Tod
nur in irgendeiner Weise vertraut mit diesen Dingen war, so behielt er, zumindest für den Augenblick, dieses Wissen für sich.
»Ich habe Pater Bateleur lediglich etwas über den Inhalt eines immer wiederkehrenden Traums erzählt. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen mehr dazu sagen könnte. Dass er womöglich eine Grundlage in der wissenschaftlichen Wirklichkeit besitzen könnte, war mir nicht bewusst.« Da er nicht wusste, auf welchem Niveau sich die Fähigkeit des Beraters befand, den menschlichen Gesichtsausdruck zu deuten, setzte Flinx seinen unschuldigsten auf.
»Die Abteilung für Astronomie im Commonwealth-Wissenschaftsinstitut jedenfalls ist der Ansicht, dass es sich so verhält.« Behutsam setzte Druvenmaquez sein Trinkgefäß ab. »Sie sprachen Pater Bateleur gegenüber von einem großen Bösen, ›dort draußen‹. Keine besonders wissenschaftliche Beurteilung. Wissenschaftler aus dem Bereich der Astronomie und der Ethik haben selten Anlass, sich gegenseitig zu Rate zu ziehen.
Wie auch immer, die betreffende Himmelssektion ist Ort eines kosmologischen Phänomens, das seit einiger Zeit als die Große Leere bekannt ist. Der Einfachheit halber will ich mich im weiteren Verlauf dieses Gesprächs auf menschliche Begrifflichkeiten und Beschreibungen beschränken.
Bei der Großen Leere handelt es sich um einen Bereich des Kosmos, der nicht eine der normalen astronomischen Erscheinungen aufweist. Keine Sterne, keine Planeten, keine Nebel. Kein Licht. Was sich jenseits von ihr befinden könnte, ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen. Wir haben keine Möglichkeit, es herauszufinden, da die Leere von einer gewaltigen Konzentration dunkler Materie verdeckt wird, die zum größten Teil aus festen, massiven, elektrisch aufgeladenen Teilchen besteht, die bei der Entstehung des Universums zurückgeblieben sind. Sie werden in der gängigen menschlichen Terminologie ›Champs‹ genannt.
Das Ergebnis ist eine Gravitationslinse von beispiellosem Ausmaß, die praktisch jegliches Licht in der Nähe ablenkt. Untersuchungen des nicht sichtbaren Spektrums haben sich als ähnlich ineffektiv erwiesen, um herauszubekommen, was sich hinter dieser Linse befindet … falls dort überhaupt irgendetwas ist.
Sie erwähnten Pater Bateleur gegenüber, dass Sie einen ›Stoß‹ gespürt hätten, kurz bevor Sie dieses Böse bemerkten. Das lässt jemanden mit viel Fantasie unweigerlich darüber mutmaßen, ob eine Gravitationslinse imstande ist, Gedanken oder Wahrnehmungen ebenso abzulenken wie Licht. Oft habe ich die Menschen von der ›Schwere der Gedanken‹ eines anderen sprechen hören, ohne zu ahnen, dass ich eines Tages genötigt sein würde, diese Redewendung wörtlich zu nehmen.«
Der Thranx machte eine kleine Pause. »Aber das alles ist hochgradige Spekulation. In meinem Alter ein ganz reizvolles Hobby. Aus der tiefergehenden Beschäftigung mit den Dingen erwächst stets die Notwendigkeit, nach immer neuen Zusammenhängen zu suchen, um mit weiteren Vermutungen voranschreiten zu können. Und von meiner Begegnung mit Ihnen erhoffe ich mir einiges an Aufschlüssen, wenn nicht sogar gänzliche Klärung. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus dürfte diese Leere eigentlich überhaupt nicht existieren. Selbst unter Annahme eines Universums, in dem Materie sich nicht gleichmäßig verteilt, sollte ein leerer Raumsektor dieser Ausdehnung im Grunde nicht im Bereich des Möglichen liegen.
Dennoch gibt es sie offenkundig. Und Sie haben in Ihrem Gespräch mit Pater Bateleur behauptet, dass irgendetwas Böses in ihr lauert, obwohl unsere Instrumente zu dem Ergebnis kamen, dass sie ganz und gar inhaltslos ist. Abgesehen von dieser Behauptung war Ihre Positionsbestimmung der Großen Leere zutreffend und stimmt zudem mit den neuesten Fakten und Hypothesen überein, von denen jetzt einige der unbedarften Bevölkerung öffentlich gemacht werden müssen. Wenn der mentale ›Stoß‹, den Sie, wie Sie sagen, erhielten, in irgendeiner Weise mit der Position der ausgemachten Gravitationslinse korrespondiert, dann gründet der Rest Ihrer Geschichte möglicherweise auf etwas weitaus Handfesterem als reiner Metaphysik. Und nun heraus mit der Sprache: Woher wissen Sie von all diesen Dingen?«
Flinx antwortete ohne Zögern. »Ich habe meine Quellen.« Na bitte, das sollte ihn zufrieden stellen! Und das, ohne irgendetwas preiszugeben.
»Ah. Die Antwort, die keine Antwort gibt. Machen wir einen zweiten Versuch. Sie sind Eigentümer eines KK-Schiffs. Die
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