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Der gute Mensch von Sezuan

Der gute Mensch von Sezuan

Titel: Der gute Mensch von Sezuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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mit der Behörde auf gutem Fuß zu stehen.
    DER POLIZIST tritt ein: Sie sind sehr gütig, Herr Shui Ta. Ja, hier ist es wirklich kühl.
    DER MANN leise: Er nimmt ihn extra herein, damit der Junge ihn nicht stehen sieht.
    SHUI TA Gäste! Entfernte Bekannte meiner Kusine, wie ich höre. Sie sind auf einer Reise begriffen. Man verbeugt sich. Wir waren eben dabei, uns zu verabschieden.
    DER MANN heiser: Ja, da gehen wir also.
    SHUI TA Ich werde meiner Kusine bestellen, daß Sie ihr für das Nachtquartier danken, aber keine Zeit hatten, auf ihre Rückkehr zu warten.
    Von der Straße Lärm und Rufe: »Haltet den Dieb!«
    DER POLIZIST Was ist das?
    In der Tür steht der Junge. Aus der Bluse fallen ihm Fladen und kleine Kuchen. Die Frau winkt ihm verzweifelt, er solle hinaus. Er wendet sich und will weg.
    DER POLIZIST Halt du! Er faßt ihn. Woher hast du die Kuchen?
    DER JUNGE Von da drüben.
    DER POLIZIST Oh. Diebstahl, wie?
    DIE FRAU Wir wußten nichts davon. Der Junge hat es auf eigene Faust gemacht. Du Nichtsnutz!
    DER POLIZIST Herr Shui Ta, können Sie den Vorfall aufklären?
    Shui Ta schweigt.
    DER POLIZIST Aha. Ihr kommt alle mit auf die Wache.
    SHUI TA Ich bin außer mir, daß in meinem Lokal so etwas passieren konnte.
    DIE FRAU Er hat zugesehen, als der Junge wegging!
    SHUI TA Ich kann Ihnen versichern, Herr Polizist, daß ich Sie kaum hereingebeten hätte, wenn ich einen Diebstahl hätte decken wollen.
    DER POLIZIST Das ist klar. Sie werden also auch verstehen, Herr Shui Ta, daß es meine Pflicht ist, diese Leute abzuführen. Shui Ta verbeugt sich. Vorwärts mit euch! Er treibt sie hinaus.
    DER GROSSVATER friedlich unter der Tür: Guten Tag.
    Alle außer Shui Ta ab. Shui Ta räumt weiter auf. Eintritt die Hausbesitzerin.
    DIE HAUSBESITZERIN So, Sie sind dieser Herr Vetter! Was bedeutet das, daß die Polizei aus diesem meinem Haus Leute abführt? Wie kommt Ihre Kusine dazu, hier ein Absteigequartier aufzumachen? Das hat man davon, wenn man Leute ins Haus nimmt, die gestern noch in Fünfkäschkämmerchen gehaust und vom Bäcker an der Ecke Hirsefladen erbettelt haben! Sie sehen, ich weiß Bescheid.
    SHUI TA Das sehe ich. Man hat Ihnen Übles von meiner Kusine erzählt. Man hat sie beschuldigt, gehungert zu haben! Es ist notorisch, daß sie in Armut lebte. Ihr Leumund ist der allerschlechteste: es ging ihr elend!
    DIE HAUSBESITZERIN Sie war eine ganz gewöhnliche …
    SHUI TA Unbemittelte, sprechen wir das harte Wort aus!
    DIE HAUSBESITZERIN Ach, bitte, keine Gefühlsduseleien! Ich spreche von ihrem Lebenswandel, nicht von ihren Einkünften. Ich bezweifle nicht, daß es da gewisse Einkünfte gegeben hat, sonst gäbe es diesen Laden nicht. Einige ältere Herren werden schon gesorgt haben. Woher bekommt man einen Laden? Herr, dies ist ein respektables Haus! Die Leute, die hier Miete zahlen, wünschen nicht, mit einer solchen Person unter einem Dach zu wohnen, jawohl. Pause. Ich bin kein Unmensch, aber ich muß Rücksichten nehmen.
    SHUI TA kalt: Frau Mi Tzü, ich bin beschäftigt. Sagen Sie mir einfach, was es uns kosten wird, in diesem respektablen Haus zu wohnen.
    DIE HAUSBESITZERIN Ich muß sagen, Sie sind jedenfalls kaltblütig!
    SHUI TA zieht aus dem Ladentisch den Mietskontrakt: Die Miete ist sehr hoch. Ich entnehme diesem Kontrakt, daß sie monatlich zu entrichten ist.
    DIE HAUSBESITZERIN schnell: Aber nicht für Leute wie Ihre Kusine!
    SHUI TA Was heißt das?
    DIE HAUSBESITZERIN Es heißt, daß Leute wie Ihre Kusine die Halbjahresmiete von 200 Silberdollar im voraus zu bezahlen haben.
    SHUI TA 200 Silberdollar! Das ist halsabschneiderisch! Wie soll ich das aufbringen? Ich kann hier nicht auf großen Umsatz rechnen. Ich setze meine einzige Hoffnung darauf, daß die Sacknäherinnen von der Zementfabrik viel rauchen, da die Arbeit, wie man mir gesagt hat, sie sehr erschöpft. Aber sie verdienen schlecht.
    DIE HAUSBESITZERIN Das hätten Sie vorher bedenken müssen.
    SHUI TA Frau Mi Tzü, haben Sie ein Herz! Es ist wahr, meine Kusine hat den unverzeihlichen Fehler begangen, Unglücklichen Obdach zu gewähren. Aber sie kann sich bessern, ich werde sorgen, daß sie sich bessert. Andrerseits, wie könnten Sie einen besseren Mieter finden als einen, der die Tiefe kennt, weil er aus ihr kommt? Er wird sich die Haut von den Fingern arbeiten, Ihnen die Miete pünktlichst zu bezahlen, er wird alles tun, alles opfern, alles verkaufen, vor nichts zurückschrecken und dabei wie ein Mäuschen sein, still wie eine Fliege, sich

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