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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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Heilsames zugrunde läge? Sie mögen jetzt sagen: Die Menschen suchen bei einem Psychologen dessen Wissen, nicht die Fremdheit. Doch diejenigen unter Ihnen, die mit einem Psychologen als Familienmitglied geschlagen sind, werden bestätigen, dass es vergeblich ist, ihn oder sie mit Ihren Problemen zu behelligen. Zu einem Therapiegespräch wird es nicht kommen. Es wird keine Erleichterung geben. Ihre Verwandten und Freunde sind in Ihr Leben eingebunden. Die Verwicklung mit Ihnen ist teilweise eine Verwicklung mit sich selbst, und ihr Blick auf Sie ist daher verzerrt, was zu Verwirrung und Reibung führt – ein Funkenregen, aber weder Licht noch Aufklärung.
    Ein guter Psychologe ist nicht von der Menschheit besessen, wird er später hinzufügen. Bitte, all die Menschenfreunde mögen ans Krankenbett eilen, all die mit dem blutenden Herzen und die Altruisten, die zerbrechlichen Egos unter Ihnen, die im Lichte der Dankbarkeit eines anderen nach tiefer Sonnenbräune trachten, die Händler von Geheimnissen, bitte treten Sie näher – an dieser Stelle wedelt er dramatisch mit den Händen (Pädagogik ist Theater, erzählt er Nina gerne, und nicht nur in dem Sinne, dass es sich um eine Täuschung handelt). Ein guter Psychologe, wird er fortfahren, ist Menschen gegenüber ambivalent, denn er kennt ihre verräterische Natur, ihr Potenzial zu Zerstörung, Selbsttäuschung und Betrug. Ein guter Psychologe strebt nach vollkommener Präsenz und danach, sich im Raum des Inneren korrekt zu bewegen. Seine Vernarrtheiten behält er besser für sich.

    »Tänzerin. Sie sind heute hierhergekommen, damit ich Ihnen helfe, auf die Bühne zurückzukehren?«
    »Ja. Ich versuche an den meisten Abenden, in den Club zu gehen. Ich bin an der Bar. Ich helfe da und dort. Aber ich kann nicht tanzen.«
    »Und dies ist das erste Mal, dass Ihnen so etwas zustößt?«
    »Was meinen Sie mit ›so etwas‹?«
    »Ein Gefühl von Angst und Schrecken – Übelkeit und Verwirrung, die Sie aus heiterem Himmel überfallen, schlagartig. «
    Sie kratzte sich im Gesicht, und ihre Blicke zuckten durch den Raum, ziellos und verängstigt wie ein in die Falle geratener Vogel. »Ja … mmmh, ja.«
    »Wer, glauben Sie, hat Ihnen etwas in den Drink getan?«
    »Wissen Sie, wem dieser Stripclub in der Stadt gehört?«
    »Nein.«
    »Dem russischen Mob.«
    »Der russische Mob hat Ihnen etwas in den Drink getan?«
    Sie schwieg.
    »Gibt es dort jemanden, der Ihnen Böses will?«
    Plötzlich weinte sie. Ihre Augen röteten sich. Ihre Schultern bebten. Er wartete ab. Schließlich beugte er sich zu ihr und reichte ihr ein Taschentuch. Er merkte sich diesen Moment. Tränen sind die Blutspur, die zur Leiche im Gebüsch führt.
    »Ist es möglich, dass wir gar nicht von Drogen sprechen? Die Erfahrung einer Panikattacke ist sehr verstörend und abrupt, ohne erkennbaren Grund. Es gibt eine natürliche Neigung, einen äußeren Grund für diese Gefühle zu suchen.«
    »Sie glauben, ich sei verrückt?«
    »Ich weiß nicht, was das ist.«
    »Sie sind Psychologe und wissen nicht, was verrückt ist?«

    »Verrückt bedeutet geisteskrank. Geisteskrankheit ist ein Rechtsbegriff. Wir gebrauchen ihn nicht.«
    »Ich bin nicht verrückt.«
    »Wir sind hier nicht vor Gericht.«
    Er sah sie prüfend an, ob seine Schonungslosigkeit sie beleidigt habe, doch sie redete weiter: »Ich werde als wichtigste Tänzerin herausgestellt. Ich habe vor einem Jahr angefangen und bin bereits die Hauptattraktion. Mein Boss sagt, ich sei die Beste. Ich mache jeden Abend Hunderte von Dollars. Aber ich schlafe lange. Wir müssen uns nachmittags treffen.«
    »Gewöhnlich höre ich um drei Uhr auf.«
    »Ich schaffe es frühestens um vier.«
    Er nickte. »Dann können wir uns um vier sehen.«
    »Sie würden meinetwegen länger bleiben?« Ihre Stimme zitterte an den Rändern.
    »Ich bin flexibel. Vier Uhr ist immer noch im Rahmen.«
    »Danke«, sagte sie.
    »Die Art und Weise, wie ich bei meiner Behandlung vorgehe, ist anspruchsvoll und intensiv. Sie werden üben müssen, lesen und zu Hause arbeiten. Wir liegen nicht auf der Couch und diskutieren über Bettnässen und Träume.«
    »Ich kann arbeiten. Ich bin dazu bereit.«
    »In Ordnung.«
    »Warum ist mir das passiert, diese Panik?«
    »Alle bedeutsamen Ereignisse haben viele Gründe, niemals nur einen. Aber das ist jetzt nicht so wichtig.«
    »Nicht so wichtig?«
    »Sie müssen nicht wissen, was einen Platten verursacht hat. Sie müssen nur das Loch finden und flicken.

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