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Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist

Titel: Der gute Psychologe - Shpancer, N: Der gute Psychologe - The good Psychologist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Shpancer
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Sie können einen Einbrecher aus dem Haus jagen, ohne zuerst herauszufinden, wie und warum er eingebrochen ist.«

    Sie sah ihn mit misstrauisch gerunzelten Brauen an. Sie nickte langsam. Sie standen auf, und er öffnete die Tür. Auf dem Weg hinaus drehte sie sich um und stand vor ihm. Zu nah, dachte er. Ihre Brüste wölbten sich unter der Bluse.
    »Sie können mir wirklich helfen?«
    »Nein«, sagte er, »aber ich kann Sie bei einem Prozess unterstützen, in dem Sie lernen, sich selbst zu helfen.«
    Er streckte die Hand aus. Sie ergriff sie. Ihre Handfläche war trocken und weich.
    »Nächsten Freitag, vier Uhr«, sagte er, und sie ging.
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und rief Nina an.
    »Dr. Michaels«, meldete sie sich.
    »Dr. Michaels«, erwiderte er in leise spöttischem Ton.
    »Ah, du bist es.« Ihre Stimme hellte sich auf.
    »Dr. Michaels, ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Bete«, sagte sie.
    »Zu wem? Gott? Nun ja, tatsächlich hatte ich vor Jahren etwas mit ihr. Wir waren beide betrunken. Zumindest war ich es. Wie auch immer, wir verbrachten die Nacht zusammen. Am nächsten Morgen verschwand sie und rief nie wieder an. Hinterließ nicht einmal eine Nummer, und ich habe sie seither nicht mehr gesehen. In Wahrheit hege ich immer noch einen Groll, aber ich habe gelernt zu vergessen, loszulassen …«
    »Ich kann nicht glauben, dass man dir die Zulassung erteilt hat«, lachte sie. »Wenn deine Klienten wüssten, mit wem sie es zu tun haben …«
    »Mit wem haben sie es denn zu tun?«
    »Mit jemandem, der das Wort Gott hört und es mit Sex in Verbindung bringt. Es ist beängstigend.«
    »Dich bringe ich auch mit Sex in Verbindung. Ist das nicht beängstigend?«

    »Wir waren nicht betrunken, und ich bin nicht verschwunden. «
    »Du bist verschwunden.«
    »Ich bin nicht verschwunden. Ich bin weggegangen.«
    »Objektiv betrachtet, ja, doch auf der Ebene subjektiver Betrachtung …«
    Sie schwieg.
    »Ich war verliebt.« Seine Stimme krächzte.
    Ein kurzes Schweigen. Ihre Stimme wurde weicher: »In gewisser Weise werde ich immer dein sein. Das weißt du.«
    »In gewisser Weise. Ja. Ja.«
    Eine lange Pause.
    Ihre Stimme wurde noch weicher: »Hey, du, es ist gut, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?«
    »Ganz gut. Ein geschäftiger Tag. Eine geschäftige Woche.«
    »Du nimmst zu viel an. Eine hypomanische Episode?«
    »Klar. Du durchschaust mich einfach. Du wirst es in dieser Branche noch weit bringen.«
    »Dann macht das wenigstens einer von uns.«
    »Ich habe einen neuen Fall, eine Stripperin mit Bühnenangst. «
    »Mach keine Witze.«
    »Ich meine es ernst. Fünfundzwanzig Jahre alt, ein bisschen Borderline, aber nicht ganz, neurotisch, nicht psychotisch, weint leicht, Rehblick, aber nicht leer, steht zu dicht vor einem, verängstigt. Kindheitstrauma, wenn ich raten müsste.«
    »Drogen?«
    »In den Fragebogen bestreitet sie es, ist aber wahrscheinlich. Ich werde später darauf zurückkommen.«
    »IQ?«
    »Normal, wie es scheint. Hat die Highschool abgeschlossen,
nicht dass das etwas zu bedeuten hätte; kampflustig, aber ungeschliffen. «
    »Auftreten?«
    »Extrovertiert. Nicht ungepflegt. Dick geschminkt. Und frag nicht nach den Absätzen.«
    »Blickkontakt?
    »Kommt und geht.«
    »Attraktiv? Flirtet sie?«
    »Kindlich. Vorsichtig.«
    »Beziehung?«
    »Alleinstehend. Genaueres muss ich noch herausfinden.«
    »Du wirst meine Hilfe brauchen.«
    »Ich werde deine Hilfe brauchen.«
    »Wie wirst du mich für meine Dienste bezahlen?«
    »Du bekommst Anerkennung. Du tust damit Gutes in der Welt. So etwas ist dir wichtig, wenn ich mich recht erinnere.« »Ja. Ja, aber ich benötige auch eine konkrete Vergütung. Ich werde darüber nachdenken.«
    »Was immer du willst.«
    »Ich muss los und Billie vom Hort abholen. Wir sprechen uns später.«
    »Du hättest mich heiraten sollen.«
    »Du lässt nicht locker.«
    »Wir diskutieren hier über dich. Wechsle nicht das Thema.«
    »Ich muss los. Ich habe dir ein Bild von Billie gemailt.«
    »Tolles Kind; ähnelt seiner Mutter.«
    »Mach, dass du nach Hause kommst, du.«
    »Nach Hause, ja. Wiedersehen.«
     
    Sie hatten sich vor fünf Jahren in dem Krankenhaus kennengelernt, in dem er gearbeitet hatte, bis er der endlosen, stets
in einer Sackgasse mündenden Konferenzen und Korridore müde geworden war und im Herzen der Stadt unter dem großen Namen seine eigene kleine Praxis eröffnet hatte. Sie war im Zuge eines Postdoktorandenstipendiums in die Abteilung zur Behandlung

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