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Der Hauch Des Bösen: Roman

Titel: Der Hauch Des Bösen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb , Uta Hege
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meinem Licht verbunden, hätte es für alle Zeit bewahrt und ihm auf diese Weise Unsterblichkeit verliehen. Sie alle leben jetzt in mir. Und wenn noch das letzte Licht hinzukommt, wird mein Werk vollendet sein. Dann werde ich alles wissen, was sie jemals wussten. Die gesamte Menschheit wird mich kennen. Und zwar für alle Zeiten.«
    »Verstanden. Rekorder aus.«
    »Dann kann ich jetzt also gehen?«
    »Nein, tut mir leid. Sie werden noch mit ein paar anderen Leuten reden, ihnen diese Dinge erklären müssen.«

    »Oh, okay.« Er sah sich verwirrt im Zimmer um. »Aber ich muss bald zurück zu meiner Arbeit.«
    Die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn war schmal und rutschig, erkannte Eve.
    Gerry hatte sie eindeutig überschritten, und selbst wenn er noch funktionieren, planen, Bilder machen konnte, würde er das von nun an bis ans Ende seines Lebens in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt tun.
    »Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauern wird«, fügte er hinzu, als ein Beamter kam, um ihn zurück in seine Zelle zu begleiten.
    Als Eve sitzen blieb, schenkte Peabody zwei Becher Wasser ein und trat damit zu ihr an den Tisch. »Mein Dad hat immer Zeichentrickfilme geliebt. An einen kann ich mich erinnern, in dem es eine verrückte, sprechende Katze gab. Sie war völlig durchgeknallt, und um das zu zeigen, flogen ständig irgendwelche zwitschernden kleinen Vögel um ihren Kopf.«
    Während sie an ihrem Becher nippte, starrte ihre Vorgesetzte weiter blind auf den Tisch. »Um seinen Kopf habe ich gerade ebenfalls lauter kleine Vögel fliegen sehen, selbst wenn das Ganze viel zu traurig und zu schrecklich für kleine Vögel ist.«
    »Manchmal macht man seine Arbeit und bringt einen Fall zum Abschluss, ohne dass man die Tür ganz hinter sich schließen kann. Ich nehme an, dass das hier einer dieser Fälle ist. Roarke hatte eindeutig Recht. Er kann einem richtiggehend leidtun. Es ist einfacher, wenn Täter böse, gierig oder halt durch und durch verdorben sind. Wenn einem ein Täter leidtut, bleibt die Tür am Ende einen Spaltbreit auf.«

    »Sie sollten nach Hause fahren, Dallas. Das sollten wir alle.«
    »Ja, das sollten wir.« Sie rieb sich die Augen wie ein müdes Kind.
    Trotzdem schrieb sie erst ihren Bericht und speicherte ihn in der Hoffnung ab, die Tür dadurch etwas mehr zu schließen. Die Polizeipsychologen und die Seelenklempner, die Gerry womöglich sogar selber engagieren würde, hätten mit ihm ein leichtes Spiel.
    Aus der geschlossenen Anstalt käme er hundertprozentig nie wieder heraus.
     
    Auf dem Heimweg fuhr sie noch am Krankenhaus vorbei. Während Trueheart wie ein Baby schlief, zeichneten die Monitore, an die er angeschlossen war, seinen gleichmäßigen Pulsschlag auf. Baxter hockte zusammengesunken auf einem Stuhl neben dem Bett und schnarchte wie ein Bär.
    Lautlos betrat sie das Zimmer, stellte sich ein paar Minuten neben das Bett und beobachtete Trueheart. Sein Gesicht hatte wieder eine gesunde Farbe, und er atmete ruhig und gleichmäßig.
    Am Geländer seines Betts war ein Ballon in Form eines riesengroßen Busens festgebunden.
    Sie rüttelte Baxter an der Schulter, und mit einem erschreckten Schnaufen brach sein Schnarchen ab. Als er ruckartig den Kopf hob und nach seiner Waffe griff, flüsterte sie leise: »Immer mit der Ruhe. Ich bin’s nur.«
    »Ist mit dem Jungen alles in Ordnung?« Er richtete sich auf. »Scheiße. Ich bin eingeschlafen.«
    »Das habe ich bemerkt. Es ist das reinste Wunder,
dass der arme Trueheart von Ihrem lauten Sägen nicht längst wach geworden ist. Fahren Sie nach Hause, Baxter.«
    »Ich wollte nur noch eine Zeit lang bei ihm sitzen, um zu gucken... Aber dann bin ich anscheinend einfach eingepennt.«
    »Fahren Sie nach Hause«, wiederholte sie. »Hauen Sie sich ein paar Stunden aufs Ohr. Morgen früh wird er sowieso entlassen. Dann kommen Sie am besten wieder und fahren ihn heim. Ich sage auf dem Revier Bescheid, dass mit Ihnen erst am frühen Nachmittag zu rechnen ist.«
    »Ja.« Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Das ist nett. Er hat seine Sache wirklich gut gemacht, nicht wahr?«
    »Ja, er hat seine Sache gut gemacht.«
    »Und was ist mit Stevenson?«
    »Er sitzt inzwischen in der Psychiatrie.«
    »Tja.« Schwerfällig stand Baxter auf. »Dann gibt es wohl für uns nichts mehr zu tun.«
    »Nein, es gibt für uns nichts mehr zu tun«, stimmte sie ihm zu, nahm jedoch, nachdem Baxter gegangen war, selbst für eine Stunde neben dem Bett von Trueheart

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