Der Healing Code
denken, Amylase auszuschütten, um Zucker abzubauen. Oder
Lipase, um Fett aufzuspalten. Sie müssen nicht daran denken, mehr Insulin zu
produzieren, um einen erhöhten Zuckerkonsum zu kompensieren. Sie denken nicht
daran, dass Ihre Nieren jetzt überschüssiges Natrium loswerden müssen, weil Sie
Ihr Essen nachgesalzen haben. Sie denken weder daran, dass Ihre Leber die
Pestizide, die im Gemüse waren, entgiften muss, noch daran, dass Ihr
Immunsystem die Bakterien unschädlich machen muss, die sich ebenfalls im Essen
befanden. Wir könnten endlos weitermachen, aber Sie merken schon, worauf es
hinausläuft. Fast alles, was in Ihrem Körper vor sich geht, läuft automatisch
ab. Sie müssen nicht darüber nachdenken. Ist das nicht wunderbar? Der Tag hätte
nämlich nicht genug Stunden, wenn Sie sich darum kümmern müssten, all diese
Dinge in die Wege zu leiten!
Gleichgewicht
ist das A und O
In einem gesunden Körper
befinden sich die beiden Gegenspieler, die Teil des autonomen Nervensystems
sind, im Gleichgewicht. Der Parasympathikus ist mit Wachstum, Gesunderhaltung
und «Wartung» des Körpers befasst. Dazu gehören die automatischen Abläufe, über
die wir eben gesprochen haben.
Der Sympathikus kommt viel
seltener zum Einsatz, und doch spielt er eine gewichtige Rolle für Gesundheit
und Krankheit. Er ist ¡ das «Kampf oder Flucht»-System. Unser Feueralarm. Es
geht ihm darum, unser Leben zu retten. Am besten lässt auch er sich mit einem
Auto vergleichen, mit dem wir unterwegs sind. Wir betätigen die meiste Zeit
über das Gaspedal, aber die Bremsen können uns das Leben retten.
Wenn wir in den
Kampf-oder-Flucht-Modus wechseln, laufen viele Dinge gleichzeitig ab. Die
Durchblutung verändert sich. Das Blut fließt nicht mehr in den Magen, um unsere
letzte Mahlzeit zu verdauen. Es fließt auch nicht mehr in die beiden
Stirnlappen des Gehirns, wo das kreative Denken «passiert». Der Löwenanteil
Ihres Bluts geht nun an die Muskeln, denn unser Körper glaubt, dass er noch
erbitterter kämpfen oder noch schneller laufen muss als das, was auch immer
gerade unser Leben bedroht. Wir müssen also in diesem Augenblick nicht das
Essen in unseren Eingeweiden verdauen oder die Leber von Toxinen befreien, den
Elektrolythaushalt der Nieren ausgleichen oder kreativ denken, denn wenn wir
die nächsten paar Minuten nicht überleben, spielt all das ohnehin keine Rolle
mehr. Wieder einmal werden diese Vorgänge ganz von selbst in Gang gesetzt.
Das
kritische Stressniveau der Zellen
Obwohl all diese Veränderungen
dazu ausgelegt sind, Ihr Leben zu retten, können sie — wenn sie durch
anhaltenden Stress über längere Zeit aufrechterhalten werden — die Organsysteme
schädigen, vor allen anderen und ganz direkt das Immunsystem. Das ist es, was
auf organischer Ebene geschieht. Sprechen wir nun einen Moment darüber, was auf
Zellebene abläuft. Eine gute Freundin von mir ist Ernährungsexpertin und auf
Naturheilkunde spezialisierte Medizinerin. Sie hatte stets Schwierigkeiten zu
verstehen, warum ihre Patienten nicht gesund wurden, wenn sie ihnen die
geeigneten Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe verabreichte. Keine Sorge,
sie gab ihnen schon die richtigen, sie ist eine sehr gute Ärztin. Was sie nicht
ganz durchschaute, waren die Folgen von Stress auf zellulärer Ebene.
Bei der Marine werden alle
Wartungstätigkeiten, Reparaturen und normalen Aktivitäten eingestellt, wenn ein
Schiff angegriffen wird. Selbst Besatzungsmitglieder, die gerade beim Essen
sind oder schlafen, müssen «an die Gefechtsstationen». Wenn der Feueralarm losschrillt
(der Sympathikus), stellen unsere Zellen ihre normale Wachstums-, Heilungs- und
Reparaturaktivität ein. Warum? Feueralarm wird nur in einem Notfall ausgelöst,
in dem die genannten Aktivitäten auch noch eine Weile warten können, während
wir fliehen oder um unser Leben kämpfen. Die Zellen machen buchstäblich die
Schotten dicht, wie ein Schiff, das unter Beschuss liegt. Nichts kann herein
und nichts hinaus. Wenn sich ein Kriegsschiff im Gefechtszustand befindet, wird
man wohl kaum ein Versorgungsschiff breitseits gehen
sehen, um Vorräte aufzunehmen oder den gesammelten Abfall zu löschen. Ganz
ähnlich verweigern unsere Zellen im Stresszustand die Aufnahme von Nährstoffen,
Sauerstoff, Mineralstoffen, essenziellen Fettsäuren und so weiter, und sie
geben auch keine Abbauprodukte und Toxine ab. Alle Aktivitäten werden
eingestellt — bis auf die, die zum
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