Der Healing Code
mich wie Superman — und ich hatte nicht einmal etwas eingeworfen. Ich war
stark, frei, aufgekratzt. Das ist Kraft! Zweitens: Ich bin gesprungen. Wenn Sie
hundert Kinder in meinem damaligen Alter auf ein Dach stellen, wie viele davon,
meinen Sie wohl, werden tatsächlich springen? Wahrscheinlich keines! Selbst
wenn man den Geldbeutel zückt oder sie mit Süßigkeiten oder Videos zu locken
versucht, würden sie wahrscheinlich immer noch nicht springen. Ich will darauf
hinaus, dass eine enorme Kraft nötig ist, um ein Kind dahin zu bringen,
entgegen jedem Instinkt etwas zu tun, das in seinem Herzen ist. Das ist Kraft,
und diese Kraft führt zu Ergebnissen. Das Problem ist nur: Ich bekam nicht das
Ergebnis, das ich mir gewünscht hatte, und natürlich war das Ergebnis auch nicht
von Dauer.
Ich hatte also meine Wahrheit,
die darin bestand, dass ich im Film jemand anderen mit einem Schirm fliegen
sah; mir entging eben nur, dass ein Sprung vom Dach dem unumstößlichen
Naturgesetz der Schwerkraft unterliegt. Wenn ich mich besser informiert und die
Wahrheit erfahren hätte, anstatt unmittelbar nach der Rückkehr aus dem Kino vom
Dach zu springen, dann — davon bin ich heute überzeugt — wäre ich gar nicht
erst gesprungen. Ich hätte in unserem Lexikon nachgeschlagen. Ich hätte
natürlich auch meine Eltern um ihre Meinung gebeten, und wenn ich verzweifelt
genug gewesen wäre, dann auch meinen großen Bruder. Vielleicht hätte ich am
nächsten Tag im Kindergarten meine Erzieherin gefragt, ob sie den Film kenne
und was sie von Sprüngen vom Dach halte. Ich hätte genug wahre Informationen im
Herzen gehabt, sodass diese Lüge nicht mehr dort gewesen wäre — ebenso wenig
wie die Fähigkeit, mir selbst ziemlich wehzutun.
Das
fehlende Stück
Vielleicht haben Sie schon
gemerkt, dass noch etwas fehlt. Lassen Sie uns deshalb an dieser Stelle alles
noch einmal zusammenfassen. Erstens müssen wir wissen, welche Ergebnisse wir
uns wünschen. Zweitens ist eine gewisse Kraft die Voraussetzung dafür, diese
Ergebnisse erreichen zu können. Drittens setzt der Glaube diese Kraft frei. Und
viertens müssen wir an die Wahrheit glauben, um dauerhaft die Ergebnisse zu
erzielen, die wir uns wünschen. Was fehlt also? Es liegt in Traceys fünf
Worten. Wissen Sie noch? «Ich kann damit nichts anfangen.» Mit anderen Worten:
Wir verfügen über die Wahrheit, die wir brauchen, um dauerhafte Ergebnisse
erreichen zu können, und setzen trotzdem keine Kraft frei. Das war es, was
Tracey bis zum Frühling 2001 erlebte. Und es ist auch das wichtigste Thema in
diesem Buch. Die meisten Menschen haben Zugang zu mehr Wahrheiten als je zuvor,
besonders in Zeiten des Internets. Das sollte eigentlich mehr dauerhafte
Ergebnisse als je zuvor mit sich bringen, aber das ist nicht der Fall. Ja, wir
werden älter als früher, manchmal viel älter. Aber wir werden auch kränker und
kränker.
Mich rief einmal ein Vater an,
dessen Sohn seit Jahren mit Asthma zu kämpfen hatte. Er erzählte, dass in der
Klasse seines Jungen auch viele andere Kinder dieses Problem hätten, und nicht
nur in seiner Klasse, sondern in allen anderen Klassen der gesamten Schule.
Vielleicht wissen Sie es nicht, aber vor Jahren war Asthma noch ein recht
seltenes Phänomen. Heute ist es an der Tagesordnung. Vorjahren hatte auch noch
niemand von ADS bzw. ADHS gehört. Heute ist es an so gut wie jeder Schule
weltweit ein großes Problem. 1971 erklärte US-Präsident Richard Nixon dem Krebs
den Krieg. Damals stand Krebs an achter oder neunter Stelle der
Haupttodesursachen in den USA. 2009 war Krebs an die zweite Stelle vorgerückt
(hinter Herzkrankheiten). Wir sind dabei, den Krieg zu verlieren, und nicht nur
an Krankheiten des Körpers. Psychische Erkrankungen sind seit Jahren auf dem
Vormarsch. Erst neulich hörte ich von einer Bekannten, dass fast alle Frauen
aus ihrem Bibelkreis entweder Antidepressiva oder Beruhigungsmittel nähmen. Bis
vor kurzem war Valium das meistverschriebene Medikament aller Zeiten. Und
Beziehungen sind in einem Maße austauschbar geworden, dass man dafür vor einer
Reihe von Jahren noch von der Gesellschaft geächtet worden wäre.
Wie kann all das geschehen,
obwohl wir so große medizinische Fortschritte machen? Sie sollten es
mittlerweile wissen — weil diese Fortschritte nichts mit der Wurzel des
Problems zu tun haben. Die Wurzel sind destruktive Zellerinnerungen. Die
Gesellschaft überschwemmt jeden Einzelnen von uns tagtäglich im Fernsehen,
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