Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
 

 
      1. Kapitel Ein seltsames Gerücht  
     
    Wir saßen im Zug nach Bombay, in einem Abteil erster Klasse. In Nahidpur waren zwei Engländer zugestiegen. Sie waren zugeknöpft und schweigsam. Sie boten die Tageszeit beim Einsteigen, sprachen aber dann stundenlang kein Wort, weder miteinander noch mit uns.  
      Ich machte mir meine Gedanken über sie. Was mochten sie im Leben darstellen? Waren es hohe Beamte, denen wir nicht vornehm genug aussahen? Der Zugschaffner hatte sie beim Betreten des Wagens mit ganz besonderer Zuvorkommenheit behandelt.  
      Erst als wir uns Indore näherten, der Hauptstadt des kleinen Vasallenstaates gleichen Namens, sagte der ältere der beiden zu seinem Begleiter:  
      „Ich bin gespannt, Connor, ob Harriet seinen Bericht aufrecht erhalten kann. Manchmal habe ich die Vermutung, daß er etwas unter dem tropischen Klima gelitten hat." Dabei huschte ein ganz feines ironisches Lächeln über das sonst starre Gesicht.  
      „Verzeihung, Sir John," sagte der mit Connor Angesprochene höflich, „der Bericht enthält als Anlage ein Protokoll, das eine Anzahl angesehener Kaufleute und Beamte unterschrieben haben. Etwas Wahres muß schon an dem 'Geisterzug' sein, der seit kurzem die Gemüter in Aufregung versetzt hat."  
      Der ältere Engländer warf seinem Begleiter einen unwilligen Blick zu und deutete dabei mit dem Kopfe verstohlen nach der Richtung, wo wir saßen. Nach einer kleinen Pause sagte er:  
      „Wir werden ja alles selber sehen, Connor. Ich vermute, daß hinter der Sache eine Bande steckt, die den furchtsamen Bewohnern ein abscheuliches Theater vorführt, um leichter ein bestimmtes Ziel erreichen zu können. Der Bericht enthielt ja sogar die Bemerkung, daß die eingeborenen Polizisten nicht wagten, dem Reiterzug zu folgen."  
      „Aber fünf britische Polizisten, die sich mutig an die Aufklärung der Sache wagten, sind spurlos verschwunden — bis jetzt," sagte Connor leise.  
      Die beiden Herren flüsterten nur. Trotzdem hatten wir mit unserem durch das Urwaldleben geschärften Gehör jedes Wort verstanden.  
      Rolf blickte mich an. Ich nickte ihm unmerklich zu. Wir verstehen uns, wenn es sein muß, auch ohne Worte.  
      Die Erwähnung eines Geisterzuges, der anscheinend eine ganze Stadt in Unruhe versetzt hatte, mußte uns aufhorchen lassen.  
      Der jüngere der beiden Engländer hatte unseren Blick wohl bemerkt und richtig gedeutet. Er musterte uns scharf. Plötzlich weiteten sich seine Augen, als sein Blick auf den alten, silbernen Gürtel fiel, den Rolf einmal im Urwalde von einem Oberpriester zum Geschenk erhalten hatte.  
      Mit einem zweiten Blick überzeugte er sich, daß er sich nicht getäuscht hatte, dann wandte er sich dem älteren Herrn zu und hauchte ganz leise ein paar Worte, die ich nicht verstand.  
      Der Angesprochene machte ein erstauntes Gesicht, musterte uns jetzt ebenfalls, nickte und sprach Rolf höflich an:  
      „Verzeihung! Habe ich das Vergnügen mit Herrn Torring? Sir John Barrington. Ich bin der Resident von Indore."  
      „Sehr angenehm, Sir John," sagte Rolf, erhob und verbeugte sich, „ich heiße Rolf Torring. Hier ist mein Freund Hans Warren."  
      Mit jugendlicher Elastizität sprang Sir John auf und streckte uns die Hände entgegen. Dann stellte er uns seinen Begleiter vor:  
      „Colonel Mac Connor, mein Adjutant!"  
      Auch Connor reichte uns die Hand.  
      „Haben die Herren im Augenblick bestimmte Pläne?" fragte der Resident.  
      „Bisher noch nicht" lächelte Rolf. „Aber jetzt hätte ich fast Lust, mir den 'Geisterzug' anzusehen, der Indore zu beunruhigen scheint."  
      „Sie haben unser Gespräch gehört," meinte Sir John. „Da brauche ich meine Bitte ja gar nicht auszusprechen. Ich nehme als sicher an, daß Sie die Aufklärung des Geheimnisses, das sich hinter dem 'Geisterzug' verbirgt, selbst interessiert. Würden Sie in Indore mit aussteigen?"  
      „Sehr gern, Sir John," nickte Rolf. „Wissen Sie über den Zug noch etwas Näheres?"  
      „Selbstverständlich, Herr Torring," rief der Resident eifrig. „Vielleicht halten Sie den Herren einen kleinen Vortrag über die seltsame Meldung, lieber Connor, die wir von James Harriet, dem Chef der Geheimen Polizei in Indore, erhielten. Wir befinden uns seit ein paar Wochen auf einer Reise, die halb Urlaubsreise ist, halb einer geheimen Mission gilt. In Nasirabad erreichte uns der Bericht Harriets. Erzählen Sie, lieber

Weitere Kostenlose Bücher