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Murray,Paul

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Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 1)
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Paul
Murray
     
    SKIPPY STIRBT – Teil 1
    Hopeland
     
    Aus
dem Englischen von Rudolf Hermstein und Martina Tichy
     
     
    Skippy
und Ruprecht sitzen eines Abends im Ed's und tragen ein Doughnut-Wettessen aus,
als Skippy auf einmal blauviolett anläuft und vom Stuhl fällt. Es ist ein
Freitag im November, und das Ed's ist nur halb voll; falls Skippy ein Geräusch
macht, während er auf den Boden kippt, achtet niemand darauf. Und Ruprecht ist
zunächst auch nicht sonderlich besorgt; er freut sich sogar, denn das bedeutet,
dass er, Ruprecht, das Wettessen gewonnen hat, das sechzehnte in Folge, wodurch
er wieder ein Stück an den Allzeitrekord heranrückt, den Guido »Die Drüse«
LaManche hält, vom Absolventenjahrgang 1993 des Seabrook College.
    Abgesehen
von seiner Genialität - er ist wirklich ein Genie -, hat Ruprecht nicht allzu
viel vorzuweisen. Als chronisch übergewichtiger Junge mit Hamsterbacken ist er
schlecht im Sport und auch auf den meisten anderen Gebieten, auf denen
komplizierte mathematische Gleichungen keine Rolle spielen. Deshalb sind ihm
seine Siege im Doughnut-Wettessen so wichtig, und das ist auch der Grund, warum
er, obwohl Skippy jetzt schon fast eine Minute am Boden liegt, immer noch auf
seinem Stuhl sitzt und leise »Ja, ja« vor sich hin jubelt - bis der Tisch sich
ruckartig bewegt, seine Cola umkippt und er merkt, dass etwas nicht stimmt.
    Auf
den Schachbrettfliesen unter dem Tisch windet sich Skippy lautlos in Krämpfen.
»Was ist los?«, fragt Ruprecht, bekommt aber keine Antwort. Skippys Augen
quellen hervor, und aus seinem Mund kommt ein seltsam grabesdumpfes Keuchen.
Ruprecht lockert ihm die Krawatte und knöpft ihm den Kragen auf, aber das
nützt offenbar nichts, denn das schwere Atmen, die Zuckungen und der
glupschäugige Blick werden noch schlimmer, und Ruprecht spürt, wie ein Kribbeln
seinen Nacken hochsteigt. »Was ist los?«, fragt er noch mal, mit so lauter Stimme,
als befände sich Skippy auf der anderen Seite einer viel befahrenen Straße.
    Alle
schauen jetzt her: Der lange Tisch mit Seabrook-Zehntklässlern und ihren
Freundinnen, die beiden St.-Brigid's-Mädchen, die eine dick, die andere dünn,
beide noch in ihrer Schuluniform, und die drei Auffullkräfte aus dem
Einkaufszentrum um die Ecke - sie alle drehen sich um und sehen zu, wie Skippy
keucht und würgt, ganz so, als wäre er am Ertrinken. Aber wie könnte er hier
ertrinken, denkt Ruprecht, hier drinnen, wo doch das Meer drüben auf der
anderen Seite vom Park ist? Das ist völlig verrückt, und es passiert alles so
schnell, dass ihm keine Zeit bleibt, sich zu überlegen, was zu tun ist -
    In
dem Moment geht eine Tür auf, und ein junger Asiate, in einem Ed's-Shirt mit
einem Anstecker, auf dem in nachgemachter Schreibschrift Hi, ich bin steht und
dann, in einem fast unleserlichen Gekritzel, Zhang Xielin, taucht mit einem Tablett
voller Kleingeld hinter dem Tresen auf. Er stutzt angesichts der vielen Leute,
die aufgestanden sind, um besser zu sehen; dann erblickt er die Gestalt auf dem
Boden, lässt das Tablett fallen, springt über den Tresen, stößt Ruprecht
beiseite und zieht Skippys Kiefer auseinander. Er schaut ihm in den Mund, aber
es ist zu dunkel, also hievt er Skippy hoch, fasst ihn mit beiden Armen um die
Körpermitte und fängt an, ruckartig seinen Magen zu pressen.
    Inzwischen
ist Ruprechts Gehirn aus der Betäubung erwacht: Er schaut nach den auf dem
Boden liegenden Doughnuts, weil er meint, wenn er feststellen kann, an welchem Doughnut Skippy sich
verschluckt hat, kriegt er vielleicht raus, was eigentlich los ist. Doch zu
seiner Verblüffung sind die sechs Doughnuts, die zu Beginn des Wettessens in
Skippys Schachtel waren, alle noch vorhanden und es fehlt nicht der kleinste
Bissen. Er überlegt krampfhaft. Er hat Skippy nicht im Auge behalten - bei
einem Wettessen tritt Ruprecht in eine Sphäre ein, in der sich die übrige Welt
in nichts auflöst, das ist auch das Geheimnis seiner rekordverdächtigen
sechzehn Siege -, hat aber angenommen, dass auch er aß; warum sollte man zu
einem Doughnut-Wettessen antreten und dann keine Doughnuts essen? Vor allem
aber: Wenn er nichts gegessen hat, wie kann er dann -
    »Halt!«,
ruft er, springt auf und macht Zhang Xielin ein Zeichen. »Halt!« Zhang schaut
keuchend auf; Skippy hängt wie ein Mehlsack über seinen Armen. »Er hat
überhaupt nichts gegessen«, sagt Ruprecht. »Er ist nicht am Ersticken.«
Ungläubiges Gemurmel erhebt sich unter den Zuschauern. Zhang

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