Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der heimliche Rebell

Der heimliche Rebell

Titel: Der heimliche Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
streifte sie in der Nacht umher und warb für den Psychologischen Dienst Zuflucht. Was im übrigen gesetzeswidrig war.
    Der Psychologische Dienst, letzter Ausweg für Aussteiger und sozial Unangepaßte, hatte seine Hand ausgestreckt und sie ihm, Allen Purcell, auf die Schulter gelegt.
    Ihm wurde ganz schwach zumute. Er fühlte sich sterbenselend und zittrig, als ob ein Fieber durch seinen Körper pulste: ein schwacher Strom seltsam feuchter Energie, der sich nicht so einfach unterdrücken ließ.
    „Mr. Purcell“, drang Doris’ Stimme durch die offene Tür. „Da kommt gerade ein Rückruf herein. Die automatische Aufzeichnung läuft noch.“
    „Okay, Doris“, sagte er. Mühsam löste er sich aus seinen Gedanken und hieb auf die entsprechende Taste des Telefons. Diensteifrig spulte sich das Band zurück und setzte sich dann wieder in Bewegung, um den soeben aufgezeichneten Anruf auszuspucken.
    „Zehn-null-fünf. Klick. Tsiiiiiiiiiiiii! Mr. Purcell.“ Jetzt klang eine glatte, kultivierte Frauenstimme auf. Mit neuerlichem Pessimismus erkannte er sie. „Hier spricht Sue Frost. Sie hatten früher heute morgen versucht, mich zu erreichen. Tut mir leid, daß ich nicht anwesend war, als Sie anriefen, Mr. Purcell.“ Eine Pause. „Ich habe vollstes Verständnis für Ihre Lage. Ich kann die Situation gut nachvollziehen, in der Sie sich befinden.“ Wieder eine Pause, etwas länger diesmal. „Natürlich sollten Sie sich aber darüber im klaren sein, Mr. Purcell, daß das Angebot, den Direktorenposten zu übernehmen, auf der Voraussetzung gründete, daß Sie für den Job verfügbar wären.“
    Der Mechanismus sprang auf das nächste Dreißig-Sekunden-Segment über.
    „Zehn-null-sechs. Klick. Tsiiiiiiiiiiiii! Weiter.“ Mrs. Frost räusperte sich. „Es will uns scheinen, daß eine Woche in Anbetracht des problematischen Zustandes von Telemedia eine ziemlich lange Zeitspanne ist. T-M hat derzeit keinen geschäftsführenden Direktor, da ja, wie Sie wissen, Mr. Mavis bereits zurückgetreten ist. Wir zögern, ihn um einen kurzzeitigen Aufschub seines Rücktritts zu bitten, aber vielleicht wird es sich nicht umgehen lassen. Wir würden daher vorschlagen, daß Sie sich allerhöchstens bis Samstag Zeit für Ihre Entscheidung lassen. Verstehen Sie, wir haben wirklich vollstes Verständnis für Ihre Lage und Bedenken, und wir möchten Sie keineswegs drängen. Aber Telemedia ist ein lebenswichtiger Konzern, und es liegt daher im öffentlichen Interesse, daß Ihre Entscheidung so rasch wie nur möglich fällt. Ich höre dann also von Ihnen.“
    Klick, machte der Mechanismus. Der Rest des Bandes war noch unbespielt.
    Aus dem Tonfall von Mrs. Frosts Botschaft entnahm Allen, daß er soeben eine offizielle Erklärung vernommen hatte, die die Position des Gesamtkomitees wiedergab. Er konnte sich gut vorstellen, wie das Band von einer Untersuchungskommission abgehört wurde. Die Mitteilung war für die Akten bestimmt – und für den ganzen Rattenschwanz, der folgen mochte. Vier Komma fünf Tage, dachte er. Vier Komma fünf Tage, um zu entscheiden, was er war und was er sein sollte.
    Er hob den Hörer ans Ohr und begann zu wählen, überlegte es sich dann aber anders. Von der Agentur aus anzurufen, war zu riskant. Statt dessen verließ er das Büro.
    „Gehen Sie noch mal weg, Mr. Purcell?“ fragte Doris hinter ihrem Schreibtisch hervor.
    „Ich bin bald wieder zurück. Ich geh’ nur eben ‘rüber zur Ausgabestelle, um ein paar Lebensmittel zu holen.“ Er klopfte auf seine Manteltasche. „Janet hat mich gebeten, ein paar Sachen mitzubringen.“
    Kaum aus dem Mogentlock-Gebäude heraus, trat er in eine öffentliche Telefonzelle. Mit leerem Blick wählte er.
    „Psychologischer Dienst Zuflucht“, meldete sich eine geschäftsmäßige, aber freundliche Stimme an seinem Ohr.
    „Gibt es bei Ihnen eine gewisse Gretchen Malparto?“
    Zeit verstrich. „Miß Malparto ist im Moment nicht im Hause. Möchten Sie vielleicht mit Doktor Malparto sprechen?“
    Aus unbestimmten Gründen gereizt, sagte Allen: „Ihr Gatte?“
    „Doktor Malparto ist Miß Malpartos Bruder, Wer ist da am Apparat, bitte?“
    „Ich hätte gerne einen Termin“, sagte Allen. „Geschäftliche Probleme.“
    „Aber gewiß, Sir.“ Das Rascheln von Papier. „Ihr Name, Sir?“
    Er zögerte und erfand dann einen. „Ich werde unter dem Namen Coates kommen.“
    „Aber gewiß, Mr. Coates.“ Es folgten keine weiteren Nachfragen zu diesem Punkt. „Würde Ihnen morgen

Weitere Kostenlose Bücher