Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
ist, so dass du nie wieder etwas Vergleichbares finden könntest, auch wenn du die ganze weibliche Welt links und rechts und von vorn bis hinten abgrasen würdest, und deshalb …«
»Bitte, Paul!«
»Tut mir leid«, sagte Carpenter.
Auf Rhodes' Gesicht trat ein schafsmäßiges, törichtes Lächeln. »Ich gebe ja zu, sie hat mich ganz blöd am Schwanz. Es stimmt ja, aber so ist es nun mal, und ich kann nichts machen. Und ich weiß auch sehr genau, dass ihre politischen Überzeugungen dummes, ignorantes Gelabere sind. Das Problem ist nur, Paul, dass ich ihr in gewisser Weise zustimmen muss.«
» Was? Du hast dich wirklich echt in den Dreck gesetzt, ja? Du stimmst mit ihr überein?«
»Nicht darin, dass es falsch ist, wenn wir Gentechniken entwickeln, die helfen können, dass wir mit den ganzen Übeln fertig werden, die auf uns zukommen. Nein. Isabelle steckt bis obenhin voll Mist, wenn sie glaubt, wir könnten hier auf der Erde überleben, ohne die menschliche Rasse zu modifizieren. Es wird sein müssen! Es gibt keine andere Wahl.«
»Und worin stimmst du dann mit ihr überein?«
»Also, es ist so: Die Genforschung, die bei uns im Santachiara durchgeführt wird, ist jetzt bereits allen anderen Arbeiten weit voraus, die sonst wo betrieben werden. Samurai hat, wie alle andern, seine Industriespionage-Abteilung, und die Berichte, die ich erhalte, überzeugen mich denn doch, dass wir ganz vorn liegen. Und diese neue Richtung, von der ich letzte Woche mit dir gesprochen habe, die dieser Junge, dieser Alex Van Vliet machen möchte, würde den entscheidenden Durchbruch bringen. So sehr es mir zuwider ist, ich muss es sagen, so bizarr Van Vliets Ideen sind, sie scheinen bessere Chancen zu haben, dass die Menschheit mit den auf sie zukommenden Umweltproblemen des nächsten Jahrhunderts besser fertig werden könnte, als alles, was ich sonst wo gesehen habe.«
»Diese Haemoglobinsache.«
»Genau. Es fehlen zwar noch einige wichtige kritische Durchbrüche, aber wer könnte sagen, dass diese Probleme nicht überwunden werden könnten? Du weißt, ich würde am allerliebsten sein ganzes Projekt über Bord schmeißen und begraben, weil es mich mit Schaudern erfüllt. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. Nicht ohne wenigstens ein paar anständige Simulationen und echte Laborversuche laufen zu lassen. Es klingt sicher altmodisch, aber mein Gewissen erlaubt es mir nicht, das Projekt a priori ohne Tests abzuwürgen.«
»Aber das ist doch richtig. Es ist in Ordnung, dass du ein Gewissen hast, Nick.«
»Ich habe Bedenken bei seinem Konzept, nicht bloß moralische, die ich dir gesagt habe, auch technische. Ich bin ganz und gar nicht sicher, dass es machbar ist, oder – wenn es möglich ist –, dass man es machen sollte. Aber ich bin in dieser Hinsicht sehr konservativ. Ich bin allmählich ein bisschen zu angegraut für große spekulative Sprünge. Es ist denkbar, dass ich einfach ein hoffnungsloser alter Prinzipienzimperer bin, und Van Vliet ist ein echtes Genie. Aber die einzige Methode, das herauszufinden, ist die, dass ich seinem Vorschlag die Chance einer richtigen angemessenen Überprüfung gebe. Okay, also werden wir genau das machen. Ich habe ein paar Tage lang herumgezögert, aber dann habe ich heute morgen Van Vliet zu mir gebeten und ihm gesagt, dass ich eine Erhöhung seines Forschungsbudgets beantragen werde.«
»Der einzige faire Weg«, sagte Carpenter.
»Aber falls es sich herausstellt, dass er tatsächlich etwas Brauchbares gefunden hat und Santachiara es erfolgreich entwickeln kann, dann hätten damit die Samurai Industries ein Monopol, das Überleben der Menschheit auf der Erde zu kontrollieren. Ein Monopol, wer überleben darf, Paul. Verstehst du?«
»O Gott!«
»Was, du willst gern weiteratmen? Schön, dann lass dich von Samurai retrofitten. Du willst Kinder in diese Welt setzen, die in der Lage sind, auch außerhalb von Isolationskammern zu überleben? Wunderbar! Aber dann lasst eure Gene bei Samurai umstrukturieren. Es wäre die Weltherrschaft, Paul. Absolute Kontrolle! Und da bin ich jetzt und fange bereits an, das Geschenkpaket zu verpacken, damit es nach New Tokyo geliefert werden kann. Was glaubst du, wie ich mich fühle? Ohne dass – wirklich ganz ohne, dass – mir Isabelles ewiges Gerede in den Ohren schrillt?«
»Und wenn du jetzt bei der Firma kündigen würdest? Würde es nicht auf genau das Gleiche rauslaufen? Ein anderer würde das Paket liefern, nicht du.«
»Ja, es wäre jemand
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