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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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neuen Rasse, die Nick Rhodes erschaffen würde. Monströse Wesen, bestimmt, mit Schuppenhaut und quellenden Fischaugen und Schwimmflossenfüßen und grünem Blut. Aber – warum nicht? Füreinander würden sie schön sein; und sie würden miteinander und füreinander da sein. Auf der neuen, seltsam verwandelten Erde in einigen hundert Jahren würden sie sich völlig daheim fühlen, sich wohlfühlen in der veränderten Atemluft, alles in allem glücklich in der brüllenden Gluthitze.
    Und er konnte sich vorstellen, wie Nick Rhodes und Isabelle da drunten zusammen waren, endlich friedlich und kampflos vereint, ein bezauberndes Liebespaar von Frau und Mann, wie sie Händchen hielten, zusammen alt wurden. Sogar Kinder hatten. Kleine Ungeheuer. Eine ganz neue Rasse, die da aufblüht. Das Leben geht weiter.
     
    Und dann dockte das Shuttle ein. Drei, vier Passagiere nach Cornucopia machten sich an den Ausstieg. Als sein Name aufgerufen wurde, begab Carpenter sich zur Bordluke am Bug und stieg aus.
    Cornucopia, soviel er zunächst sah, wirkte auf ihn so ziemlich genau wie der Hafen von Oakland: Keinerlei innen-architektonische Pflanzenlandschaft, kein Boden- oder Wandbelag, keine Spur von Dekor – nur kilometerweit überall Metall, ein Gitterwerk von nackten Streben. Reinste ungeschminkte Funktionalität. Zweckmäßig. Aber das war in Ordnung. Schließlich war er ja nicht hierher gekommen, um Urlaub zu machen. »Mister Carpenter? Hier herüber, bitte.« Einige Kyocera-Angestellte erwarteten ihn bereits, führten ihn durch nackte Hallen und öde Korridore.
    Dann, schließlich, eine Tür mit einer Aufschrift in schwach leuchtenden Leuchtbuchstaben:
     
    PROJECT LONG JUMP
    NUR FÜR BEFUGTE ZUTRITT ERLAUBT
     
    Hier muss es sein, dachte Carpenter. Ein ganz schön weiter Sprung, wirklich. Zu einem anderen Stern.
    Nun, er war bereit dafür. Er fand, er sei völlig gelassen, ruhig, entschlossen und festgenagelt, er war darüber hinaus, sich noch irgendwelche Bedenken erlauben zu können, und er trat jetzt in diesen Ort ein, wie er vor einigen Jahrhunderten vielleicht in ein Kloster gegangen wäre.
    Aus eigenem freiwilligen Entschluss ließ er seine alte Welt hinter sich. Und zur Hölle damit!
    In dieser Welt zu leben, das war unerträglich schwierig geworden. Das Atmen selbst war bereits ein Problem, ebenso der Umgang mit dem ganz gewöhnlichen Sonnenlicht, das eben nicht länger das gewohnte, vertraute Licht war. Und, dachte Carpenter, extrem schwierig ist es auch geworden, das Richtige zu tun. Fast immer in seinem Leben hatte er dies versucht, das Richtige zu tun, und es war ihm nur ab und zu gelungen. Es war nicht seine Schuld – er hatte es versucht. Und dann war er in eine Sache geraten, die falsch war – mit katastrophalen Folgen.
    Und Enron? Und Jolanda? Auch sie hatten versucht, das Richtige zu tun, so wie sie es verstanden. Und dabei hatten sie danach gestrebt, sich auf ihre persönliche Weise in dieser schwierigen Zeit angemessen einzurichten und anzupassen, und dann hatten sie sich einmal zu oft angepasst und mitgemacht – und waren dafür gestorben.
    Eine zu harte Nuss, dieses Leben in der neuen schwierigen Zeit. Carpenter zog einen neuen Start anderswo vor.
    Und er war sich sicher, dass er ihn hier bekommen würde. Sie würden ihn sich vornehmen und ihn verändern und ihn dann tief bis ans Ende des Universums schicken. Gut so. Wunderbar. Auch er konnte hartnäckig sein und anpassungsfähig. Du baust Mist in der einen Welt, schön, dann packst du deinen Kram zusammen und ziehst weiter in eine andere. Von neuem anfangen, immer wieder neu geboren werden – so musste man es machen …
    Als einer der Kyoceraleute seine Hand auf die Türplatte drückte, gestattete Carpenter sich noch eine Vision. Sie war nur kurz, aber wie eine Erlösung: eine grün-goldene Sonne, ein strahlender limonengrüner Himmel, ein Wald von feuchtschimmernden Blattwedeln, ein See voll perlenden reinen Wassers. Das neue Eden, das neue Paradies, unverdorben und unbesudelt, und es wartete darauf, dass die gestrafte, demütig gewordene Gattung Mensch es finden und besiedeln würde. Und er, Carpenter, würde zu der Vorhut gehören, die in den interstellaren Raum vordrang.
    Nein!, korrigierte er sich.
    Du darfst dir keine Träume erlauben. Dann gibt es auch keine Enttäuschungen. Geh auf die Reise und warte ab, was kommt; hoffe, dass es gut wird, aber rechne mit nichts. Möglich, dass wir unsere Sache diesmal besser machen werden.
    Oder vielleicht

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