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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Natalyias Leben füllte jede Pore meines sterbenden Körpers. Es war wie eine Flammenwand, ein Bersten, als Zerstörtes wieder neu erschaffen wurde … Ich starb, und ihr Leben loderte in mir.
    Als ich die Augen aufschlug, sah ich am Schaft einer Lanze entlang zu einem der Soldaten Faihlyds auf. Die Spitze ruhte leicht auf meinem Hals. Ein anderer Soldat war in der Nähe. »Hier liegt ein halbes Bein«, rief der. »Da hat jemand wieder den Drachen ein Mahl bereitet.«
    »Der hier lebt noch. Die Leibwächterin … Ich verstehe das nicht. Hat sie ihn angegriffen oder nicht? Sie sehen aus wie ein Liebespaar …«
    Ich weinte.
    Niemals zuvor hatte ich ihn so gehasst.

23. Die Seele der Wächterin
     
    In dieser Nacht, so hieß es, betrat zur tiefsten Stunde ein Mann den Tempel Soltars. Niemand konnte ihn beschreiben, denn sein Gesicht war die Nacht, seine Augen die Sterne, und er weinte Tränen wie Perlen aus Licht. Rauch und Dunkelheit wogten um ihn, als wären sie sein Gefolge, und in seinen Armen hielt er eine Seele.
    Die Priester wichen vor ihm zurück, als er die Halle durchquerte, die heiligen Stufen erklomm und dann auf die Insel des Gottes trat, die kein sterblicher Fuß je berührt hatte.
    Er legte die Seele Soltar zu Füßen.
    So hieß es. Aber es war anders. Es mochte Mitternacht gewesen sein, als ich den Tempel meines Gottes betrat, aber ich sah niemanden, außer dem sturen Priester von vorhin.
    »Was tut Ihr da, Havald?«, fragte er.
    Ich ging weiter, beachtete ihn nicht, sondern schaute nur auf das Bild meines Gottes.
    »Ich bringe die Seele, die er verlangt hat«, sagte ich. Die Halle war größer, als ich dachte, es war ein langer Weg, aber ich hätte Natalyia auch bis ans Ende der Welt getragen. Je weiter ich ging, desto dunkler wurde es, doch ich fürchtete die Nacht nicht mehr. Die Sterne gaben genug Licht.
    »Ihr tragt ein Schwert, das ist nicht erlaubt.«
    »Es ist seins.«
    Ich ging weiter und sah die Stufen endlich näher kommen.
    »Wo wollt Ihr hin? Diese Stufen führen zu Ihm«, sagte der Priester. »Nur die reinsten Seelen dürfen diese Insel betreten. Sie führt in Sein Reich.«
    »Dann sind wir richtig. Ihre Seele ist rein genug. Ich will sicher sein, dass sie ihn erreicht.«
    Ich stieg die Stufen empor, die fast eine Brücke über den Graben bildeten, nur der letzte Schritt fehlte. Ich tat ihn und stand vor der Statue. Kein Blitz traf mich. Es hätte sein Werk ja zunichte gemacht.
    Ich sah hoch in den Sternenhimmel über uns, nur einmal zuvor hatte ich diese leuchtenden Bänder in einer solchen Klarheit erblickt, vor Kurzem erst, als Natalyia sie mir im Stein gezeigt hatte.
    Ich legte sie sanft zu seinen Füßen ab und schaute auf zu ihm, doch er sah über mich hinweg in die Nacht der Tempelhalle, beachtete mich nicht. So war es ja schon immer gewesen.
    »So könnt Ihr sie nicht liegen lassen, Havald.«
    Der Priester stand hinter mir auf der Stufe, er musste der Hohepriester meines Gottes sein, denn nur sie durften jene letzte Stufe betreten.
    Ich blickte auf Natalyia hinab, sie lag da wie eine zerbrochene Puppe. Nein, so konnte ich sie nicht liegen lassen.
    Ich legte sie auf die Seite, bettete ihren Kopf sanft auf ihren Arm und ordnete ihre Gewänder. Ein Stilett rutschte aus einer Scheide zwischen ihrem Busen, ich schob es zurück.
    Ihr Haar gefiel mir nicht, es hatte sich zum Teil aus dem Zopf gelöst. Ich löste ihn ganz und breitete ihr Haar über den Füßen meines Gottes aus. Es war noch nass, verknotet … Der Priester reichte mir wortlos einen goldenen Kamm.
    Ich kämmte sie sorgfältig, wie ich es bei meiner Schwester getan hatte, vor so vielen Jahren, kurz bevor ich hoch zum Tempel gegangen war. Ich hatte sie fast vergessen. Sie war zwölf Jahre jünger als ich, mit langen, dunkelbraunen Haaren, die ich jeden Abend auskämmte, bevor ich meine Schwester ins Bett brachte. Es war ein Ritual.
    »Wo gehst du hin, Roddy?«, fragte Natalyia schläfrig.
    »Ich muss etwas tun.«
    »Kommst du bald wieder?«, fragte sie.
    Ich dachte an das Tor, durch das ich gehen sollte. »Ja«, log ich.
    »Das ist gut, sonst muss ich dich suchen.«
    »Schlaf jetzt«, sagte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    Sie schloss ihre goldenen Augen, seufzte einmal und schlief mit einem Lächeln ein. Ich steckte den Kamm seitlich in ihr Haar und schaute sie an. Sie lächelte im Schlaf und sah glücklich aus.
    »Zufrieden, Havald?«, fragte der Priester. Ich wischte sanft eine Träne aus ihrem Gesicht. Ich

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