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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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angerichtet wird, beklagen, doch das hohe und letzte Ziel billigen: Wissen, Herrschaft, Ordnung; alle diese Dinge, die zu erreichen wir uns bisher vergeblich bemüht haben, eher gehindert als unterstützt durch unsere schwachen und untätigen Freunde. Unsere Absichten brauchen sich nicht wirklich zu ändern und würden sich auch nicht ändern, nur unsere Mittel.‹
    ›Saruman‹, sagte ich, ›Reden dieser Art habe ich schon früher gehört, aber aus dem Munde von Abgesandten aus Mordor, die geschickt wurden, um die Unwissenden zu täuschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mich von so weit her hast kommen lassen, nur um meine Ohren zu ermüden.‹
    Er schaute mich von der Seite her an und überlegte eine Weile. ›Gut, ich sehe, dass dieses kluge Vorgehen dir nicht empfehlenswert erscheint‹, sagte er. ›Noch nicht? Nicht, wenn ein besserer Weg ersonnen werden kann?‹
    Er trat auf mich zu und legte seine lange Hand auf meinen Arm. ›Und warum nicht, Gandalf?‹, flüsterte er. ›Warum nicht? Der Beherrschende Ring? Wenn wir über ihn verfügen, würde die Macht auf uns übergehen. Das ist der wahre Grund, warum ich dich habe herkommen lassen. Denn in meinem Dienst stehen viele Augen, und ich glaube, dass du weißt, wo das kostbare Stück jetzt ist. Stimmt es nicht? Oder warum fragen die Neun nach dem Auenland, und was hast du dort zu schaffen?‹ Als er das sagte, flackerte plötzlich eine Gier, die er nicht verbergen konnte, in seinen Augen auf.
    ›Saruman‹, sagte ich und wich vor ihm zurück, ›nur eine Hand jeweils kann den Ring tragen, und das weißt du sehr wohl, also spare dir die Mühe, wir zu sagen! Aber ich würde ihn dir nicht geben, nein, nicht einmal Nachricht über ihn würde ich dir geben, nun, da ich weiß, was du im Sinne hast. Du warst das Haupt des Rates, aber du hast endlich dein wahres Gesicht gezeigt. Die Wahl, vor die ich gestellt bin, scheint darin zu bestehen, mich entweder Sauron zu unterwerfen oder dir. Keins von beiden werde ich tun. Hast du noch anderes zu bieten?‹
    Er war jetzt kalt und gefährlich. ›Ja‹, sagte er. ›Ich habe nicht erwartet, dass du Weisheit erkennen lassen würdest, nicht einmal zu deinem eigenen Vorteil; doch habe ich dir die Möglichkeit geboten, mir freiwillig zu helfen und dir damit viel Ärger und Pein zu ersparen. Die dritte Möglichkeit ist die, hierzubleiben bis zum Ende.‹
    ›Bis zu welchem Ende?‹
    ›Bis du mir offenbarst, wo der Eine zu finden ist. Es mag Mittel und Wege geben, dich zur Vernunft zu bringen. Oder bis er dir zum Trotz gefunden ist und der Gebieter Zeit hat, sich weniger gewichtigen Dingen zuzuwenden: sich eine, sagen wir, passende Belohnung für die Behinderung und Unverschämtheit von Gandalf dem Grauen auszudenken.‹
    ›Das mag sich als keins der weniger gewichtigen Dinge erweisen‹, sagte ich. Er lachte mich aus, denn meine Worte waren leeres Gerede, und er wusste es.
    Sie nahmen mich und setzten mich allein auf die Zinne von Orthanc, dorthin, wo Saruman gewöhnlich die Sterne beobachtete. Es gibt keinen Abstieg außer über eine schmale Treppe von vielen tausend Stufen, und das Tal darunter schien weit entfernt. Ich schaute hinunter und sah, dass es, während es früher grün und schön gewesen, jetzt voller Gruben und Schmieden war. Wölfe und Orks hausten in Isengart, denn Saruman stellte in eigener Sache eine große Streitmacht auf, wetteifernd mit Sauron und noch nicht in seinem Dienst. Über all seinen Werkstätten lagerte dichter Rauch und hüllte sogar die Flanken des Orthanc ein. Ich stand allein auf einer Insel in den Wolken; und ich hatte keine Fluchtmöglichkeit, und meine Tage waren bitter. Es war schneidend kalt, und ich hatte nur wenig Raum, um auf und ab zu schreiten, wenn ich darüber nachgrübelte, dass die Reiter auf dem Weg in den Norden waren.
    Dass die Neun in der Tat wieder umgingen, dessen war ich sicher, ganz abgesehen von Sarumans Worten, die Lügen sein konnten. Lange, ehe ich nach Isengart gekommen war, hatte ich nämlich unterwegs Nachrichten erhalten, die nicht falsch sein konnten. Ich bangte um meine Freunde im Auenland; doch hatte ich immer noch Hoffnung. Ich hoffte, dass Frodo sich sofort aufgemacht hätte, wie mein Brief verlangt hatte, und dass er Bruchtal erreicht hätte, ehe die tödliche Verfolgung begann. Und sowohl meine Furcht als auch meine Hoffnung erwiesen sich als unbegründet. Denn meine Hoffnung gründete sich auf einen dicken Mann in Bree; und meine Furcht

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