Der Herr der Ringe
Lande war.«
»Und auch jetzt ist es nicht so, das will ich beschwören«, sagte Boromir. »Es ist eine Lüge, die der Feind ausstreut. Ich kenne die Menschen von Rohan, sie sind treu und tapfer, unsere Verbündeten, und sie wohnen noch in den Landen, die wir ihnen einstmals gaben.«
»Mordors Schatten liegt auf weit entfernten Ländern«, antwortete Aragorn. »Saruman ist ihm erlegen. Rohan wird bedrängt. Wer weiß, was Ihr finden werdet, wenn Ihr jemals dorthin zurückkehrt?«
»Zumindest das nicht«, sagte Boromir, »dass sie ihr Leben mit Pferden erkaufen. Nächst ihren Blutsverwandten lieben sie ihre Pferde. Und nicht ohne Grund, denn die Pferde der Riddermark kommen von den Feldern des Nordens, weit entfernt von dem Schatten, und ihre Rasse stammt wie das Geschlecht ihrer Herren aus den freien Tagen von einst.«
»So ist es fürwahr«, sagte Gandalf. »Und eines ist unter ihnen, das hätte in der Morgendämmerung der Welt geboren sein können. Die Pferde der Neun können sich nicht mit ihm messen; unermüdlich und schnell wie der Wind. Schattenfell nannten sie es. Bei Tage schimmert sein Fell wie Silber; und bei Nacht ist es wie ein Schatten und eilt ungesehen dahin. Leicht ist sein Schritt. Niemals zuvor hatte ein Mensch es geritten, doch ich nahm es und zähmte es; und so geschwind trug es mich, dass ich ins Auenland kam, als Frodo auf den Hügelgräberhöhen war, obwohl ich erst von Rohan aufgebrochen war, als er von Hobbingen aufbrach.
Aber meine Angst wuchs, während ich ritt. Überall im Norden hörte ich von den Reitern, und obwohl ich ihnen von Tag zu Tag näher kam, waren sie mir doch immer voraus. Sie hatten sich verteilt, wie ich erfuhr: Einige blieben an der Ostgrenze, nicht weit vom Grünweg, und einige drangen vom Süden her ins Auenland ein. Ich kam nach Hobbingen, und Frodo war fort; doch wechselte ich ein paar Worte mit dem alten Gamdschie; viele Worte und wenig zur Sache. Er hatte viel zu sagen über die misslichen Eigenschaften der neuen Eigentümer von Beutelsend.
›Ich mag keine Veränderungen‹, sagte er, ›nicht zu meinen Lebzeiten, und am allerwenigsten, wenn es zum Schlimmsten kommt.‹ – ›Wenn es zum Schlimmsten kommt‹, wiederholte er viele Male.
›Zum Schlimmsten ist ein böses Wort‹, sagte ich zu ihm, ›und ich hoffe, du wirst es nicht erleben.‹ Aber aus all seinem Gerede entnahm ich schließlich, dass Frodo noch nicht einmal eine Woche zuvor Hobbingen verlassen hatte, und dass ein Schwarzer Reiter am selben Abend auf den Bühl gekommen war. Dann ritt ich voller Angst weiter. Ich kam nach Bockland und fand es in Aufruhr und aufgescheucht wie einen Ameisenhaufen, in den man einen Stock hineingestoßen hatte. Ich kam zu dem Haus in Krickloch, es war aufgebrochen worden und leer; doch auf der Schwelle lag ein Mantel, der Frodo gehört hatte. Da verließ mich die Hoffnung eine Weile, und ich wartete nicht ab, um neue Nachrichten zu sammeln, die mich vielleicht getröstet hätten. Vielmehr ritt ich weiter auf den Spuren der Reiter. Es war schwierig, ihnen zu folgen, denn sie führten hierhin und dorthin, und ich war ratlos. Doch schien mir, dass ein oder zwei von ihnen nach Bree geritten waren; und diesen Weg schlug ich ein, denn ich überlegte schon passende Worte, die ich dem Gastwirt an den Kopf werfen würde.
›Butterblume heißt er‹, dachte ich. ›Wenn diese Verzögerung seine Schuld ist, dann werde ich alle Butter aus ihm herausschmelzen. Auf einem langsamen Feuer werde ich den alten Narren rösten.‹ Er erwartete auch nichts weniger, denn als er mein Gesicht sah, fiel er platt auf den Boden und begann auf der Stelle zu schmelzen.«
»Was hast du mit ihm gemacht?«, rief Frodo besorgt aus. »Er war wirklich sehr freundlich zu uns und tat, was er nur konnte.«
Gandalf lachte. »Nur keine Sorge!«, sagte er. »Ich habe ihn nicht gebissen und nur sehr wenig gebellt. Ich war so überglücklich wegen der Neuigkeiten, die ich aus ihm herausholte, nachdem er aufgehört hatte zu zittern, dass ich den alten Burschen umarmte. Wie es vor sich gegangen war, konnte ich damals noch nicht erraten, aber ich erfuhr, dass du die Nacht zuvor in Bree gewesen und am Morgen mit Streicher weggegangen warst.
›Streicher!‹, rief ich und schrie vor Freude.
›Ja, Herr, leider, Herr‹, sagte Butterblume, der mich missverstanden hatte. ›Er hat sich an sie herangemacht, und ich konnte es nicht verhindern, dass sie sich mit ihm einließen. Sie haben sich die ganze Zeit,
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