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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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dahin zurück.

SIEBENTES KAPITEL
    GALADRIELS SPIEGEL
    D ie Sonne ging hinter dem Gebirge unter, und die Schatten wurden dunkler in den Wäldern, als sie wieder weitergingen. In der Dämmerung führten ihre Pfade nun in Dickichte, in denen es schon dunkel war. Unter den Bäumen wurde es Nacht, während sie wanderten, und die Elben zündeten ihre silbernen Lampen an.
    Plötzlich kamen sie wieder ins Freie und standen unter einem blassen Abendhimmel, an dem einige frühe Sterne blinkten. Vor ihnen erstreckte sich eine weite, baumlose Fläche, die einen großen Kreis beschrieb und zu beiden Seiten abfiel. Dahinter lag in sanften Schatten ein tiefer Graben, aber das Gras an seinem Rand war grün, als glühe es noch in der Erinnerung an die untergegangene Sonne. Auf der anderen Seite erhob sich zu großer Höhe eine grüne Mauer; sie umgab einen Berg, der dicht mit Mallornbäumen, größer als alle, die sie bisher im ganzen Land gesehen hatten, bewachsen war. Ihre Höhe ließ sich nicht erraten, aber sie ragten in der Dämmerung empor wie lebende Türme. In ihren reichverzweigten Ästen und zwischen den sich unablässig bewegenden Blättern schimmerten unzählige Lichter, grün, golden und silbern. Haldir wandte sich zu der Gemeinschaft um.
    »Willkommen in Caras Galadhon!«, sagte er. »Hier ist die Stadt der Galadhrim, wo der Herr Celeborn und Galadriel, die Herrin von Lórien, wohnen. Doch können wir hier nicht hinein, weil die Tore nicht nach Norden schauen. Wir müssen herumgehen zur Südseite, und der Weg ist nicht kurz, denn die Stadt ist groß.«
    Eine mit weißen Steinen gepflasterte Straße führte am äußeren Rand des Grabens entlang. Auf dieser gingen sie nach Westen, während sich die Stadt wie eine grüne Wolke zu ihrer Linken erhob; und als die Nacht dunkler wurde, leuchteten immer mehr Lichter auf, bis der ganze Berg mit Sternen übersät zu sein schien. Schließlich kamen sie zu einer weißen Brücke und, als sie sie überquert hatten, zu den großen Toren der Stadt: Diese schauten nach Südwesten und lagen zwischen den Enden der umgebenden Mauer, die sich hier überschnitten, und sie waren hoch und stark und mit vielen Lampen behängt.
    Haldir klopfte und sprach ein paar Worte, und die Tore öffneten sich geräuschlos; aber von den Wächtern konnte Frodo keine Spur entdecken. Die Wanderer gingen hinein, und die Tore schlossen sich hinter ihnen. Sie standen jetzt in einer tiefen Gasse zwischen den Enden der Mauer, und sie schritten rasch hindurch und betraten die Stadt der Bäume. Keine Bewohner waren zu sehen und kein Fußtritt auf den Wegen zu hören; aber ringsum und hoch oben in den Lüften erklangen viele Stimmen. Auf dem Berg hörten sie Gesang, der herabfiel wie sanfter Regen auf Blätter.
    Sie gingen viele Pfade entlang und erklommen viele Treppen, bis sie zu den oberen Stadtteilen kamen und vor sich inmitten einer großen Rasenfläche einen schimmernden Springquell sahen. Er war von silbernen Lampen, die an den Zweigen hingen, beleuchtet und fiel in ein silbernes Becken, aus dem ein weißer Bach überlief. Auf der Südseite der Rasenfläche stand der mächtigste von allen Bäumen; sein großer, glatter Stamm schimmerte wie graue Seide, und er ragte gewaltig empor, ehe seine ersten Äste hoch oben ihre riesigen Arme unter schattigen Blätterwolken ausstreckten. Neben ihm stand eine weiße Leiter, und an ihrem Fuß saßen drei Elben. Sie sprangen auf, als sich die Wanderer näherten, und Frodo sah, dass sie von hohem Wuchs waren und graue Panzerhemden trugen, und von ihren Schultern fielen lange weiße Mäntel.
    »Hier wohnen Celeborn und Galadriel«, sagte Haldir. »Es ist ihr Wunsch, dass ihr hinaufsteigt und mit ihnen sprecht.«
    Einer der Elbenwächter blies dann ein helles Signal auf einem kleinen Horn, und es wurde dreimal von weit oben beantwortet. »Ich werde als Erster gehen«, sagte Haldir. »Lasst dann Frodo kommen und mit ihm Legolas. Die anderen mögen folgen, wie sie wünschen. Es ist ein langer Aufstieg für jene, die an derartige Treppen nicht gewöhnt sind, aber ihr könnt euch unterwegs ausruhen.«
    Als er langsam hinaufstieg, kam Frodo an vielen Fletts vorbei: Manche lagen auf der einen Seite, manche auf der anderen, und manche gingen um den Baumstamm herum, sodass die Leiter durch sie hindurchführte. Auf großer Höhe über dem Erdboden kam er zu einem talan, das geräumig war wie das Deck eines großen Schiffs. Darauf war ein Haus gebaut, so groß, dass es den Menschen auf

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