Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
hören. Etwas weiter vorn, ungefähr eine Meile vielleicht, war eine große graue Wand, die letzte gewaltige, emporgeschleuderte Masse von Gebirgsgestein. Dunkler ragte sie auf und wurde immer höher, je näher sie kamen, bis sie sich hoch über ihnen auftürmte und die Aussicht auf alles, was jenseits lag, versperrte. Tiefer Schatten hatte sich zu ihren Füßen gesammelt. Sam schnupperte in der Luft.
    »Huh! Dieser Geruch!«, sagte er. »Er wird stärker und stärker.«
    Plötzlich waren sie in dem Schatten, und in seiner Mitte sahen sie die Öffnung einer Höhle. »Da geht der Weg hinein«, sagte Gollum leise. »Das ist der Eingang zu dem unterirdischen Gang.« Er sprach seinen Namen nicht aus: Torech Ungol, Kankras Lauer. Ein Gestank kam aus ihm heraus, nicht der widerwärtige Verwesungsgeruch von den Morgul-Wiesen, sondern eine üble Ausdünstung, als ob unbeschreibbarer Unrat drinnen im Dunkeln aufgehäuft und gesammelt werde.
    »Ist das der einzige Weg, Sméagol?«, fragte Frodo.
    »Ja, ja«, antwortete er. »Ja, wir müssen jetzt diesen Weg gehen.«
    »Willst du damit sagen, dass du schon mal durch dieses Loch gegangen bist?«, fragte Sam. »Pfui! Aber vielleicht machen dir schlechte Gerüche nichts aus.«
    Gollums Augen funkelten. »Er weiß nicht, was uns was ausmacht, nicht wahr, Schatz? Nein, er weiß es nicht. Aber Sméagol kann was ertragen. Ja. Er ist durchgegangen. O ja, ganz durch. Es ist der einzige Weg.«
    »Und woher kommt der Geruch, das möchte ich mal wissen«, sagte Sam. »Er ist wie – na, ich möchte nicht sagen, wie. Irgendein viehisches Orkloch, da wette ich, mit ihrem Dreck von hundert Jahren drin.«
    »Nun ja«, sagte Frodo, »Orks oder nicht, wenn’s der einzige Weg ist, müssen wir ihn einschlagen.«
    Sie holten tief Luft und gingen hinein. Nach ein paar Schritten waren sie von absoluter und undurchdringlicher Dunkelheit umgeben. Seit den lichtlosen Gängen von Moria hatten Frodo oder Sam nicht mehr solche Dunkelheit erlebt, und wenn das überhaupt möglich war, dann war sie hier noch tiefer und dichter. Dort hatte sich die Luft bewegt, hatte man einen Widerhall gehört und ein Raumgefühl gehabt. Hier war die Luft still, stehend, drückend, und der Schall warf kein Echo. Sie wanderten sozusagen in einem von echter Dunkelheit hervorgebrachten Dunst, der, wenn er eingeatmet wurde, nicht nur die Augen, sondern auch den Geist mit Blindheit schlug, sodass selbst die Erinnerung an Farben und Formen und Licht überhaupt aus den Gedanken verschwand. Nacht war immer gewesen und würde immer sein, und Nacht war alles.
    Aber eine Zeitlang konnten sie noch fühlen, und tatsächlich schien zuerst der Tastsinn ihrer Füße und Finger fast schmerzhaft geschärft. Die Wände fühlten sich zu ihrer Überraschung glatt an, und bis auf eine Stufe dann und wann war der Boden nicht holprig, sondern gleichmäßig und stieg stetig und steil abwärts. Der Gang war hoch und breit, so breit, dass die Hobbits, obwohl sie nebeneinander gingen und die Seitenwände nur berührten, wenn sie die Hände ausstreckten, abgesondert waren, abgeschnitten und allein in der Dunkelheit.
    Gollum war als Erster hineingegangen und schien nur ein paar Schritte vor ihnen zu sein. Solange sie noch auf solche Dinge zu achten vermochten, hörten sie seinen zischenden und keuchenden Atem genau vor sich. Aber nach einiger Zeit wurden ihre Sinne empfindungsloser, sowohl Tastgefühl als auch Gehör stumpften ab, und immer weiter gingen sie und tasteten sich voran hauptsächlich durch die Willenskraft, mit der sie hineingegangen waren, dem Willen, durchzukommen, und dem Wunsch, schließlich das hohe Tor dahinter zu erreichen.
    Sie waren noch nicht sehr weit gegangen – so schien es zumindest, aber sehr bald konnte Sam Zeit und Entfernungen nicht mehr einschätzen –, da merkte er, als er die Wand befühlte, dass auf der Seite eine Öffnung war: Einen Augenblick verspürte er einen schwachen Hauch von weniger drückender Luft, und dann waren sie vorbeigegangen.
    »Hier gibt es mehr als einen Gang«, flüsterte er mühsam: Es war schwierig, seinem Atem Klang zu verleihen. »Es ist ein so orkähnlicher Ort, wie es nur einen geben kann.«
    Danach kam zuerst er auf der Rechten und dann Frodo auf der Linken an drei oder vier solcher Öffnungen vorbei, manche breiter, manche kleiner; aber noch bestand kein Zweifel über den Hauptweg, denn er war gerade, bog nicht ab und ging stetig aufwärts. Aber wie lang war er, wie viel von alledem

Weitere Kostenlose Bücher