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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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sagt er, ich dachte, du wärst schon heute Morgen mit Herrn Frodo weg. Da war ein seltsamer Kauz hier und hat nach Herrn Beutlin von Beutelsend gefragt, und er ist gerade erst weg. Ich hab ihn nach Bockenburg geschickt. Nicht, dass mir sein Ton gefallen hätte. Er schien sich mächtig zu ärgern, als ich ihm sagte, Herr Beutlin habe sein altes Heim für immer verlassen. Angezischt hat er mich. Ist mir richtig kalt über den Rücken gelaufen. Was für ein Bursche war denn das?, frage ich den Ohm. Ichweiß nicht, sagt er, aber er war kein Hobbit. Er war groß und irgendwie schwarz, und er beugte sich über mich. Ich nehme an, er war einer von den Großen Leuten aus fremden Gegenden. Er sprach so komisch.
    Ich konnte nicht länger bleiben, Herr, da ihr auf mich gewartet habt; und ich hab’s selbst gar nicht so wichtig genommen. Der Ohm wird allmählich alt und ist mehr als ein bisschen blind, und es muss schon fast dunkel gewesen sein, als dieser Kerl den Bühl heraufkam und ihn traf, als der Ohm am Ende von unserem Weg Luft schnappte. Ich hoffe, er hat keinen Schaden angerichtet, Herr, und ich auch nicht.«
    »Dem Ohm kann man sowieso keinen Vorwurf machen«, sagte Frodo. »Ich habe es sogar selbst gehört, dass er mit einem Fremden sprach, der sich offenbar nach mir erkundigt hat, und fast wäre ich hingegangen und hätte ihn gefragt, wer es war. Ich wollte, ich hätte es getan, oder du hättest mir früher etwas davon gesagt. Dann wäre ich auf der Straße vielleicht vorsichtiger gewesen.«
    »Immerhin kann es ja sein, dass gar kein Zusammenhang besteht zwischen diesem Reiter und dem Fremden vom Ohm«, meinte Pippin. »Wir haben uns ganz heimlich aus Hobbingen davongemacht, und ich wüsste nicht, wie er unsere Spur verfolgt haben könnte.«
    »Und was ist mit dem Wittern, Herr?«, fragte Sam. »Und der Ohm sagte, es war ein schwarzer Kerl.«
    »Ich wollte, ich hätte auf Gandalf gewartet«, murmelte Frodo. »Aber vielleicht hätte das die Sache nur schlimmer gemacht.«
    »Dann weißt du oder errätst etwas über diesen Reiter?«, fragte Pippin, der die gemurmelten Worte verstanden hatte.
    »Ich weiß nichts, und ich möchte auch lieber nicht raten«, antwortete Frodo.
    »Na schön, Vetter Frodo, du kannst dein Geheimnis vorläufig behalten, wenn du geheimnisvoll sein willst. Aber was sollen wir nun tun? Eigentlich hätte ich gern einen Happen zu essen und einen Schluck zu trinken, aber irgendwie glaube ich, wir sollten uns lieber davonmachen. Dein Gerede von schnüffelnden Reitern mit unsichtbaren Nasen hat mich ganz unruhig gemacht.«
    »Ja, ich glaube, wir gehen jetzt lieber weiter«, sagte Frodo, »aber nicht auf der Straße – falls der Reiter zurückkommt oder ein anderer ihm folgt. Wir sollten heute noch ein gutes Stück hinter uns bringen. Es sind noch etliche Meilen bis Bockland.«
    Die Schatten der Bäume auf dem Gras waren lang und dünn, als sie sich wieder aufmachten. Sie hielten sich jetzt einen Steinwurf weit links der Straße und möglichst außer Sichtweite. Aber das behinderte sie; denn das Gras war hoch und büschelig, der Boden uneben, und die Bäume zogen sich zu Dickichten zusammen.
    In ihrem Rücken war die Sonne rot hinter den Bergen untergegangen, und der Abend brach herein, ehe sie wieder auf die Straße kamen am Ende der langen Ebene, über die sie ein paar Meilen ganz gerade verlaufen war. An diesem Punkt bog die Straße nach links ab und führte hinunter in die Niederungen der Hugel und dann nach Stock; aber rechts zweigte ein schmaler Weg ab, der sich durch einen alten Eichenwald nach Waldhof schlängelte. »Das ist unser Weg«, sagte Frodo.
    Nicht weit von der Wegscheide stießen sie auf einen riesigen Baumstamm: Er lebte noch und hatte Blätter auf den kleinen Zweigen, die er rings um die Stümpfe seiner längst gefällten Hauptäste getrieben hatte; aber er war hohl, und durch einen breiten Spalt auf der von der Straße abgewandten Seite konnte man hineingelangen. Die Hobbits krochen hinein und setzten sich dort auf eine Schicht alter Blätter und verfaulten Holzes. Sie ruhten sich aus und aßen eine Kleinigkeit, unterhielten sich leise und lauschten von Zeit zu Zeit.
    Es war dämmerig, als sie wieder auf den Weg krochen. Der Westwind seufzte in den Zweigen. Die Blätter wisperten. Bald begann der Weg sanft, aber stetig in der Dunkelheit abzufallen. Über den Bäumen vor ihnen erschien im dunkler werdenden Osten ein Stern. Sie gingen nebeneinander und im Gleichschritt, um sich Mut

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