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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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kein Wasser in meinen Taschen«, sagte Frodo.
    »Wir dachten, du seist gegangen, um welches zu holen«, sagte Pippin, der damit beschäftigt war, das Frühstück zu bereiten und Becher hinzustellen. »Dann geh lieber jetzt.«
    »Du kannst auch mitkommen«, meinte Frodo, »und alle Wasserflaschen mitbringen.« Am Fuß des Berges floss ein Bach. Sie füllten ihre Flaschen und den Wasserkessel an einem kleinen Wasserfall, wo das Wasser ein paar Fuß tief über graues Gestein hinabsprang. Es war eisig kalt; und sie prusteten und schnauften, als sie sich Gesicht und Hände wuschen.
    Als sie mit dem Frühstück fertig waren und ihre Rucksäcke wieder gepackt hatten, war es schon nach zehn Uhr, und der Tag begann, schön und heiß zu werden. Sie gingen den Abhang hinunter und über den Bach, wo er unter der Straße durchtauchte, und den nächsten Hang hinauf und dann beim nächsten Höhenzug wieder hinauf und wieder hinunter; und inzwischen empfanden sie ihre Mäntel, Decken, Wasser, Lebensmittel und sonstige Ausrüstung schon als eine schwere Last.
    Der Tagesmarsch versprach warm und anstrengend zu werden. Nach einigen Meilen hörte indes die Straße auf, ständig hinauf- und hinunterzuführen: Sie kletterte in mühsamem Zickzack bis zum Gipfel eines Steilhanges und schickte sich dann an, endgültig bergab zu gehen. Vor sich sahen sie das flache Land, übersät mit kleineren Baumgruppen, die in der Ferne zu einem braunen Waldesdunst verschwammen. Sie blickten über das Waldende zum Brandyweinfluss hinüber. Die Straße zog sich dahin wie ein Stück Schnur.
    »Die Straße geht immer weiter«, sagte Pippin, »aber ich brauche unbedingt eine Rast. Es ist höchste Zeit zum Mittagessen.« Er setzte sich auf die Böschung an der Straße und schaute nach Osten auf den Dunst, hinter dem der Fluss lag und das Ende des Auenlands, in dem er sein ganzes Leben verbracht hatte. Sam stand neben ihm. Seine runden Augen waren weit aufgerissen – denn hinter den Landschaften, die er noch nie gesehen hatte, erblickte er einen neuen Horizont.
    »Leben Elben in diesen Wäldern?«, fragte er.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Pippin. Frodo schwieg. Auch er folgte mit dem Blick der Straße nach Osten, als ob er sie noch nie gesehen hätte. Plötzlich sprach er, laut, aber wie für sich selbst und langsam redend:
    Die Straße gleitet fort und fort,
         Weg von der Tür, wo sie begann,
    Weit überland von Ort zu Ort,
         Ich folge ihr, so gut ich kann.
    Ihr lauf ich müden Fußes nach,
         Bis sie sich groß und breit verflicht
    Mit Weg und Wagnis tausendfach.
         Und wohin dann? Ich weiß es nicht.
    »Das klingt wie ein Reim vom alten Bilbo«, sagte Pippin. »Oder ist es eine Nachdichtung von dir? Es klingt nicht unbedingt ermutigend.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Frodo. »Mir kam es eben so vor, als hätte ich es selbst erfunden; aber es mag sein, dass ich es vor langer Zeit gehört habe. Gewiss erinnert es mich sehr an Bilbo in den letzten Jahren, ehe er fortging. Er sagte oft, es gebe nur einen Weg; er sei wie ein großer Fluss: Seine Quellen lägen an jeder Türschwelle, und jeder Pfad sei sein Nebenfluss. ›Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen‹, pflegte er zu sagen. ›Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen. Ist dir klar, dass ebendies der Pfad ist, der durch Düsterwald führt, und dass er dich, wenn du es zulässt, bis zum Einsamen Berg oder noch weiter und zu schlimmeren Orten bringt?‹ Das pflegte er auf dem Pfad vor der Tür von Beutelsend zu sagen, besonders dann, wenn er einen langen Spaziergang gemacht hatte.«
    »Na, mich wird der Weg nirgendwo hinbringen, zumindest nicht in der nächsten Stunde«, sagte Pippin und nahm seinen Rucksack ab. Die anderen folgten seinem Beispiel, stellten die Rucksäcke gegen die Böschung und streckten ihre Beine zur Straße aus. Nach einer Ruhepause verzehrten sie ein gutes Mittagessen und legten dann eine weitere Ruhepause ein.
    Die Sonne begann zu sinken, und Nachmittagslicht lag über dem Land, als sie den Berg hinabschritten. Bisher hatten sie noch keine Seele auf der Straße getroffen. Sie wurde nicht viel benutzt, da sie für Karren kaum geeignet war, und es gab nicht viel Verkehr zum Waldende. Etwa eine Stunde oder noch länger waren sie schon wieder unterwegs, als Sam einen Augenblick stehenblieb, als ob er lausche. Sie waren nun in ebenem

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