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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Gelände, und nach vielen Windungen verlief die Straße jetzt ganz geradlinig durch Wiesen, auf denen einzelne hohe Bäume standen, Vorposten der nahen Wälder.
    »Ich höre ein Pony oder ein Pferd, das hinter uns die Straße entlangkommt«, sagte Sam.
    Sie schauten zurück, aber wegen der Straßenbiegung konnten sie nicht weit sehen. »Ich möchte zu gern wissen, ob das Gandalf ist, der uns nachkommt«, sagte Frodo; aber schon während er es sagte, hatte er das Gefühl, dass dem nicht so sei, und er verspürte plötzlich den Wunsch, sich vor den Blicken des Reiters zu verbergen.
    »Vielleicht ist es nicht wichtig«, sagte er entschuldigend, »aber ich möchte eigentlich nicht gern auf der Straße gesehen werden – von niemandem. Ich habe es satt, dass alles, was ich tue, beobachtet und durchgehechelt wird. Und wenn es Gandalf ist«, fügte er noch hinzu, »dann können wir ihm eine kleine Überraschung bereiten, zur Strafe dafür, dass er so spät kommt. Lasst uns in Deckung gehen!«
    Die beiden anderen liefen rasch nach links und hinunter in eine kleine Mulde nicht weit von der Straße. Dort legten sie sich flach auf den Boden. Frodo zögerte eine Sekunde: Neugier oder irgendeine andere Anwandlung kämpfte gegen seinen Wunsch an, sich zu verbergen. Das Geräusch der Hufe kam näher. Gerade noch rechtzeitig ließ er sich in das hohe Gras hinter einem Baum fallen, der die Straße überschattete. Dann hob er den Kopf und spähte vorsichtig über eine der großen Wurzeln hinweg.
    Um die Biegung kam ein schwarzes Pferd, kein Hobbitpony, sondern ein ausgewachsenes Pferd; und darauf saß ein großer Mensch, der sich auf dem Sattel niederzuducken schien, eingehüllt in einen großen schwarzen Mantel und eine Kapuze, sodass nur seine Stiefel in den hohen Steigbügeln unten herausschauten; sein Gesicht war beschattet und unsichtbar.
    Als das Pferd bis zu dem Baum gekommen und auf gleicher Höhe mit Frodo war, blieb es stehen. Der Reiter saß ganz still mit gesenktem Kopf, alsob er lausche. Unter der Kapuze hervor kam ein Geräusch, als ob jemand schnüffelte, um einen schwachen Duft einzufangen; sein Kopf drehte sich von einer Straßenseite zur anderen.
    Eine plötzliche unbegreifliche Furcht, entdeckt zu werden, befiel Frodo, und er dachte an seinen Ring. Er wagte kaum zu atmen, und doch wurde der Wunsch, ihn aus der Tasche zu holen, so stark, dass er langsam die Hand bewegte. Er hatte das Gefühl, dass er ihn bloß aufzustreifen brauchte, dann würde er sicher sein. Gandalfs Rat schien lächerlich. Schließlich hatte Bilbo den Ring ja auch benutzt. »Und ich bin immer noch im Auenland«, dachte er, als seine Hand die Kette berührte, an der der Ring hing. In diesem Augenblick richtete sich der Reiter auf und zog die Zügel an. Das Pferd machte einen Schritt vorwärts, ging erst langsam und fiel dann in einen raschen Trab.
    Frodo kroch zum Straßenrand und beobachtete den Reiter, bis er in der Ferne verschwand. Er war nicht ganz sicher, aber ihm kam es vor, als ob das Pferd, ehe er es aus den Augen verlor, abschwenkte und nach rechts zwischen die Bäume ging.
    »Nun, das nenne ich sehr sonderbar und wirklich beunruhigend«, sagte Frodo zu sich, als er zu seinen Gefährten hinüberging. Pippin und Sam waren im Gras liegen geblieben und hatten nichts gesehen; deshalb beschrieb ihnen Frodo den Reiter und sein seltsames Verhalten.
    »Ich kann nicht sagen, warum, aber ich hatte das bestimmte Gefühl, dass er mich suchte und witterte; und ich hatte auch das bestimmte Gefühl, dass ich nicht von ihm entdeckt werden wollte. So etwas habe ich nie zuvor im Auenland gesehen oder gefühlt.«
    »Aber was hat einer von den Großen Leuten mit uns zu tun?«, fragte Pippin. »Und was tut er überhaupt in diesem Teil der Welt?«
    »Hier gibt es ein paar Menschen«, sagte Frodo. »Unten im Südviertel haben die Hobbits Ärger mit Großen Leuten gehabt, glaube ich. Aber von so etwas wie diesem Reiter habe ich nie gehört. Ich möchte wissen, wo er herkommt.«
    »Entschuldigung«, warf Sam plötzlich ein, »ich weiß, wo er herkommt. Von Hobbingen kommt er, dieser schwarze Reiter hier, sofern es nicht mehr als einen gibt. Und ich weiß auch, wohin er geht.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Frodo scharf und sah ihn erstaunt an. »Warum hast du denn vorher nichts davon gesagt?«
    »Es ist mir gerade erst wieder eingefallen, Herr. Es war so: Als ich gestern Abend mit dem Schlüssel zu unserer Höhle kam, sagt mein Vater zu mir: Hallo, Sam!,

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