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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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geschlossen, die Fenster offen, aber vergittert, und selbst der Schornstein war versperrt von Rauch. Es war unmöglich, das zu verlassen, was kurz ein Paradies gewesen war.
    Bei der Großen Magie, setz mich nicht zu lange hier gefangen! Ich könnte kein weiteres Gefängnis ertragen.
    Schon jetzt begann sein Geist verräterisch zu ticken und versorgte ihn mit Informationen, die er nicht haben wollte.
    Elf Menschen im Raum … sechzig Becher hinter der Theke … wie viele Holzbalken im Boden?
    War er noch da? Lag er noch auf dem Boden des Grabmals und hatte sich eine kurze Flucht erträumt, nur um in eine andere Zelle gebracht zu werden?
    Er rieb sich aggressiv die Augen.
    »Wind und Feuer«, rief er, »es schert mich nicht, wie viele verdammte Becher es sind!«
    Yalenna erwachte mit steifem Hals, geweckt von einem Geräusch am Fenster. Als sie aufschaute, sah Rostigan auf sie herab.
    »Yalenna?«
    Sie rieb sich den Hals. »Hmpf.«
    »Wie lange sitzt du schon da?«
    Sie schaute sich um. Es war immer noch Nacht. Sie fühlte sich ausgeruht und wäre nicht überrascht gewesen zu entdecken, dass sie Stunden geschlafen hatte.
    Ein schnelles Stochern nach einem Kieselstein auf dem Boden zeigte, dass die Zeit immer noch angehalten war.
    »Keine Ahnung.«
    Er kletterte heraus und ließ sich neben sie fallen.
    »Was führt er jetzt schon wieder im Schilde?«
    »Ich will nicht raten. Irgendeine arme Frau erleidet immer noch irgendwo seine Aufmerksamkeiten? Oder es ist seine seltsame Art, uns zu bestrafen – mit der Tatsache zu protzen, dass er nach wie vor dort draußen ist und uns in einer schwebenden Welt treiben lassen kann, solange es ihm gefällt.«
    Rostigan runzelte die Stirn. »Wie geht es Braston?«
    »Eingeschlossen in seinem Zimmer. Er war ohnmächtig, als ich ihn das letzte Mal sah, und ist es wahrscheinlich noch immer.«
    »Du denkst nicht, dass Despirrow hier sein könnte – dass er womöglich hier herumschleicht und versucht, einen Weg zu finden, sich zu rächen?«
    »Der Gedanke ist mir gekommen. Vielleicht sollten wir uns einmal umsehen?«
    »Vielleicht sollten wir das.«
    Sie erhoben sich und gingen auf die Suche. Während langer Runden um die Burg und ihr Vorgelände entdeckten sie nichts, hörten keinen Laut. Schließlich standen sie auf dem Dach der Burg, um in den Himmel zu schauen. Die Sterne machten nicht einmal den Eindruck zu funkeln. Sie waren lediglich Punkte.
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Yalenna. »Noch nie zuvor hat es einen so langen Stillstand gegeben. Worauf will er hinaus?«
    »Es kann nichts Gutes sein.«
    Die Geister der Stunden mussten an irgendeinem Punkt zu Tagen geworden sein, aber es war schwer, in der ewigen Nacht die Übersicht zu behalten. Am besten konnte Despirrow den Fortschritt seines Marsches verfolgen, indem er sich die Orte merkte, die er passierte. Er kam gerade durch einen, einen grauen Ort mit Laternen, die ihn fröhlicher erscheinen ließen, als er es tatsächlich war, erbaut in der gleichen eintönigen Weise wie so viele Orte um Tallaho.
    Um Tallaho – das war niederschmetternd.
    Despirrow versuchte, sich auf die Namen dieser Orte zu besinnen, eine Karte vor seinem inneren Auge zu sehen – komm schon, du hast Karten von Aorn so viele Male gesehen, an Burgmauern und in Tavernen und auf Bildteppichen –, und obwohl er spürte, dass das Wissen da war, entzog es sich seinem Zugriff. Wenn er nur eine wirkliche Karte mitgenommen hätte … aber selbst ein kleines Auftauen der langen Erstarrung, alle Zeit, die notwendig war, um eine Karte von einem Tisch zu nehmen, würde lange genug sein, damit sich die ferne Tür öffnete und Braston während des Zeitstillstands Gelegenheit bot, sein Zimmer zu verlassen.
    Eine Karte und ein Pferd, das wäre ideal … aber nein, ein Pferd würde essen, trinken und Ruhe brauchen, im Gegensatz zu ihm. Natürlich war er hungrig, aber er wusste, dass er nicht verhungern würde. Er war auch durstig, darin hatte er Übung, denn er hatte immer Durst. Schlaf war nichts als ein unnötiger Luxus. Während er weiterging, durchlief sein Körper Zyklen des Sich-Erschöpfens und Sich-Erholens. Die Erholung war tatsächlich recht angenehm. Falls er jemals wahrhaft müde wurde, konnte er sich immer für ein Weilchen mitten auf die Straße legen. Er musste auf der Straße bleiben, denn das Grasland war tödlich und der Wald ein Labyrinth.
    Wenn er nur gewusst hätte, dass er diese Reise unternehmen würde, bevor er nach Tallaho gegangen war. Saphura

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