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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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ein lockeres Hemd und pfiff fröhlich vor sich hin. Hinter sich zurück ließ er ein Paar, dem der Tod seiner Kinder nichts mehr ausmachte.
    Forger wanderte die Straße entlang und genoss das üppige Grün der Landschaft. Er kam an weiteren Hütten vorbei, an Feldern und an Weiden. Ohne Zweifel gab es hier eine Ortschaft in der Nähe. Wann immer er Leute traf, nickte er ihnen freundlich zu und tippte sich an den neuen Hut, auf den er sehr stolz war.
    Dann plötzlich, wie aus heiterem Himmel, ging jemand neben ihm, der im Augenblick zuvor noch nicht da gewesen war.
    »Hallo, Forger.«
    Forger strahlte vor Freude. »Salarkis! Meine Güte, ich würde dich umarmen, wenn ich nicht wüsste, dass ich dabei blaue Flecken bekommen würde. Ich habe mich gerade gefragt, ob ich der Einzige bin.«
    »Nein.«
    »Aber du wirkst so ernst, mein Lieber. Freust du dich nicht, mich zu sehen? Und darüber, wieder zu leben?«
    Salarkis warf Forger einen Blick zu, der schwer zu deuten war bei diesen harten Augen. »Ich bin nicht gekommen, um zu reden«, sagte er. »Noch nicht. Ich wollte nur wissen, ob du auch hier bist.«
    Damit begann er, sich aufzulösen.
    »Warte!«, sagte Forger. »Salarkis, bleib hier! Wer von den anderen ist auch zurück? Hast du Karrak gesehen?«
    Zu spät. Forger fluchte niedergeschlagen und wandte sich wieder der Straße zu.
    Wo auf Salarkis’ Liste hatte er gestanden? Wen hatte der andere Wächter zuerst aufgesucht?
    Als Sterblicher war Salarkis des Fadengangs nicht mächtig gewesen.
    Erst durch die Verwandlung hatte er diese Fähigkeit erworben und war zum besten Fadengeher geworden, den Aorn je gesehen hatte. Für die anderen Wächter blieb das schnelle Reisen schwierig und erforderte Zeit und Konzentration, doch für Salarkis war es so leicht, als würde er einen Fisch von einer Klippe werfen. Nicht nur das: Alles, was er brauchte, um jemanden zu finden, war der Name. Und es gab noch andere Dinge, die er dem Namen hinterherschicken konnte. Wenn er Messern und Klingen jeder Art einen Namen nannte, würden sie losfliegen und den Namensträger suchen, gleichgültig, wie weit entfernt sich dieser aufhielt. Auf diese Weise konnte er die anderen Wächter jedoch nicht verletzen, da es enge Grenzen gab, was sie einander zufügen konnten und was nicht. Forger fand das ziemlich ermüdend, aber er konnte sie trotzdem aufspüren. Vor Salarkis verbarg sich kein Wächter.
    »Du bist das hellste Licht in einem Meer aus Funken«, hatte er einmal zu Forger gesagt, um es zu erklären.
    Forger trat gegen einen Stock, der auf der Straße lag. »Wen hast du schon aufgesucht, verflucht?«, murmelte er.
    Warum hatte Salarkis so unfreundlich geklungen? Sie waren doch immer gut miteinander ausgekommen, oder? Zusammen waren sie ein hervorragendes Paar von Schwindlern!
    Zugegeben, sie hatten sich nie so nah gestanden wie Forger und Karrak – die Doppelkönige von Tallaho und Ander, deren Städte wie Zwillinge den Mittelpunkt eines immer weiter expandierenden Reiches bildeten. Wie wunderlich grausam sie gewesen waren, nachdem sie ihre gemeinsamen Interessen erkannt hatten – und wie viel Spaß sie gehabt hatten! Dann war Karrak aus unerfindlichen Gründen und ohne jede Erklärung plötzlich spurlos verschwunden. Sogar seine Krähen hatte er zurückgelassen. Sie waren über Ander gekreist und hatten nach ihrem Herrn gerufen – und Forger hatte in seinem Herzen ebenfalls nach ihm gerufen.
    Forger war geradezu besessen gewesen von dem Gedanken, Karrak zu finden. Doch obwohl er durchs ganze Land gestreift war, hatte er keine Spur von ihm gefunden. Auch Salarkis hatte ihn beunruhigenderweise nicht entdecken können – und Forger hatte gezittert, als er hörte, das Karraks »helles Licht« dunkel geworden war. Er vermutete, dass Yalenna, Braston oder Mergan ihn getötet hatten, doch hatte er nie in Erfahrung bringen können, wer von ihnen. Vielleicht hatten sie es zu dritt getan.
    Schließlich waren Yalenna und Braston über ihn hergefallen, in der Nacht, die er in der kleinen Hütte nicht weit von hier verbracht hatte.
    »Was habt ihr ihm angetan?«, hatte Forger in den heulenden Wind gebrüllt, als sich tausend Holzsplitter in einem Wirbel um ihn herum bewegten.
    »Nichts!«, rief Yalenna. Forger hielt das für eine Lüge und schleuderte ihr den Splitterhagel entgegen. Sie hatte die Arme nach vorn gerissen und den Wind gedreht, sodass sie zu ihm zurückflogen.
    »Ach ja«, sagte Forger und stieß den Stock zur Seite. »Natürlich war

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