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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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sein und dich auffressen. Versprich mir also, dass du nicht vergisst, warum du hier bist.«
    »Versprochen«, erwiderte Hanry.
    Forger nickte und fuhr mit der Hand über Hanrys Bauch. Er zog den Schmerz des Mannes in sich selbst und fand mehr davon, als er erwartet hatte. Hanry hatte sich wirklich sehr beherrscht.
    »Bei der Großen Magie«, sagte Hanry erstaunt und strich sich über den Bauch. »Ich kann es kaum glauben!«
    »Vergiss nicht, du bist nicht geheilt!«
    »Ach, wenn du mir nur ein paar friedliche Monate geschenkt hast, bevor es zu Ende geht, ist das schon ein großes Geschenk, Namensvetter Hanry.«
    »Aber du gehst zu einem Heiler?«
    »Ja. Bei Wind und Regen. Ich danke dir.«
    Forger lächelte. »Gut. Und jetzt habe ich meine Schulden beglichen. Dann gehe ich wohl doch voraus. Ich möchte meinen Freund schnell finden, wie du sicherlich verstehst.«
    »Natürlich«, antwortete Hanry.
    Forger stieg vom Wagen. Er war verwirrt. Weshalb mochte er Hanry so gern, dass er ihm eine solche Gunst erwies? Der Mann hatte etwas an sich … Oder vielleicht auch nicht er selbst, sondern … Hatte Forger schon einmal einen Hanry gekannt?
    Das spielt keine Rolle, dachte er. Ich tue, was ich will.
    »Ich wünsche dir viel Glück«, sagte Hanry und reichte ihm die Hand, die Forger schüttelte.
    Er ging los und gesellte sich zu den Fußgängern neben der Reihe wartender Pferde und Wagen. Als er die in grauen Stahlrüstungen steckenden Wachen passierte, die alles beobachteten, tippte er sich wieder an den Hut.
    Innerhalb der Mauern waren die Straßen mit dunklen, glänzenden Steinen gepflastert, und ordentliche Häuser standen dicht nebeneinander. Die meisten Leute waren den Berg hinunter zur Stadtmitte unterwegs, doch Forger machte sich auf den Weg nach oben, zur Burg. Er bog in eine Straße mit majestätischen Gebäuden ab und erreichte ein Tor, das in den kalten, kahlen Hof der Burg führte. Alles war ihm wunderbar vertraut.
    Der eigentliche Wohnturm ragte quadratisch über allem auf und schmiegte sich an die Steilwand. Er war aus dem gleichen Stein gehauen und starrte ihn mit vielen Fenstern an. Eine breite Treppe führte zu einem starken, zweiflügeligen Tor. Von dort beäugten ihn zwei Wachen misstrauisch, als er zu ihnen hinaufstieg. In das Tor war eine kleinere Tür eingelassen, durch die er eintreten wollte.
    »Halt!« Die größere Wache trat ihm in den Weg. »Wo gedenkst du hinzugehen?«
    »Was hast du hier zu suchen?«, fragte die andere.
    »Was wohl«, sagte Forger fröhlich, »ich bin hier, um den Sitz meiner Macht wieder einzunehmen.«
    Schwerter fuhren aus ihren Scheiden und zeigten auf seine Brust.
    »Der Kerl muss verrückt sein«, sagte der Große.
    »Ja. Ich habe einen Vetter, der ist genauso. Manchmal hält er sich für einen Vogel.«
    Der Große grinste.
    »Was für einen Vogel?«, fragte Forger.
    Der Kleinere starrte ihn böse an. »Weißt du, wie gefährlich es sein kann, sich hier aufzuspielen und dummes Zeug zu reden? Das ist nicht lustig, mein Freund.«
    Forger strich sich übers Kinn. Seine Macht war zwar noch im Wachstum begriffen, trotzdem würde es ihm leichtfallen, den Wachen die Herzen zu zerquetschen.
    »Was hat der Mann gesagt?«
    Zwei Gestalten in silbernen Roben kamen durch die Tür – Fadenwirker. Die Sprecherin war eine Frau mittleren Alters mit kaltem Gesicht, die Forger misstrauisch anstarrte.
    »Äh …«, sagte der Kurze. »Nichts, Herrin. Nur etwas Dummes – er ist keine Bedrohung.«
    »Er will Tallaho wieder einnehmen«, sagte der männliche Fadenwirker. »Oder habe ich mir das eingebildet?«
    Der Große gab unter dem bohrenden Blick klein bei. »Nein, Herr.«
    »Werft ihn in den Kerker«, sagte die Frau.
    »Was?«, entfuhr es dem Kurzen. »Ich wollte sagen, entschuldigt, Herrin, aber er ist doch nur ein bisschen verwirrt.«
    Forger stellte sich die Angst auf ihren Gesichtern vor, wenn sie gewusst hätten, wer er war. Er lachte. Unter solchen Umständen hätten sie bestimmt nicht über ihn gesprochen, als wäre er nicht anwesend! So fühlte er sich wie ein Raubtier, das im Unterholz lauerte und die Beute beobachtete, die sich der Gefahr nicht bewusst war.
    »Vielleicht«, sagte die Frau, »doch Elacin will kein Risiko eingehen. Wenn er verrückt ist, könnte es ja auch sein, dass er etwas nachplappert, das er von jemand anders gehört hat.« Sie winkte ungeduldig ab. »Los, holt ihn herein.«
    In Gegenwart der Fadenwirker hielt Forger einen Angriff nicht für weise. Vielleicht

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