2889 - Schüsse aus dem Nichts
Ich hörte im Radio von dem Anschlag auf MC Dooley, während ich meinen ersten Morgenkaffee trank. Doch ich konzentrierte mich nicht auf die Meldung.
Auch Phil musste schon von der Bluttat gehört haben. Das wurde mir klar, als ich meinen Freund wenig später an der üblichen Ecke abholte. Mein Partner warf sich grüßend auf den Beifahrersitz meines roten Jaguar-E-Hybriden.
»Guten Morgen, Jerry. Hast du auch schon mitbekommen, wie tief MC Dooleys Schutzengel vorige Nacht geflogen sein muss?«
»Guten Morgen, Phil. – Ja, er selbst ist bei dem Anschlag unverletzt geblieben, nicht wahr? Im Radio hieß es, dass seine Begleiterin getötet worden sei.«
Phil nickte.
»Im Frühstücksfernsehen hat eine Reporterin den NYPD-Pressesprecher ausgequetscht. Der sagte, dass in alle Richtungen ermittelt würde.«
»Wundert dich das? Es ist ja gar nicht gesagt, dass die Schüsse wirklich diesem prominenten Rapper galten. Gibt es schon Erkenntnisse über das Opfer?«
»Dafür ist es wohl noch zu früh. Aber ich schätze, dass wir mit unserem eigenen aktuellen Fall mehr als genug zu tun haben werden. Die Kollegen vom NYPD werden den Killer schon dingfest machen.«
Phil und ich ermittelten seit einigen Tagen gegen einen chinesischen Geschäftsmann namens Li Wong. Er stand im Verdacht, Menschenhandel im großen Stil zu betreiben. Wir hatten sein Privatleben durchleuchtet, was angesichts der Schweigsamkeit der Bewohner von Chinatown nicht gerade einfach war. Doch bisher konnte dem Mann nichts nachgewiesen werden, noch nicht einmal Steuerhinterziehung. Wir stellten uns auf einen zermürbenden Arbeitstag mit viel Leerlauf ein. Nach einem kurzen Besuch an der Federal Plaza fuhren Phil und ich direkt zu unserem Einsatzort.
Geschlagene vier Stunden schauten wir an diesem Tag durch ein Hochleistungsfernglas dem Geschäftsmann dabei zu, wie er in seinem Office am Computer arbeitete. Das FBI hatte in der Mott Street ein Apartment angemietet, von dem aus man einen direkten Blick auf Li Wongs Büro hatte.
»Ich kann kein Chop Suey mehr sehen«, schimpfte Phil. »Soll ich uns einen Hamburger holen?«
Doch bevor ich die Frage beantworten konnte, klingelte mein Handy. Ich nahm das Gespräch entgegen. »Hier Agent Cotton.«
Es war Mr High.
»Brechen Sie bitte die Observierung ab, Jerry. Ich möchte Sie und Phil so schnell wie möglich in meinem Office sehen. Ich habe eine neue Aufgabe für Sie.«
***
Als wir im Büro des Assistant Director eintrafen, erwarteten uns überraschende Neuigkeiten.
»Nehmen Sie doch bitte Platz, Jerry und Phil. – Es hat sich herausgestellt, dass Li Wong unschuldig ist. Der Geschäftsmann wurde von einem Konkurrenten fälschlicherweise beschuldigt, etwas mit Menschenhandel zu schaffen zu haben. Aber dieser Widersacher hat nun ein Geständnis abgelegt. Die Ermittlung hat sich also in Wohlgefallen aufgelöst.«
»Und worin besteht unsere neue Aufgabe, Sir?«, fragte ich.
»Ich möchte Sie bitten, den Mord an Kea Swanson zu untersuchen. So lautet der Name jener jungen Frau, die in der vergangenen Nacht in Begleitung dieses Musikers MC Dooley auf offener Straße erschossen wurde.«
»Der Fall war bereits in den Medien«, meinte Phil. »Aber ich verstehe nicht ganz, warum wir als FBI zuständig sein sollen. Ich dachte, die zuständige Homicide Squad des NYPD würde das Verbrechen aufklären.«
»Normalerweise wäre das auch so, Phil. Aber es hat sich bei einer ersten kriminaltechnischen Untersuchung herausgestellt, dass die Mordwaffe bereits kürzlich für ein Verbrechen benutzt wurde. Vor 48 Stunden wurden in New Jersey aus derselben Pistole Schüsse auf zwei Personen abgefeuert. Es handelt sich um den prominenten Boxer Jerome Feathers und dessen Freundin Ann Swift. Die Projektile konnten sichergestellt werden. Daher lässt sich nachweisen, dass sie aus derselben Waffe stammen wie jene bei dem Anschlag auf Kea Swanson.«
»Der Tod von Jerome Feathers wurde aber bisher nicht den Medien mitgeteilt, nicht wahr?«, hakte ich nach. John D. High schüttelte den Kopf.
»Ich habe mich missverständlich ausgedrückt, Jerry. Weder der Boxer noch seine Freundin wurden verletzt oder gar getötet. Man hat den Vorfall geheim gehalten, um die Sache nicht unnötig aufzubauschen. Aber jetzt haben wir es mit anderen Voraussetzungen zu tun.«
»Ein Serienkiller, der Jagd auf Prominente macht?«
Mr High quittierte Phils Bemerkung mit einem Heben seiner Schultern.
»Das wäre zumindest eine Überlegung. Ich schlage
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