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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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manchmal gemeinsam, manchmal getrennt. Am Ende entdeckte Yalenna ihn in der Wildnis des Tupfenwalds, nahe dem Dorf, in dem er seine Kindheit verbracht hatte.«
    Auf dem Stuhl neben Rostigan seufzte jemand. Er erstarrte, und ihm stellten sich die Haare an den Armen auf. Niemand konnte sich dort niedergelassen haben, ohne dass er es bemerkt hätte. Langsam drehte er sich um, während Tarzi drinnen weitererzählte.
    »Über diese Begegnung ist wenig bekannt. Als Yalenna zurückkehrte, behauptete sie, dass sie Salarkis gesegnet und getötet habe.«
    Im Schatten von Rostigan, zu dem das Licht aus der Schankstube kaum vordrang, saß eine Gestalt, als wäre sie schon seit Stunden da. Geschuppte Arme lagen auf den Stuhllehnen, und ein Schwanz zuckte träge zwischen den Beinen auf dem Boden hin und her. Hinter dunklen Lippen kamen glänzende, scharfe Fangzähne zum Vorschein. Der neue Besucher lächelte Rostigan an und deutete mit dem Kopf nach drinnen zu Tarzi.
    »Sie ist sehr hübsch«, sagte Salarkis. »Wie heißt sie?«
    Einen Augenblick lang wagte Rostigan nicht, sich zu regen, nicht einmal zu atmen. Dann legte er langsam seine Pfeife ab.
    »Du warst das«, sagte er. »Auf der Straße. Die Statuen.«
    Salarkis deutete eine Verneigung an.
    »Wozu?«, fragte Rostigan. »Was soll die Angeberei? Wozu den Kräuterhändler pieksen?«
    »Ich habe bloß versucht, deine Aufmerksamkeit zu wecken«, antwortete Salarkis. »Ein harmloser Spaß. Außerdem, wer bist du, nach einem Grund zu fragen? Du machst, was immer dir in den Sinn kommt. Du warst es, der Königreiche niedergeworfen hat, einfach weil sie da waren, Karrak.«
    »Leise! Nenn mich nicht bei diesem Namen.« Rostigan warf noch einen Blick in das Wirtshaus. Niemand beachtete ihn, aber falls jemand aus dem Fenster schaute oder nach draußen kam und ihn mit Salarkis reden sah …
    »Lass uns hier verschwinden«, sagte er und erhob sich.
    »Ich möchte das Ende meiner Geschichte hören.«
    »Sie ist schon vorbei«, sagte Rostigan und stieg die Verandatreppe hinunter. »Du bist tot.«
    Ohne sich zu vergewissern, ob der andere ihm folgte, ging er an dem Wirtshaus entlang und auf die Felder zu. Es gab eine Bewegung in der Luft, und das Gras knirschte, als Salarkis neben ihm auftauchte.
    »Ich sehe, deine Manieren haben sich nicht gebessert«, sagte Salarkis.
    »Was willst du?«
    »Na, das Gleiche wie du, denke ich. Ich will wissen, was vor sich geht.«
    »Mir ist vollkommen gleichgültig«, sagte Rostigan, »was vor sich geht. Mit mir hat das nichts zu tun.«
    »Wie kannst du das sagen, wenn wir alle von den Toten wiederauferstanden sind?«
    Rostigan seufzte. Es wäre wohl zu viel verlangt gewesen, der Welt wenigstens einen von ihnen zu ersparen. Denn wenn jemand die Anwesenheit aller leicht überprüfen konnte, dann Salarkis.
    »Ich nicht«, sagte er, »ich bin nicht von den Toten auferstanden.«
    Das überraschte Salarkis. »Nicht?« Er blickte zurück zum Wirtshaus und dachte offensichtlich nach. Das war ermüdend.
    »Ich soll deinen Namen nicht dort aussprechen, wo man ihn hören kann«, sagte Salarkis langsam. »Diese Menschen da in dem Städtchen, die stehen nicht unter dem Einfluss deiner Kräfte?«
    »Nein.«
    »Und sie wissen gar nicht, wer du bist?«
    »Nein.«
    »Und du bist überhaupt nicht gestorben?«, fragte Salarkis. »Du lebst, seit …«
    »Ja.«
    »Aber wo warst du? Du warst einfach verschwunden! Selbst ich konnte dich nicht finden, und ich kenne deinen wahren Namen. Gleichgültig, welchen falschen du führst.«
    »Rostigan.«
    »Rostigan«, knurrte Salarkis. »Warum konnte ich dich nicht finden?«
    »Ich wollte es nicht.«
    »Heute habe ich dich gefunden.«
    »Irgendwann im Verlauf der letzten dreihundert Jahre habe ich vergessen, mich gegen deinesgleichen zu schützen.«
    »Aber wie? Bitte sag es, die Neugier frisst mich auf.«
    Vermutlich schadete es nicht, Salarkis einzuweihen – auch wenn er die Methode kannte, wurde sie dadurch nicht unwirksam. »Ich habe meine Strukturen mit geliehenen Fäden von toten Krähen verhüllt«, erklärte er. »Damit habe ich mein ›helles Licht‹ verdunkelt und mich als eine von ihrem Schwarm getarnt.«
    Diese Erklärung schien Salarkis zu verwirren. »Und wo warst du? Warum hast du uns verlassen?«
    Rostigan schnaubte verächtlich. »Wart ihr noch so klein, dass ich auf euch hätte aufpassen sollen?«
    »Du hast mich verletzt, alter Freund. Warum erklärst du es mir nicht?«
    »Damals wollte ich es dir nicht sagen. Was

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