Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)
aller Kraft verdrehte.
»Irgendwer hat eine Wache nach mir geworfen!«, sagte er ungläubig, als er aufstand.
Es war der Fadenwirker vom Tor gewesen, der ihn beobachtete und mit den Fingern spielte. Während er den Mann anstarrte, trafen ihn weitere Angriffe aus anderen Quellen, die er jedoch leicht abwehren konnte – doch dieser Kerl, das hatte Forger im Gefühl, war derjenige, der besiegt werden musste.
Sie griffen zur gleichen Zeit an und griffen nach dem Herzen des jeweils anderen. Forger spürte, wie seins in der Brust zusammengedrückt wurde, als würde eine Geisterhand es zerquetschen. Er selbst drückte derweil das Herz des Gegners, auf dessen Stirn bereits Schweiß trat. Das Herz des Mannes fühlte sich an wie aus Stein, und Forger konnte es nicht gut packen und zerquetschen. Also leitete er seine Kräfte hinter das Herz, und der Fadenwirker riss die Augen auf, als er sich verteidigen wollte. Doch Forger hatte ihn schon am Rückgrat gepackt. Er riss es nach oben und ließ den zuckenden Körper ein paar letzte Augenblicke in der Luft schweben. Das Rückgrat glitt aus dem Hals heraus in die Luft, und der Fadenwirker fiel in sich zusammen wie Papier.
Die verbliebenen Fadenwirker stellten keine große Herausforderung mehr dar. Er warf sie aus den Fenstern oder ließ ihre Gedärme platzen. So arbeitete er sich durch taumelnde Wachen weiter zu den Türen des Thronsaals vor.
»Ich bin Forger«, brüllte er durch den Chor der Klagen, als die Türen aufflogen. »Der Herr der Qualen! Der unrechtmäßige Herrscher von Burg Tallaho!«
Er rammte die Türen zu und versiegelte das Holz an den Kanten.
Der Raum war lang. An den Wänden hingen Waffen. Auf der anderen Seite drängten sich Wachen um das Podest, auf dem ein mit grauem Samt ausgelegter Thron stand. Darauf saß eine Frau mittleren Alters mit dunklen Locken und einem glitzernden grünen Kleid. Durch einen Seiteneingang drangen weitere Wachen herein, aber Forger entdeckte keine Fadenwirker unter ihnen.
»Du musst Elacin sein!«, rief er.
Elacin beobachtete ihn aufmerksam und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als er näher kam. Die Wachen nahmen bedrohliche Haltung ein.
»Keine Waffen!«, brüllte sie. »Tretet zur Seite!«
Sie stieg vom Podest, ging zwischen den überraschten Wachen hindurch und stand schließlich auf gleicher Höhe vor Forger.
»Was soll das?«, fragte Forger. »Willst du nicht mit mir kämpfen?«
»Wir wussten ja nicht, dass du es bist, Herr«, sagte Elacin und rang sich ein Lächeln ab. »Als wir die Geschichten über die Rückkehr der Wächter hörten, wagten wir nicht zu hoffen, dass du deinen alten Thron wieder besteigen würdest. Aber jetzt bist du hier, und nur Narren würden sich dir entgegenstellen.«
»Aber du regierst noch nicht lange«, erwiderte Forger traurig. »Erst ein Jahr, hat man mir gesagt. Bestimmt möchtest du noch länger auf dem Thron sitzen?«
»Ich verzichte auf die Herrschaft, wenn ich dafür nicht sterben muss.«
Forger wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte erwartet, dass er diese Frau einfach töten und dann die Wachen ein wenig foltern könnte, bis sie Gehorsam ihm gegenüber gelernt hätten. Jetzt musste er sich entscheiden, was er mit ihr anfangen sollte.
Neben Elacin erschien ein grauer alter Mann in schlichter brauner Robe.
»Ich bin Threver, Herr«, sagte er und verneigte sich. »Berater der Herrscher von Tallaho seit vielen Jahrzehnten. Vielleicht kann ich dir die Rückkehr irgendwie erleichtern?«
Unsicher sah Forger von Threver zu Elacin und zurück. Er spreizte die Hand – und sah, dass sie jetzt groß genug war, um einen Kinderkopf zu zerquetschen. Deshalb hatten sie solche Angst vor ihm!
Durch die Seitentüren kamen immer mehr Wachen herein. Eine fiel ihm auf, weil sie hinkte und dadurch irgendwie das Gesamtbild störte.
»Was schlägst du vor, Threver?«, fragte er.
»Eine friedliche Übergabe.«
Als wollte er sich diesen Worten widersetzen, prallte jemand gegen die versiegelte Seite der Türen zum Thronsaal und schrie vor Schmerz. Forger lachte und machte eine Geste, wodurch er die Wachen draußen vom Einfluss seiner Kräfte befreite. Sofort hörte das Schreien auf.
»Es muss kein weiteres Blut vergossen werden«, fuhr Threver fort. »Außer natürlich, um Elacin zu töten.«
»Was?«, fuhr sie auf.
Threver beachtete sie nicht und widmete sich ganz Forger. »Herr, es darf keine Zweifel geben, wer das Sagen hat. Die Menschen werden verwirrt sein, und wenn Elacin
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