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Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Der Herr der Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Der Herr der Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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lebt, würde dies vielleicht Auseinandersetzungen nähren und möglicherweise zu inneren Streitigkeiten führen.«
    »Du bist wirklich eiskalt«, sagte Forger bewundernd. »Allerdings finde ich deine Sorgen ein wenig übertrieben. Glaubst du, ich mache mir Gedanken wegen Intrigen am Hof? Ich beabsichtige, mir mein Reich zurückzuholen und Krieg gegen die größten Mächte von Aorn zu führen. Ich verlange absolute Treue, und wer sie mir nicht leisten will, nun ja, du hast ja gesehen, wozu ich in der Lage bin. Sehe ich so aus, als würde ich mich mit Politik befassen?«
    »Herr, ich wollte nur …«
    »Forger, Herr«, unterbrach ihn Elacin, »ich könnte dir zu Diensten sein. Ich …«
    Ein Armbrustbolzen traf sie in die Brust und warf sie zu Boden. Forger drehte sich um und suchte nach dem Schützen. Die hinkende Wache hatte die Armbrust gesenkt und lachte, während sie sich den Helm abnahm.
    »Artanon«, seufzte Forger.
    »Da hast du es, Hure!«, schrie Artanon. »Du solltest dich freuen über diesen schnellen Tod!« Er führte einen irren Tanz mit der Armbrust auf. Die Wachen schauten ihm zu und wussten nicht, ob sie einschreiten sollten.
    »Herr, soll dieser Mann ergriffen werden?«, fragte Threver.
    Inzwischen hatte Artanon einen neuen Bolzen aufgelegt. »Und du!«, brüllte er, hielt die Armbrust unsicher in die Höhe und schoss. Der Bolzen traf Forger in die Seite, und Schmerz breitete sich in ihm aus.
    Artanon stöhnte. »Bei der Großen Magie, vergib mir! Ich habe nicht auf dich gezielt – ich wollte die Ratte in der braunen Robe erwischen!«
    »Schaler Trost«, knurrte Forger. Er knirschte mit den Zähnen und riss den Bolzen heraus. Den Fadenwirkern hier vertraute er nicht genug, um sich von ihnen behandeln zu lassen. Er würde ein paar schmerzvolle Tage vor sich haben.
    »Ich glaube, du hast es dir verdient, deine Schmerzen zurückzubekommen, Artanon.«
    Er nickte, und Artanon schwankte auf den Beinen und schrie gurgelnd.
    »Ergreift ihn!«, rief Forger, und die Wachen gehorchten auf der Stelle.

DER HERR DER KRÄHEN
    Als der Mann, der die Diebin getötet und jetzt Salarkis abgewehrt hatte, musste sich Rostigan besonders mürrisch geben, um nicht ständig von leicht erregbaren jungen Leuten mit Fragen belästigt zu werden. In der Zwischenzeit gelang es Cedris und Tarzi erfolgreich, alle auf der Straße nach Althala zu halten, und die Gruppe schwoll nach jeder Stadt oder jedem Dorf weiter an. Rostigan war sich nicht sicher, ob Brastons Ruf zu den Waffen vorbeugend, übereifrig, irregeleitet, weise oder sogar heuchlerisch war. Offensichtlich betrachtete Braston es als unvermeidlich, dass seine Feinde ebenfalls Truppen aufstellen würden, und davor hatten auch die einfachen Leute Angst. Legenden erzählten von einer Zeit, da korrumpierte Wächter den ganzen Osten an sich gerissen hatten, seine Bewohner entweder vernichtet oder eingereiht in ein einziges großes Heer. Der Herr der Gerechtigkeit machte sich diese Angst der Menschen zu Nutze, seine Aufrufe wurden überall von Fadenwirkern verbreitet, und alle wurden aufgefordert, an seiner Seite dem heraufziehenden Sturm zu trotzen. Die einzigen Wolken, die Rostigan am Horizont sah, waren jedoch gar keine Wolken, wie Tarzi schnell festgestellt hatte. Die unnatürlichen Flecken am Himmel, die weiterhin nach Sonnenuntergang auftauchten, konnten nur auf die Anwesenheit der Wächter selbst zurückzuführen sein. Sie verzerrten die Welt durch ihre bloße Existenz, vor allem aber durch Benutzung ihrer speziellen, der Großen Magie gestohlenen Kräfte – und das schloss Braston selbst mit ein. Warum, dachte Rostigan nicht zum ersten Mal, hatte die Große Magie diejenigen zurückgebracht, die sie mit ihrer bloßen Anwesenheit beschädigten? Ging es vielleicht letztlich darum, die Wunde für immer zu heilen, und spielte es keine Rolle, ob es vorher noch zu dem einen oder anderen Unheil kam? Wie bei einem Fieber, das erst schlimmer wurde, bevor es überwunden werden konnte?
    Möglicherweise waren Brastons Bemühungen, Aorns Truppen zu einen, doch nicht gänzlich irregeleitet. Obwohl Rostigan wusste, dass er selbst zumindest nicht länger die Bedrohung darstellte, die er einst dargestellt hatte, musste man sich ganz gewiss um die Entflochtenen kümmern. Wenn schon nichts anderes, war das etwas, das ein althalanisches Heer vielleicht tun konnte.
    Tarzi benutzte das Geld, das er für die Kräuter erlöst hatte, um Proviant für ihren weiteren Vormarsch zu erwerben. Der

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