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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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meine alte Hütte nicht da, als ich wiederkam – wir haben sie damals ja zu Kleinholz gemacht!«
    Hinter sich auf der Straße hörte er Hufschlag, und als er sich umschaute, sah er ein Pferd, das einen leeren Wagen zog. Auf dem Kutschbock saß ein alter Mann. Er schob den Hut zurück und enthüllte ein freundliches Gesicht und einen stolzen Schnurrbart, und Forger tippte wieder an seinen Hut. Er konnte den Mann auf Anhieb gut leiden, und sei es nur, weil er ihn von seinen düsteren Gedanken ablenkte.
    »Wohin willst du?«, fragte der Alte.
    Forger deutete nach vorn. »Nach Tallaho.«
    »Ich auch. Willst du mitfahren?«
    Forger grinste. »Das wäre wunderbar.«
    »Ich heiße Hanry«, stellte sich der Alte vor und reichte Forger die Hand, um ihm nach oben zu helfen.
    »Äh …« Forger war kein guter Lügner. »Ich heiße auch Hanry.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    »Ich habe schon seit einer ganzen Weile keinen Hanry mehr kennengelernt.«
    »Na, es ist ein guter starker Name, der nicht oft vergeben wird, wie?« Forger zwinkerte, und Hanry lachte. Er nahm die Zügel auf, und sie fuhren los.
    »Bist du in Tallaho zu Hause?«, fragte Hanry.
    »Ich glaube.«
    »Du glaubst es?«
    »Na, ja«, meinte Forger, »ich war länger fort. Ich weiß nicht, wie viel sich verändert hat, seit ich das letzte Mal dort war.«
    »Wie lange warst du denn fort, Junge?«
    Bestimmt würde Hanry nicht glauben, dass es dreihundert Jahre waren. Er konnte es beinahe selbst nicht glauben. Wenn die Große Magie die Wächter zurückhaben wollte, warum hatte sie sich dann so viel Zeit gelassen? Aber vielleicht war eine solche Zeitspanne für die Große Magie überhaupt nicht lang.
    Forger war Mitte dreißig gewesen, als er nach der Verwandlung nicht länger gealtert war, und dementsprechend überlegte er sich eine Antwort, die glaubhaft klang.
    »Über zehn Jahre«, sagte er.
    »Na, dann wird vermutlich noch alles so sein wie früher«, sagte Hanry. »Zehn Jahre sind keine lange Zeit an einem Ort wie Tallaho.« Er zuckte leicht zusammen und legte die Hand auf den Bauch. Forger beobachtete die Bewegung aufmerksam.
    »Hast du Schmerzen?«, fragte er.
    »Hm?«, erwiderte Hanry. »Oh. Ja, ich habe einen schlimmen Bauch. Wahrscheinlich habe ich eine Geschwulst. Meistens ist das nicht bösartig, aber … Es wird auch nicht mehr besser.«
    »Das ist schlecht.«
    »Ich will nicht klagen. Ich hatte ein ganz gutes Leben. Mir ist es gelungen, einer Heirat und Kindern aus dem Weg zu gehen, anders als die meisten Kerle, die ich kenne.«
    Forger lachte.
    »Hast du Familie?«, fragte Hanry.
    »Ich?« Forger fand den Gedanken verwirrend. Ein paar Erinnerungsfetzen flatterten durch seinen Kopf, aber nichts blieb hängen. »Eigentlich nicht. Ich habe einen Freund oder zwei, die mir sehr viel bedeuten. Einen von ihnen habe ich lange nicht mehr gesehen.«
    »Ach?«
    »Er ist mir wie ein Bruder.«
    »Ich verstehe.«
    »Er wurde vermisst, und ich habe ihn einfach nicht gefunden.«
    »Hm«, machte Hanry. »Und könnte er in Tallaho sein?«
    »Vielleicht«, erwiderte Forger.
    Wohin würde Karrak zuerst gehen?
    »Hoffentlich findest du ihn.«
    »Danke.«
    Sie überquerten eine Brücke. Ein Vater brachte seinem Sohn das Angeln an einem wilden Bach bei. Kurz spielte Forger mit dem Gedanken, den Sohn unter Wasser zu drücken, beherrschte sich aber. Es machte ihm Spaß, den schlichten Reisenden zu spielen, und deshalb tippte er sich nur an den Hut.
    »Wie weit ist es denn noch von hier?«, fragte er.
    »Oh, nicht mehr sehr weit. Wir sollten vor Einbruch der Nacht dort sein. Vorausgesetzt, es wird nicht mitten am Tag Nacht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Was denn?«
    »Du hast gesagt, dass es mitten am Tag Nacht wird.«
    »Weißt du das denn nicht, Junge? Hast du es nicht mitbekommen?«
    »Tut mir leid, Hanry, aber wie ich sagte, war ich unterwegs.«
    »Es war aber in ganz Aorn zu sehen. So als wäre die Sonne für einen Augenblick verschwunden. Im nächsten war sie wieder da, so wie vorher. Sehr unheimlich, wenn du mich fragst.«
    Forger runzelte die Stirn. »Gibt es ein Problem mit der Großen Magie?«
    »Das sagen manche Leute jedenfalls. Andere glauben, es hängt mit den Wächtern zusammen. Denn Braston ist von den Toten auferstanden, und wer weiß, wie viele von ihnen noch.«
    Forger ließ sich seine Aufregung nicht anmerken. Braston? Den würde Salarkis bestimmt nicht als Erstes aufsuchen. Es war also mindestens noch ein anderer wieder aufgetaucht, und Forger konnte genauso gut

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