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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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anzuschauender Mann, der die Lebensmitte längst überschritten, sich aber sanfte Züge bewahrt hatte und der viele Schichten Kleidung in verschiedenen Farbtönen trug.
    »Meine Güte«, sagte er. »Willkommen, Priesterin, in meinem… nun, im Thronsaal, sollte ich sagen.«
    »Vielen Dank, Loppolo.«
    »Was für ein … nun, ja, ich bin nicht sicher, ob es Glück ist, das dich zu uns führt?«
    »Wahrlich eine gute Frage.«
    »Wahrlich.«
    Loppolo rang die Hände und war kurz verunsichert. Yalenna erkannte, dass sie eigentlich nicht genau wusste, was sie hier erreichen wollte. Sie spürte die vielen Menschen in ihrer Umgebung. Viele hofften wahrscheinlich auf eine Segnung. Andere hatten schon eine bekommen, denn ihre Gabe verströmte sie so reichlich wie immer. Einige der kleineren Bündel fanden sogar ein neues Zuhause bei den Vögeln, die herumschwirrten, oder bei den Fischen in den Bächen.
    Mögest du dir jeden Tag ein erreichbares Ziel setzen, ging an eine Elritze.
    »Ich habe gehört, bis vor Kurzem warst du noch König«, sagte sie mit gesenkter Stimme.
    »Oh ja«, antwortete Loppolo. »Bist vor sehr Kurzem, Herrin. Ein guter König, wenn ich das sagen darf.«
    Seine Gefährten, von denen manche härtere Blicke zeigten als er, stimmten murmelnd zu. Als sie die Leute so ansah, fragte sie sich, ob Brastons Behauptung, alle seien bei seinem Erscheinen vor ihm auf die Knie gefallen, wirklich der Wahrheit entsprach. Es gab viele Bilder und Büsten von ihm in der Burg, daher war das Erkennen vielleicht nicht so schwierig gewesen. Aber sicherlich war Angst im Spiel gewesen. Wer würde sich schon dem Heldenkönig von Althala entgegenstellen, wenn der von den Toten auferstanden war.
    »Aber«, fuhr Loppolo vorsichtig fort, »wer kann schon mit dem Schicksal streiten oder Braston seinen alten Platz verwehren. Nicht, wenn seine Rückkehr vom Tode von der Großen Magie selbst gewünscht wurde.«
    Yalenna hütete sich, das zu bestreiten. Am besten stellte sie sich eindeutig auf Brastons Seite, auch wenn sie nicht mit dem einverstanden war, was er bislang getan hatte.
    »Und was jetzt?«, fragte sie. »Es ist sicherlich nicht leicht, hier in deinem alten Thronsaal zu sitzen.«
    Loppolo nickte nachdenklich. »Das will ich nicht leugnen. Erst der gepriesene König von Althala, und dann … tja. Für gewöhnlich stirbt der alte König, ehe der Thronfolger antritt, manchmal geht auch eine Verbannung voraus, und vielleicht wäre das nicht so verwirrend gewesen.« Er rang sich ein Lächeln ab. »Nicht dass ich mir das so wünsche. Auf diese Weise kann ich meinem Volk weiterhin dienen.«
    Der Mann versuchte sich irgendwie mit dem abzufinden, was ihm zugestoßen war, und Yalenna fühlte sich zu einer Segnung verpflichtet, keiner zufälligen diesmal, sondern einer wohlüberlegten. Sie war jedoch nicht sicher, was hier angemessen wäre. Vielleicht sollte sie einfach dem zustimmen, was bereits vorhanden war? Sie suchte in seinen Strukturen nach den Fäden, die er von ihr erhalten hatte, und lächelte.
    »Mögest du immer fröhliche Träume haben«, sagte sie und strich mit den Fingern durch die Luft, als habe sie den Segen ausgesucht.
    Loppolo wirkte überrascht und verneigte sich leicht.
    »Vielen Dank, Priesterin.«
    »Und jetzt«, sagte Yalenna, »bin ich müde. Ich würde es begrüßen, wenn du dich bald mit mir unterhältst, Loppolo.«
    »Natürlich. Hoffentlich sehen wir uns in Kürze wieder.«
    »Hauptmann.« Sie wandte sich an Jandryn. »Ich würde mich jetzt gern in meine Gemächer zurückziehen.«
    »Hier entlang.«
    Loppolo stand auf und sah ihnen nach. Nachdem sie außer Hörweite waren, schnalzte er nachdenklich mit der Zunge.
    »Und was«, fragte er, »kann ich mit Träumen anfangen?«
    Einige seiner Gesellschafter lachten.

GEBEN UND NEHMEN
    Am nächsten Morgen verließ Forger die Hütte und fühlte sich wie ein neuer Mensch. Er war größer geworden, fast groß genug, um als normal betrachtet zu werden. Von jetzt an würde er nicht mehr so schnell wachsen, und nach einer Weile wäre es eher ein inneres Wachstum – seine Kräfte würden stärker werden! Trotzdem fühlte es sich gut an, dass sich keine Falltürspinne mehr auf ihn stürzen konnte, weil sie ihn fressen wollte.
    Er schloss die Tür vor dem leisen Schluchzen. Es war ein richtiges Puppenspiel gewesen, das er in der Nacht zuvor aufgeführt hatte – er der Spieler, die Jungen die Marionetten. Sieh nur, wie sie spielen, Mutter, sich den Ball über den Boden

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