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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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das Netz sie nach einigen Sprüngen einfing.
    »Sie führen Regrets Arbeit weiter«, meinte Braston. »Geben den Seidenrachen, was sie brauchen, um sich zu formen!«
    »Woher haben sie so viele Knochen?«
    Die beiden tauschten einen Blick.
    »Die Plünderzüge«, sagte Braston. »Sie nehmen die Leichen der Opfer mit.«
    Yalenna runzelte die Stirn. »Ich dachte immer, sie würden sie verzehren.«
    »Das war auch meine Vermutung. Bemerkenswert, dass sie doch etwas anderes vorzuziehen scheinen. Diese weitere Travestie … Nun, wie konnte irgendjemand das wissen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, irgendjemand hätte die Entflochtenen ausgelöscht, während wir fort waren. Oder wir hätten es getan, bevor wir fortgingen.«
    Sie war sich nicht sicher, ob eine Anklage in seiner Stimme mitschwang.
    »Nun«, antwortete sie, »das ist schließlich der Grund, warum du dein Volk zu den Waffen rufst, nicht wahr? Zumindest einer der Gründe?«
    Er brummte etwas Unverständliches.
    Auf der anderen Seite der Schlucht hatten die Entflochtenen ihre letzten Säcke geleert. Sie begannen zu singen, hoben die Hände gen Himmel und tanzten.
    »Was jetzt?«, fragte Braston.
    »Wer weiß? Jetzt komm bitte – vielleicht kann Mergan, wenn wir ihn finden, uns helfen, diese Brutstätte zu beseitigen.«
    Widerstrebend gehorchte Braston.
    Kaum waren sie von der Schlucht zurückgewichen, als schon von allen Seiten das Geräusch von Flügelschlägen zu hören war. Yalennas Haut wurde schweißnass, während weiße Leiber sich in Massen von den Berghängen lösten. Sie drückte sich flach in den Schatten eines Felsens und zog Braston mit.
    »Wir müssen uns verstecken! Wir können nicht gegen sie kämpfen, wenn der ganze Himmel voll von ihnen ist!«
    »Beruhig dich – ich glaube, sie haben es gar nicht auf uns abgesehen. Sieh doch.«
    Die Kreaturen flogen in Kreisen, stiegen dabei auf wie in einem riesigen Trichter und formten sich zu einem riesigen Schwarm.
    »Es sind so viele«, murmelte sie. »Mehr, als zu unserer Zeit existierten.«
    »Es ist immer noch unsere Zeit.«
    Auf der anderen Seite der Felsspalte hörten die Entflochtenen auf zu singen und klatschten einmal. Der Schwarm der Seidenrachen hatte jetzt ausreichend Flughöhe gewonnen und strich über den Kamm der nächsten Bergkette ab.
    »Denkst du«, fragte Braston, »dass die Entflochtenen sie irgendwie kontrollieren?«
    Bevor Yalenna antworten konnte, verlor die Luft alle Wärme, obwohl die Sonne immer noch schien und die Felsen orangefarben glühten.
    »Hast du das gespürt?«
    Braston saugte an einem Finger und hielt ihn hoch, um die Bewegung der Luft zu spüren. Dann bückte er sich über eine Dornenpflanze, die durch einen Riss lugte, und berührte sie vorsichtig.
    »Die Zeit ist stehen geblieben«, verkündete er.
    »Despirrow.«
    Braston nickte düster. Er schaute sich um, als könnte der Mann aus einem Versteck springen.
    »Er ist nicht hier«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    Für eine Weile bewegten sie sich vorsichtig, während sie weiterzogen, damit nicht irgendetwas Kleines, aber jetzt Erstarrtes sie stolpern ließ oder verletzte.
    Irgendwann setzte der Gang der Zeit wieder ein, und Yalenna fragte sich, was ihr Feind im Schilde geführt hatte.
    Ihr Pfad endete auf einem gewaltigen Hochplateau, das mit den umliegenden Gipfeln gleichauf lag. Am anderen Ende der Fläche stand ein Gebäude, ein verfallener Block am gegenüberliegenden Berghang. Seine Säulen umrahmten eine Tür, die in die Dunkelheit führte.
    »Nicht unbedingt bescheiden«, bemerkte Braston.
    Einen trockeneren, staubigeren, lebloseren Ort hatte Yalenna noch nicht gesehen. Die Vögel hatten diese Berge vor langer Zeit aufgegeben, und nicht einmal Dorngestrüpp wuchs hier.
    »Vorsicht«, mahnte sie, als sie sich dem Bau näherten. »Es ist von seltsamen Fäden umgeben.«
    »Ist es nicht das, was wir erwartet haben?«
    Braston blieb vor dem ominösen Eingang stehen. Das Gebäude war eingehüllt in eine Art Schutzkokon, ein Gewebe aus mit Widerhaken versehenen, fest miteinander verschränkten Fäden, deren Spitzen nach innen zeigten und dort festhielten, was immer sich in dem Grabmal befand.
    »Leicht hineinzukommen«, meinte Yalenna, »aber nicht wieder heraus.«
    Es war eine bemerkenswerte Falle, und die Fäden glichen nichts, das sie je gesehen hatte. Sie wirkten auf sie glänzend und metallisch. Sie waren nicht auf natürliche Weise geformt worden, sondern Regrets abscheuliches Werk.
    Um den Eingang lag

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