Der Herzog Von Köln
Baron Meliadus starrte den Eindringling böse an, gab jedoch das Mädchen nicht frei.
»Lasst sie los!« befahl der Mann mit der Klinge. »Denn tut Ihr es nicht, muss ich Euch hier und jetzt entgegen aller meiner Prinzipien töten.«
»Bowgentle!« schluchzte Yisselda. »Holt meinen Vater. Ihr seid nicht stark genug, mit ihm zu kämpfen!«
Baron Meliadus lachte und stieß Yisselda rücksichtslos in die entgegengesetzte Ecke der Kammer. »Kämpfen?« höhnte er. »Es wäre kein Kampf mit Euch, Philosoph, sondern eine Schlächterei. Geht mir aus dem Weg, und ich lasse Euch in Frieden – aber das Mädchen nehme ich mit mir!«
»Geht alleine«, erwiderte Bowgentle. »Ich möchte nicht Euer Leben auf mein Gewissen laden. Doch Yisselda bleibt!«
»Sie wird heute Nacht mit mir gehen – ob es ihr Wunsch ist oder nicht!« Meliadus warf seinen eigenen Umhang zurück und gab so ein Kurzschwert frei, das von seiner Seite hing.
»Geht mir aus dem Weg, Sir Bowgentle, oder ich verspreche Euch, dass Ihr nicht leben werdet, um ein Lied über diese Geschichte zu reimen.«
Bowgentle ließ sich nicht einschüchtern. Nach wie vor zeigte die Spitze seines Dolches auf die Brust des Barons.
Mit flinker Handbewegung zog der Granbretanier das Schwert aus der Scheide.
»Eure letzte Chance, Philosoph!« warnte er.
Yisselda stieß einen schrillen Schrei aus, der durch die ganze Burg zu dringen schien.
Wütend hob Meliadus das Schwert.
Bowgentle sprang vorwärts und stieß ungeschickt mit dem Dolch zu. Doch die Waffe prallte an dem dicken Lederwams des Barons ab. Meliadus lachte höhnisch und schlug zweimal auf Bowgentle ein. Ein Hieb traf dessen Kopf, der zweite seine Brust. Der Philosoph brach auf dem Steinboden zusammen.
Yisselda schrie erneut auf, doch diesmal aus Grauen und Mitleid für den väterlichen Freund. Baron Meliadus packte das sich heftig wehrende Mädchen am Arm und drehte ihn, dass sie wimmerte. Wie einen Sack warf er sie sich über die Schulter und begann die Wendeltreppe hinunterzusteigen.
Er musste durch die große Halle, um zu seinen Gemächern zu kommen. Graf Brass stürmte gerade durch die entgegengesetzte Tür. Als er Meliadus kommen sah, blieb er stehen und versperrte sie. Er erwartete den anderen mit einem Breitschwert in den Händen.
»Vater!« rief Yisselda gellend. Der Granbretanier schleuderte sie von sich und zückte sein Kurzschwert.
»So hatte Bowgentle doch recht!« knurrte der Graf. »Ihr missbraucht meine Gastfreundschaft, Baron.«
»Ich will Eure Tochter. Sie liebt mich.« »So sieht es aus«, meinte der Graf ironisch. Er warf einen Seitenblick auf Yisselda, die schluchzend auf die Füße kam. »Verteidigt euch, Baron.«
Baron Meliadus runzelte die Stirn. »Ihr habt ein Breitschwert, während meine Klinge kaum mehr als ein Tafelmesser ist. Abgesehen davon habe ich nicht das Bedürfnis, mit einem Mann Eures Alters zu kämpfen. Gewiss können wir uns friedlich …«
»Vater – er hat Bowgentle getötet!«
Graf Brass erbebte vor Grimm, als er das vernahm. Er schritt zur Wand und holte das größte und beste Schwert. Wortlos warf er es dem Baron zu. Meliadus ließ seine eigene Klinge fallen und ergriff das Schwert. Nun befand er in seinem dicken Lederwams sich im Vorteil, denn der Graf trug nur sein linnenes Nachtgewand.
Graf Brass kam mit erhobenem Breitschwert auf ihn zu und holte aus. Doch der Baron parierte gewandt. Wie Männer, die einen gewaltigen Baum fällen wollen, schwangen sie ihre schweren Klingen. Das Schwertgeklirr ließ des Barons Diener und die Gefolgsleute herbeieilen. Letztere überlegten offenbar noch, ob sie eingreifen sollten, als bereits von Villach mit seinen Männern in die Halle stürmte. Die Granbretanier sahen, dass sie in der Minderzahl waren, und beschlossen abzuwarten.
Funken sprühten in der Dunkelheit der Halle, als die beiden Männer mit den Breitschwertern aufeinander einhieben. Jeder Schlag wurde mit meisterlichem Geschick pariert. Schweiß bedeckte beider Gesichter, und sie atmeten schwer, während sie kämpfend die Halle durchmaßen.
Baron Meliadus’ Klinge streifte des Grafen Schulter, während Brass’ Schwert am dicken Lederwams seines Gegners abglitt. Eine Reihe flinker Hiebe folgte, dass es schien, als müssten beide Männer in Stücke gehauen sein. Aber als sie je einen Schritt zurücktraten, um sich zu einem neuen Angriff bereitzumachen, hatte der Graf lediglich eine unbedeutende Schnittwunde auf der Stirn davongetragen, und sein Nachtgewand
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