Der Herzog Von Köln
Friedensvertrag vorschlagen, oder gar einen Pakt?«
»Gewissermaßen«, gestand Meliadus. »Eine Art von Pakt.«
»In den meisten Dingen würde ich mich Euch weder entgegenstellen noch Euch unterstützen«, meinte der Graf. »Euch entgegenstellen würde ich mich lediglich, wenn Ihr mein Land angreifen solltet. Und ich unterstütze Euch nur mit meiner Ansicht, dass eine verbindende Kraft nötig ist, Europa zu einigen.«
Baron Meliadus überlegte einen Augenblick, dann fragte er schließlich: »Und wenn diese Einigung bedroht wäre?«
Der Graf lachte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das überhaupt möglich wäre. Kein Land ist mehr so mächtig, als dass es Granbretanien widerstehen könnte.«
»Ihr habt recht«, bestätigte ihm der Baron. »Unsere fortwährenden Siege langweilen uns schon fast. Doch je weiter wir vordringen und erobern, desto dünner verteilen sich unsere Besatzungskräfte. Wenn wir die Höfe Europas so gut kennen würden wie Ihr, wüssten wir, wem wir vertrauen dürfen und wem nicht, und könnten uns so auf die schwachen Stellen konzentrieren. Wir machten den Großherzog Ziminon zu unserem Gouverneur in der Normandie. Was meint Ihr«, er blickte Graf Brass fragend an, »fiel unsere Wahl auf den Richtigen? Er suchte bereits den Thron an sich zu reißen, als sein Vetter Jewelard noch regierte. Glaubt Ihr, er wird sich mit der Herrschaft zu unseren Bedingungen zufrieden geben?«
»Ziminon, hm?« Der Graf grinste. »Ich war an seiner Niederlage bei Rouen nicht unbeteiligt.«
»Ich weiß. Aber was haltet Ihr von ihm?«
Graf Brass’ Grinsen wurde breiter, je mehr der Baron drängte. Nun wusste er genau, was Granbretanien von ihm wollte. »Er ist ein großartiger Reiter und hat ein Faible für Frauen«, sagte er.
»Das sagt uns jedoch nicht, ob wir ihm vertrauen können oder nicht«, brummte der Baron schon beinahe ein wenig ungehalten.
»Stimmt«, pflichtete Graf Brass ihm bei. Er sah auf die große Wanduhr über dem Kamin. Die goldenen Zeiger standen auf elf Uhr. Das große Pendel schwang langsam hin und her und warf einen flackernden Schatten an die Wand. Es begann zu schlagen. »Wir sind es gewohnt, früh zu Bett zu gehen auf der Burg«, sagte er beiläufig. Er erhob sich aus seinem Sessel. »Ein Diener wird Euch Eure Gemächer zeigen. Eure Männer wurden in Eurer Nähe untergebracht.«
Ein Schatten überflog Baron Meliadus’ Gesicht. »Graf Brass, wir sind uns Eurer politischen Fähigkeiten bewusst, Eurer Weisheit, Eurer vermutlich einmaligen Kenntnisse aller Schwächen und Stärken der europäischen Höfe. Wir möchten uns diese Kenntnisse zunutze machen. Wir bieten Euch dafür Reichtum, Macht, Sicherheit …«
»Von den beiden ersteren habe ich in ausreichendem Maße, und bin überzeugt, dass es auch an letzterem nicht mangelt«, erwiderte der Graf sanft. Er zog an einer Glockenschnur. »Ihr müsst mir verzeihen, ich hatte einen sehr anstrengenden Nachmittag und bin außerordentlich müde.«
»Seid doch vernünftig, mein Lord, ich bitte Euch.« Baron Meliadus bemühte sich offensichtlich, seinen Ärger zu unterdrücken.
»Ich hoffe, Ihr werdet noch eine Weile bei uns bleiben, Baron, und uns in Ruhe über alles berichten können.« Graf Brass wandte sich an den Diener, der eben die Halle betrat. »Führe unseren Gast zu seinen Gemächern.« Er verbeugte sich vor dem Baron.
»Gute Nacht, Baron Meliadus. Ich freue mich auf unser gemeinsames Frühstück um acht Uhr.«
Als der Baron mit dem Diener die Halle verlassen hatte, lächelte Graf Brass amüsiert. Es schmeichelte ihn, dass Granbretanien seine Hilfe suchte, aber er hatte nicht die Absicht, sie zu geben. Er hoffte nur, er würde die Bitte höflich abschlagen können, denn er wollte nicht auf schlechtem Fuß mit dem Dunklen Imperium stehen und auch den Baron nicht beleidigen. Irgendwie mochte er ihn. Sie schienen gewisse Wesenseigenheiten gemein zu haben.
4 Der Kampf auf Burg Brass
Schon eine Woche hielt Baron Meliadus sich auf Burg Brass auf. Nach dem ersten Abend gelang es ihm, seine Haltung wiederzugewinnen. Er verriet auch nicht mehr das geringste Zeichen von Ungeduld, als Graf Brass dem Verlangen und den Verlockungen Granbretaniens kein Ohr schenkte.
Vielleicht war es auch nicht nur sein Auftrag, der ihn so lange hielt. Es war offensichtlich, dass er Yisselda einen beträchtlichen Teil seiner Aufmerksamkeit widmete. Ihr gegenüber zeigte er sich von seiner besten Seite und war besonders aufmerksam. Genauso
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