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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Beraterin hielt das Problem für völlig unerheblich und hielt ihm statt dessen einen Vortrag über den rich­ tigen Anbau von Pflanzen. Sie gab ihm genaue Anwei­ sungen, wie der Boden bearbeitet und gedüngt werden müsse, welcher Reihenabstand für die einzelnen Sorten der geeignetste sei und wie dicht und wie tief der Samen zu legen sei, damit alles wohl gelinge. Bald gewann Huttunen den Eindruck, daß Gartenbau die angenehm­ ste Beschäftigung und speziell für ihn besonders geeig­ net sei, da er in der Mühle durchaus nicht den ganzen Sommer über zu tun haben würde. Er versprach, sich sofort ans Werk zu machen, und holte auch gleich Hak­ ke und Spaten aus dem Schuppen.
    Die Beraterin schaute zu, wie der große Mann den Spaten in den Boden stieß und einen großen Klumpen Erde herausriß, den er umgedreht in die entstandene Vertiefung zurückwarf. Sie bückte sich, um die Erde zu befühlen, rieb sie zwischen den Fingern, schnupperte daran und meinte lobend, einen besseren Gemüseacker gebe es nirgendwo. Da sie sich die Hand schmutzig gemacht hatte, rannte Huttunen in die Mühle, holte einen Zinkeimer, stieg damit in den Fluß und schöpfte Wasser, um es der Beraterin zu bringen.
    »Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen«, meinte sie errötend, während sie sich die Hände abspülte. »Ihre Hose ist bis zu den Knien naß geworden, das kann ich gar nicht wiedergutmachen…«
    Was kümmert mich meine Hose, dachte Huttunen glücklich, Hauptsache, die Beraterin ist zufrieden. Er begann, die Erde mit solchem Eifer aufzureißen, daß eine Spur entstand, als würde mit Ochsen gepflügt.
    Die Beraterin steckte die Papiere in die Aktentasche, holte das Fahrrad und reichte Huttunen zum Abschied die Hand.
    »Falls irgendwelche Probleme auftreten, setzen Sie sich mit mir in Verbindung, ich wohne bei Siponens in der Mansarde. Sie brauchen keine Scheu zu haben, gerade jetzt am Anfang ergibt sich vielleicht etwas, das ich versehentlich nicht erwähnt habe.«
    Dann band sie sich ihr helles Tuch um die goldenen Haare, hängte die Aktentasche an die Lenkstange und stieg auf den Sattel. Ihr wohlgerundetes Hinterteil be­ deckte den Sitz vollständig. Das leichte Kleid flatterte im Wind, als sie den Mühlenhang hinunterradelte.
    Im Wald hielt sie an, drehte sich zur Mühle um und seufzte gedankenverloren:
    »O mein Gott…«
    Der aufgeregte Huttunen wußte nicht, was er tun soll­ te, als die Beraterin fort war. Den Garten zu beackern erschien ihm jetzt nicht mehr so dringlich wie vorhin. Unruhig ging er in seine Mühle, lehnte sich an die Schrotsteine, rieb sich die Hände, schloß die Augen und dachte an seine Besucherin zurück. Dann spannte er sich plötzlich, rannte hinaus, stieg unter dem Wasser­ kasten in die Stromschnelle und tauchte bis zum Hals in das kühle Wasser. Als er ans Ufer stieg, zitterte sein Körper ein wenig, aber er war wieder ruhig. Er ging in seine Stube, blickte durch das kleine Fenster auf die Landstraße und klagte mit leiser Stimme, heulte aber nicht wie manchmal im Winter.
    Noch am selben Abend grub er den Garten um und holte bei Einbruch der Nacht eine Fuhre Dung. Er hark-te den Dung in den Boden und säte den Samen aus, den er von der Beraterin erhalten hatte. Im Morgengrauen bewässerte er noch den Garten, ehe er endlich schlafen ging.
    Glücklich legte Huttunen sich nieder. Er besaß jetzt seine eigene Klubparzelle. Das bedeutete, daß die rei­ zende Beraterin über kurz oder lang erneut mit ihrem Fahrrad zu ihm käme.
    An den folgenden Tagen fuhr Huttunen mit der Repara­ tur der durch die Flut entstandenen Schäden fort. Er besserte die Rinne zwischen Mühle und Schindelma­ schine aus. Stellenweise brauchte er nur ein, zwei Boh­ len zu erneuern. Als nächstes brachte er zusätzliche Balken unter dem Wasserkasten an, denn die alten waren an vielen Stellen morsch – wenn er sich auf den Rand der Rinne stellte und ein wenig rüttelte, begann der Kasten sofort zu schaukeln und zu lecken, und das verringerte die Wassermenge und damit die Kraft des Wasserrades.
    Nach fünf Tagen führte Huttunen einen Probelauf durch. Er schloß die Schütze, die zum Wasserrad der Schindelmaschine führte, so daß alles Wasser aus der Rinne in die Mühlenturbine geleitet wurde. Sie begann sich zu drehen, zuerst langsam, dann mit zunehmender Geschwindigkeit. Nachdem sich Huttunen überzeugt hatte, daß die Turbine gleichmäßig lief und daß genü­ gend Wasser auf ihre Schaufeln fiel, kletterte er nach oben

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