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Charlie Chan macht weiter

Charlie Chan macht weiter

Titel: Charlie Chan macht weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Derr Biggers
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    Chief Inspector Duff von Scotland Yard schritt im Regen die Piccadilly hinunter. Weit weg in der Ferne, jenseits des St. James’s Parks, hatte er soeben Big Ben auf dem Parlamentsgebäude ganz schwach zehnmal schlagen hören. Zehn Uhr abends. Man schrieb den 6. Februar 1930. Es war wichtig, sich Tag und Stunde zu merken, wenn Kriminalinspektoren mit im Spiel waren – obgleich in diesem Fall derartige Details relativ gleichgültig anmuteten, denn sie würden kaum vor Gericht Verwendung finden.
    Inspector Duff, von Natur gelassen und ausgeglichen, war im Moment ziemlich rastlos und unruhig. Erst an diesem Morgen war ein sehr langwieriger und auch ermüdender Prozeß zu Ende gegangen. Duff hatte im Gerichtssaal gesessen und verfolgt, wie der Richter in seiner ominösen schwarzen Robe einen gemeinen, verdrossen aussehenden, kleinen Mann auf das Schafott schickte. Es war ein feiger, gewissenloser Mörder gewesen, ohne jegliche menschliche Gefühle. Und was für eine wilde Verfolgungsjagd er Scotland Yard vor seiner endgültigen Festnahme bereitet hatte! Aber Ausdauer und ein bißchen Duff-Glück hatten schließlich zum Erfolg geführt.
    Das war nun also vorbei. Und was kam jetzt?
    Duff zog seinen Ulster eng um sich. Vom Rand seines alten Filzhutes tropfte Wasser. Die letzten drei Stunden hatte er im Kino verbracht und gehofft, sich ablenken zu können. Der gezeigte Film war in der Südsee gedreht worden – palmengesäumte Strände, flammende Himmel und ewiger Sonnenschein. Duff hatte an einen Kollegen gedacht, den er vor einigen Jahren in San Francisco kennengelernt hatte; ein bescheidener Mensch, dessen Menschenjagd sich vor einem solchen Panorama abspielte; und bei dieser Erinnerung hatte der Inspector sanft gelächelt.
    Ziellos spazierte er weiter die Piccadilly hinunter, auch hier von Erinnerungen überschwemmt. Bis vor kurzem war er Kriminalinspector in der Vine Street gewesen und für die Kripo dieses eleganten Viertels verantwortlich. In jenen Tagen war das West End sozusagen sein Jagdgehege, in dem er viele berühmte Verbrecher zur Strecke gebracht hatte.
    Der Regen wurde immer stärker und peitschte ungestüm auf ihn herab. Er trat in einen Hauseingang und starrte auf die Szene, die sich ihm bot. Die gelben Lichter der unzähligen elektrischen Reklameschilder verschwammen in dem Wolkenbruch, und die Straße war gesprenkelt mit kleinen, schimmernden Pfützen. Duff spürte, daß er Gesellschaft brauchte. Er drückte sich am Rande des Piccadilly Circus entlang und verschwand in einer dunkleren Durchgangsstraße. Knapp zweihundert Meter von den Lichtern und dem Verkehr entfernt, stieß er auf ein düsteres Gebäude mit eisernen Gitterstäben an den Fenstern im Erdgeschoß. Davor brannte schwach eine Lampe.
    Schon im nächsten Moment stieg er die vertrauten Stufen des Vine-Street-Polizei-Reviers hinauf.
    Inspector Hayley, Duffs Nachfolger auf diesem wichtigen Posten, war allein in seinem Zimmer. Ein hagerer, müde aussehender Mann. Beim Anblick des alten Freundes leuchtete sein Gesicht auf.
    »Kommen Sie herein, Duff, alter Knabe! Sehnte mich schon danach, mit jemandem zu quatschen«, begrüßte er ihn.
    »Das freut mich, zu hören.«
    Duff nahm den tropfenden Hut ab, zog den durchweichten Ulster aus und setzte sich. Durch die offenstehende Tür sah er im anschließenden Zimmer eine Gruppe von Kriminalbeamten, allesamt mit einem Blatt Papier bewaffnet.
    »Scheint ein ziemlich ruhiger Abend zu sein«, bemerkte Duff.
    »Ja. Gott sei Dank!« erwiderte Hayley. »Ein bißchen später werden wir eine Razzia in einem Nachtklub machen. Nun, das scheint unsere Hauptzerstreuung im Augenblick zu sein. Übrigens – wie ich hörte, sind wieder mal Glückwünsche angebracht.«
    »Glückwünsche?« Duff hob die buschigen Brauen.
    »Ja. Der Borough-Fall. Der Richter verteilte besonderes Lob an Inspector Duff. Ausgezeichnete Arbeit, intelligente Beweisführung – und all das.«
    Duff hob die Schultern. »Ja – danke, mein Guter.«
    Er holte seine Pfeife heraus und begann sie zu stopfen.
    »Aber das gehört bereits der Vergangenheit an – und wird morgen vergessen sein.« Er schwieg einen Moment lang, ehe er hinzusetzte: »Seltsames Gewerbe, das unsere – wie?«
    Hayley musterte ihn prüfend. »Das ist die Reaktion.« Er nickte. »Fühle mich auch immer so nach einem harten Fall. Was Sie brauchen, ist Arbeit, mein Guter. Ein neues Puzzle. Keine Zeit zum Nachdenken dazwischen. Wenn Sie diesen Posten hier

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