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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Shannon?« fragte ich. »Was hast du?«
    »Er hat endlich erkannt, daß sie ihn belogen haben, Robert«, sagte eine Stimme hinter mir. Eine Stimme, die ich kannte.
    Die Stimme meines Vaters!
    Er stand hinter mir, eine dunkle, halb transparente Gestalt wie ein Schatten; groß, schlank und mit einem sanften Odem von Düsternis und Trauer umgeben wie immer, wenn er aus dem Reich der Toten zu mir sprach.
    Aber nicht nur ich hatte seine Stimme gehört; auch Shannon war aus seiner Erstarrung erwacht und herumgefahren. Seine Augen weiteten sich, als er den dunkelhaarigen Mann mit der weißen Strähne im Haar erblickte.
    Der gleichen Strähne, die auch ich hatte, wenn ich mir die Farbe aus dem Haar wusch.
    »Robert?« flüsterte er ungläubig. Sein Blick flackerte. Für einen Moment starrte er mich an, mit einem Ausdruck solchen Entsetzens, daß ich instinktiv einen Schritt zurückwich.
    »Robert?« wiederholte er. »Soll das heißen, du...«
    »Ich bin nicht der, den du töten solltest, Shannon«, sagte Andara sanft. Sein Blick war ernst, aber die Härte, mit der er Shannon am Tage zuvor betrachtet hatte, war daraus verschwunden. Vor vierundzwanzig Stunden hatte er Shannon töten wollen, aber jetzt war alles, was ich in seinen Augen las, ein tiefes, ehrliches Bedauern. »Ich habe dir gesagt, daß du hierherkommen sollst, um die Wahrheit zu erfahren«, fuhr er fort.
    Shannon atmete hörbar ein. Seine Stimme zitterte so stark, als kämpfe er mit aller Macht dagegen an, nicht loszuschreien. »Sie sind... Andara«, sagte er. »Roderick Andara. Der... der Magier.«
    »Ja, Shannon«, sagte ich anstelle Andaras. »Dieser Mann ist mein Vater. Du hast den falschen verfolgt. Ich bin Robert Craven.«

    * * *

    Der Ort lag wie ausgestorben vor uns, als wir das Haus verließen. Ein kalter Wind ließ Staub und trockene Blätter tanzen. Nirgends rührte sich auch nur die geringste Spur von Leben; selbst die Häuser wirkten tot.
    Und über dem Ort schwebte das Netz.
    Shannon hatte wieder meine rechte Hand berührt, und ich sah durch seine Augen. Und ich spürte einen ganz schwachen Hauch des Entsetzens, das den jungen Magier beim Anblick dieses bizarren pulsierenden Gespinstes ergriffen hatte.
    Wie hatte er es genannt? Den Seelenfresser? Der Klang dieses Wortes allein reichte aus, mir einen eisigen Schauer über den Rücken zu jagen.
    Das Netz schwebte wie eine grausilberne, leuchtende Wolke über den Dächern der Stadt, schwerelos und scheinbar unberührt von den Böen, mit denen der Wind den Staub durch die Straßen jagte. An zahllosen Stellen senkten sich schlanke, schlauchartige Gebilde aus der pulsierenden Wolke herab und verschmolzen mit den Häusern, um sich in ihrem Innern wieder aufzuspalten und mit unsichtbaren Armen nach den Menschen zu tasten, die sie bewohnten. »Dort!«
    Shannons Hand deutete nach Osten, zum entgegengesetzten Ortsrand. Das Gespinst verdichtete sich dort, und das Leuchten der grausilbernen Masse flammte wie ein Ball aus unheiligem bösem Licht. Unter seinem Zentrum befand sich ein kleines, einzeln stehendes Haus, durch tausende pulsierender, zuckender Lichtfäden mit der brodelnden Wolke über Innsmouth verbunden. Was immer dieses Gebilde beherrschte und lenkte, mußte in diesem Haus sein.
    Langsam gingen wir los. Wir waren allein – Rowlf hatte das Haus vor uns verlassen und war gegangen, um Howard zu befreien, und auch die Geistergestalt meines Vaters war wieder verschwunden, aber erst, nachdem Shannon und er sich lange, endlose Minuten lang angestarrt hatten. Und sie hatten – auf eine Weise, die selbst mir rätselhaft geblieben war – miteinander geredet. Ich wußte nicht, worüber, aber Shannon wirkte wie ein Mann, der innerlich zerbrochen war, als die Gestalt Andaras schließlich in die Schatten zurückkehrte, aus der sie gekommen war. Seither hatte er kaum mehr ein Wort gesprochen.
    Der Wind wurde nicht nur scheinbar stärker, als wir uns dem Haus näherten. Die Wolke begann zu brodeln, grelle Lichterscheinungen zuckten durch das bizarre Gebilde aus Licht und gestaltgewordenem Entsetzen. Und mit einem Male kam ein Sturm auf, ein eisiger, brüllender Höllensturm, der wie mit unsichtbaren Händen an unseren Kleidern und Haaren riß. Winzige Lichtbälle lösten sich wie feurige weiße Sterne aus dem Netz, rasten funkensprühend auf uns herab und erloschen, wenige Meter, ehe sie Shannon oder mich erreichen konnten.
    Shannon führte mich mit sich wie ein willenloses Kind. Es war allein seine Macht, die

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