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Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire

Titel: Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Bibliothek wieder betrat, und in der rechten Hand hielt er einen Brief mit einem mächtigen, amtlich aussehenden Siegel. »Das ist gerade gekommen«, sagte er und hielt mir den Brief hin. »Eingeschrieben. Scheint wichtig zu sein.«
    Ich nahm den Brief entgegen, warf aber noch nicht einmal einen Blick auf den Absender, sondern legte ihn ungeöffnet vor mich auf den Tisch und blickte Howard weiter unverwandt an.
    Die sonderbare Lähmung, die von mir Besitz ergriffen hatte, hielt mich noch immer gepackt. Ich fühlte mich... erschlagen. Und es war noch etwas; etwas, das mir nur langsam klar wurde, und das mich mit einem tiefen, ungläubigen Schrecken erfüllte. Das Gefühl der Freundschaft, diese beinahe väterliche Verbundenheit, die ich Howard gegenüber empfunden hatte, war gestört.
    Howard hielt meinem Blick ein paar Sekunden lang stand, dann nahm er die Zigarre aus dem Mund und sah mich stirnrunzelnd an. »Was ist los mit dir, Robert?« fragte er. »Habe ich plötzlich ein drittes Auge auf der Stirn?«
    »Nein«, antwortete ich gepreßt. Bisher hatte ich mich mit aller Mühe beherrscht; jetzt, als ich sprach, fiel es mir plötzlich immer schwerer, wenigstens äußerlich die Fassung zu bewahren. »Ich bewundere dich nur, das ist alles.«
    Howards Stirnrunzeln vertiefte sich. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Was ist los?« fragte er. »Ist irgend etwas passiert, während ich...« Er stockte, wandte den Kopf mit einer ruckartigen Bewegung und starrte die Standuhr an.
    »Es hat nichts damit zu tun«, sagte ich rasch. »Nicht das Geringste, Howard. Ich bewundere dich nur, das ist alles. Ich habe schon von frühreifen Kindern gehört, aber du setzt selbst mich in Erstaunen.«
    »Bist du verrückt geworden?« murmelte Howard. Seine Selbstsicherheit war sichtlich erschüttert; er spürte, daß ich auf etwas Bestimmtes hinauswollte, aber er wußte nicht, worauf.
    »Keineswegs«, antwortete ich. Meine Hand glitt unter die Tischkante und griff in die Schublade, in die ich die beiden Pässe gelegt hatte.
    »Dein Jackenfutter hat einen Riß«, sagte ich betont, während ich langsam den Paß – einen der beiden Pässe – aus der Schublade nahm und ihn quer über den Tisch auf Howard zuschob. »Das hier ist herausgefallen.«
    Howards Augen weiteten sich. Ich sah, wie er hinter der blaugrauen Qualmwolke, die er wie eine Barriere zwischen uns gelegt hatte, erbleichte.
    Seine Hand zuckte, als wolle er den Paß an sich reißen, dann beherrschte er sich im letzten Moment und nahm das Dokument mit einer erzwungen ruhigen Bewegung auf. Seine Finger spielten nervös an dem Eselsohr in seinem Einband. Er lächelte, sog wieder an seiner Zigarre und schlug den Paß auf, in einer bewußt gleichmütigen Geste, so als hätte er eigentlich keinen Grund dazu und beschäftigte nur seine Finger. Sein Blick bohrte sich in den meinen, aber ich schwieg und tat so, als würde ich auf einen Punkt irgendwo hinter ihm an der Wand starren.
    »Du solltest besser auf deine Papiere achtgeben«, sagte ich. »Du könntest Ärger bekommen, wenn du sie verlierst.«
    »Das... stimmt«, antwortete Howard. Seine Finger hatten die Seite aufgeblättert, auf der seine persönlichen Daten standen. Ich sah, wie er im letzten Moment ein erleichtertes Aufatmen unterdrückte, als sein Blick auf das Geburtsdatum fiel.
    Rasch klappte er den Paß zu und schob ihn in die Hosentasche. »Ich werde ihn in meinen Koffer legen«, sagte er. »Am besten sofort, ehe ich es wieder vergesse.«
    Er wollte aufstehen, aber ich hielt ihn mit einer raschen Geste zurück. »Warte«, sagte ich. »Du hast... noch etwas verloren. Das hier.«
    Und damit zog ich den zweiten Paß aus der Schublade, legte ihn zwischen uns auf den Tisch und machte eine auffordernde Geste.
    Howard erbleichte. Seine Lippen begannen zu zittern. Um ein Haar wäre ihm die Zigarre aus dem Mund gefallen. Ungläubig starrte er den Paß in seiner Hand an, dann den zweiten, der zwischen uns lag. Dann bohrte sich sein Blick in meine Augen.
    »Du... du hast –«
    »Ich habe nichts«, unterbrach ich ihn. »Deine Jacke ist wirklich zerrissen. Der da« – ich deutete mit einer Kopfbewegung auf den zweiten Paß – »fiel heraus, als ich den anderen zurückstecken wollte.«
    Howard schluckte ein paarmal. Sein Adamsapfel begann hektisch auf und ab zu hüpfen. Dann riß er den Paß mit einer abrupten Bewegung an sich und preßte ihn an die Brust wie einen Schatz.
    »Ich habe hineingesehen«, sagte ich

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