Der Hexer - NR05 - Die Chrono-Vampire
Band 5
Die Chrono-Vampire
Gerade war die Stelle am Ufer des kleinen Sees noch leer gewesen. Jetzt standen plötzlich drei Männer dort. Niemand, der zu dieser späten Stunde noch in den Regents Park gegangen wäre, hätte sie kommen sehen, denn sie waren buchstäblich aus dem Nichts herausgetreten.
Nur eine streunende Katze war Zeuge ihrer Ankunft. Und sie allein spürte die schreckliche, abgrundtief böse Aura, die die drei Männer umgab. Ihr rostrotes Fell sträubte sich, bevor sie mit hastigen Sprüngen und in wilder Panik davonstob. Für einen winzigen Moment hatte sie den Tod gespürt...
Die Welt des Hexers
New York im Jahre 1883. Roderick Andara, ein gefürchteter Magier, findet seinen Sohn wieder, den er vor 24 Jahren zu fremden Eltern gab. Andara wird von den GROSSEN ALTEN gejagt, uralten Göttern, die ihm seine ehemaligen Hexerfreunde durch einen Fluch auf die Spur hetzten.
Das Wiedersehen mit seinem Sohn Robert Craven überlebt Andara nur kurz: ein Diener der ALTEN tötet ihn, doch seine Seele überlebt und steht Robert in seinem Kampf zur Seite. Denn nach dem Tod Andaras ging der Fluch auf Robert über. Unter der Leitung von Howard Lovecraft, einem Freund seines Vaters, studiert er die magische Kunst. Die Hexer von Salem, die schon Andaras Tod wollten, schicken ihm einen Todesboten: den jungen Magier Shannon. Doch Shannon erkennt den fanatischen, sinnlosen Haß seiner Sippe und schlägt sich auf Roberts Seite. Gemeinsam wehren sie einen Angriff der GROSSEN ALTEN ab.
Jetzt greift Necron, der Anführer der Hexer von Salem, selbst in den Kampf ein. Als Robert nach London reist, um das Erbe seines Vaters anzutreten, wird Shannon von seinen Schergen entführt. Necron folgt Robert Craven. In Andaras Haus in London kommt es zum Kampf – ein Kampf, den Necron fast verliert! Trotzdem gelingt es ihm, Howard, Rowlf und Priscylla in seine Gewalt zu bringen. Robert hat keine andere Wahl – um das Leben seiner Freunde zu retten, muß er auf Necrons Forderungen eingehen: sich selbst auszuliefern, und auch das NECRONOMICON, das Buch des Bösen, dem Hexenmeister zu überlassen. Mit einem Trick gelingt es Howard, Necron zu überlisten. Sein Vorhaben, Robert zu töten, mißlingt, doch er flieht mit dem Buch und Priscylla. Und auch Howard ist in Gefahr. Vor Jahren war er ein Jünger im »Orden der Tempelherren«, wurde aber abtrünnig, als er erkannte, daß die Ziele des Ordens eine Gefahr für die Welt darstellen. Nun verfolgen ihn seine ehemaligen »Brüder«, um ein Urteil zu vollstrecken, das schon vor Jahren über ihn verhängt wurde: ein Todesurteil...
* * *
Sekundenlang standen die drei hochgewachsenen Gestalten reglos am Ufer des Sees, lauschten auf das Rascheln der Blätter und das leise Murmeln des Wassers, dessen Oberfläche der Wind kräuselte.
Dann verschwanden sie, in verschiedene Richtungen und beinahe so lautlos, wie sie aufgetaucht waren. Nur ihre Fußspuren blieben im feuchten Sand des schmalen Seeufers zurück.
Aber selbst die würden bis zum Morgengrauen verschwunden sein...
* * *
»Warum können wir das Tor nicht benutzen? Ich sehe keinen Grund, der mich daran hindern sollte, das gleiche zu tun wie Necron!«
Howard zog mißbilligend die Brauen zusammen, als er den vorwurfsvollen Unterton in meinen Worten gewahrte, nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre, griff umständlich nach seiner Tasse mit längst kalt gewordenem Kaffee und tat so, als tränke er. Seine übertrieben zur Schau gestellte Ruhe machte mich allmählich rasend. Wir saßen seit mehr als zwei Stunden in der Bibliothek beisammen und redeten; das heißt – ich redete, und Howard hörte zu, runzelte dann und wann die Brauen oder schüttelte den Kopf und beschränkte seinen Beitrag an unserer »Aussprache« ansonsten auf ein gelegentliches »hm« oder »tztztz!«
Nicht, daß ich etwas anderes erwartet hatte. Wenn ich jemals einem Menschen begegnet war, der eine wahre Meisterschaft darin entwickelt hatte, auf konkrete Fragen keine Antworten zu geben, dann war es Howard.
»Also? Warum nicht?«
Howard lächelte, hob die Zigarre an die Lippen und blies eine übelriechende Qualmwolke in meine Richtung. »Weil es nicht geht«, sagte er schließlich.
»Weil es... nicht geht?« wiederholte ich. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wenn es so ist, sehe ich natürlich ein, daß du recht hast.«
»Du brauchst überhaupt nicht zynisch zu werden, Robert«, sagte Howard kopfschüttelnd. »Reicht dir nicht, was
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