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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Idiot.
    Mit einer entschlossenen Bewegung hob ich die Hand und klopfte an. Ich bekam keine Antwort, aber damit hatte ich auch nicht gerechnet. Ich klopfte noch einmal, wartete noch ein paar Sekunden und legte die Hand auf die Klinke.
    Sie bewegte sich knirschend nach unten und brach ab.
    Verblüfft starrte ich auf das verzinkte Stück Metall in meiner Hand. Seine Oberfläche war fleckig und zerschrunden, und aus dem abgebrochenen Bolzen rieselte feiner brauner Rost wie trockenes Blut. Die Türklinke sah aus, als hätte sie ein Jahrhundert in feuchter Erde gelegen.
    Ich schrak aus meinen Gedanken hoch, als die Tür unsanft aufgerissen wurde und Howard zu mir heraussah. In der dämmerigen Beleuchtung, die hier draußen auf dem Gang herrschte, vermochte ich den Ausdruck auf seinem Gesicht nicht richtig zu erkennen, aber seine Stimme hatte einen eisigen, reservierten Klang.
    »Warum kommst du nicht herein, statt die Tür zu demolieren?« fragte er.
    Ich lächelte nervös, trat an ihm vorbei in sein Zimmer und drehte die abgebrochene Türklinke in der Hand.
    Howard zog die Tür hinter sich zu, drückte sie aber vorsichtshalber nicht ins Schloß. Auch auf dieser Seite der Tür war die Klinke heruntergefallen; wir hätten Schwierigkeiten bekommen, den Raum wieder zu verlassen, wenn das Schloß einschnappte.
    »Warum zertrümmerst du die Einrichtung?« fragte Howard. »Gefällt dir dein Haus plötzlich nicht mehr?« Sein Gesicht blieb bei diesen Worten ausdruckslos; ihr scherzhafter Klang täuschte.
    »Ich... verstehe das nicht«, murmelte ich. »Ich habe die Klinke ganz normal berührt. Nicht einmal besonders fest.«
    »Es ist ein altes Haus«, sagte Howard achselzuckend. »Vielleicht solltest du einen Handwerker kommen und die ganze Bude auf Vordermann bringen lassen. Was willst du?«
    Ich sah ihn an, legte die zerbrochene Türklinke auf den Kaminsims und senkte den Blick. »Mich entschuldigen«, sagte ich, »Was ich gesagt habe, war wohl ziemlich dumm. Es tut mir leid.«
    Howard nickte. »Ich glaube dir, Robert. Nimm es nicht zu schwer – ich habe auch nicht gerade intelligent reagiert.« Plötzlich lächelte er, und diesmal sah es ehrlich aus. »Im Grunde ist es meine Schuld. Es war ziemlich dumm von mir, diesen Paß mit mir herumzuschleppen. Ich sollte dir dankbar sein, statt dich anzugreifen. Das Dokument hätte auch einem anderen in die Hände fallen können.«
    Ich seufzte erleichtert, wandte mich zu ihm um und wollte antworten.
    Aber ich tat es nicht. Mein Blick streifte Howards Bett, und die Worte, die ich mir mühsam zurechtgelegt hatte, blieben mir im Halse stecken.
    Auf dem ungemachten Bett lag Howards Koffer. Der Deckel war aufgeklappt, und seine Kleider und persönlichen Gegenstände waren in einem wüsten Durcheinander ringsum auf dem Bett verstreut.
    »Du... packst?« sagte ich stockend.
    »Wie du siehst.« Howard eilte an mir vorbei zum Bett, stopfte ein zu einem unordentlichen Bündel zusammengewuseltes Hemd in den Koffer und klappte den Deckel zu. »Ich reise morgen früh«, sagte er. »Mit dem ersten Zug nach Dover.«
    »Aber du...« Ich brach verwirrt ab, suchte einen Moment nach Worten. Der eisige Klumpen in meinem Magen war wieder da. Ich fühlte fast so etwas wie Verzweiflung.
    »Bitte, Howard«, sagte ich leise. »Es tut mir leid. Ich... wollte das nicht sagen. Ich wollte nicht –«
    »Meine Abreise hat nichts mit dem zu tun, was vorhin geschehen ist«, unterbrach mich Howard. Seine Stimme war ganz kalt; so reserviert, als spräche er mit einem Fremden. Einem Fremden dazu, den er nicht besonders gut leiden konnte. Er war höflich.
    »Aber warum dann? Warum diese überstürzte Abreise?«
    »Sie ist nicht überstürzt«, sagte Howard ruhig. »Du überschätzt deine Wichtigkeit, Robert. Ich wäre auch so gefahren.« Er zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ein paar Tage später. Aber ich muß weg.«
    Seine Worte trafen mich wie Ohrfeigen.
    »Und warum?« fragte ich.
    »Es hat nichts mit dir zu tun. Das ist eine Sache, die mich allein angeht. Sie hängt mit van der Groot zusammen – und den Leuten, die ihn geschickt haben.«
    »Van der Groot? Was ist mit ihm? Ich dachte, die Polizei –«
    »Hat ihn festgenommen«, unterbrach mich Howard. Der Blick, mit dem er mich maß, sagte mir deutlich, wie wenig mich seine Angelegenheiten in seinen Augen angingen. Jetzt nicht mehr. »Aber es geht nicht um ihn. Van der Groot ist unwichtig. Wichtig sind nur die Leute, die hinter ihm stehen. Die Sache hat nichts mit

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