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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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unruhiger kleiner Schatten, die mit hektischen Bewegungen auf und ab hüpften.
    Was war das? dachte sie. Mücken? Aber nein; Mücken schwärmten nach Dunkelwerden nicht mehr. Außerdem hätte sie sie hören müssen.
    Ohne auf die warnende Stimme in ihrem Inneren zu achten, setzte sie die Reisetasche ab und näherte sich vorsichtig dem Busch. Die Schatten wurden deutlicher, schälten sich jetzt als kleine graue Umrisse aus der Dunkelheit und torkelten wie wild hin und her. Einer von ihnen huschte auf sie zu und wich hastig zur Seite, als sie die Hand hob und damit wedelte.
    Dann erkannte Gloria, was sie vor sich hatte.
    Motten. Nichts als einen Schwarm kleiner, unansehnlicher grauer Motten.
    Sie lächelte, schüttelte den Kopf über ihre eigene Neugier und Dummheit und ging zurück zu der Stelle, an der sie die Tasche abgestellt hatte.
    Als sie sich danach bückte, berührte etwas ihre Hand. Und diesmal tat die Berührung weh.
    Gloria fuhr mit einem unterdrückten Schrei hoch, sah ein graues Etwas von ihrer Hand fortflattern und schlug blindlings danach. Sie traf. Das kleine Flügeltier wurde aus der Bahn geworfen, torkelte zu Boden.
    Sie zertrat es.
    Der Kies unter ihrem Schuh knirschte, als zermalme sie Knochen, als sie den Fuß über dem winzigen Insekt drehte.
    Ihre Hand tat immer noch weh. Gloria hob die Finger vor die Augen und versuchte im schwachen Mondlicht die Stelle zu erkennen, an der sie die Motte gebissen hatte – denn etwas anderes konnte es nicht sein – aber alles, was sie sah, war ein kleiner, grauer Fleck auf der Haut, wie Staub.
    Angeekelt wischte sie sich die Hand an ihrem Rock sauber, nahm ihre Tasche auf und ging weiter.
    Eine Motte flog auf sie zu, wich Millimeter vor ihrem Gesicht zur Seite und berührte sie ganz sanft mit den Flügelspitzen an der Stirn.
    Gloria schrie erschrocken auf, schlug nach dem Tier und glitt auf dem Kies aus. Ihre Arme ruderten hilflos, sie verlor vollends das Gleichgewicht und stürzte. Ihre Tasche platzte auf, ihr Inhalt quoll hervor und fiel auf den Weg.
    Und plötzlich waren überall Motten. Tausende der kleinen, grauen Tiere schienen mit einem Male die Luft um sie herum zu erfüllen, ein flatternder, torkelnder, lautloser Schwarm, der immer wieder auf sie herabstieß und ihr Gesicht und ihre Hände, die nackte Haut ihrer Beine und ihren Nacken berührte.
    Gloria schrie vor Angst. In blinder Panik schlug sie um sich, zermalmte Dutzende der winzigen Tierchen mit den Händen und krümmte sich vor Furcht, als eine ganze Wolke der häßlichen grauen Schmetterlinge auf ihr Gesicht herabstieß.
    Im ersten Moment war ihre Berührung sanft, beinahe zärtlich, wie ein Streicheln. Dann begann sie weh zu tun.
    Schrecklich weh.
    Über ihr im Haus flammten Lichter auf. Erregte Stimmen erklangen, dann wurde eine Tür aufgerissen, und hastige Schritte näherten sich.
    Aber von alldem nahm Gloria kaum etwas wahr! Plötzlich, so rasch, wie die Schmerzen gekommen waren, verschwanden sie wieder. Sie war nur noch müde.
    So unglaublich müde.

    * * *

    Die Bibliothek war nicht mehr leer. Jemand hatte das große Licht gelöscht und dafür die kleine Petroleumlampe auf dem Schreibtisch entzündet, und das Feuer im Kamin war zu höherer Glut entfacht worden. In dem hochlehnigen Ohrensessel davor saß eine breitschultrige, in einen seidenen Hausmantel gehüllte Gestalt.
    »Rowlf!« sagte ich verblüfft. »Was...« Ich brach ab, schob die Tür hinter mir ins Schloß und eilte auf ihn zu, blieb aber auf halbem Wege stehen. Auf seinem breitflächigen Gesicht stand ein Ausdruck, den ich mir nicht erklären konnte. Irgend etwas zwischen Trauer und Vorwurf.
    »Du bist... nicht unten?« fragte ich vorsichtig.
    »Howard kommt mit dem Gepäck schon allein zurecht. Aber er glaubt auch, daß ich in meinem Zimmer bin und schlafe. Er weiß nicht, daß ich hier bin, und er muß es auch nicht wissen. Ich muß mit dir reden«, sagte Rowlf. Seine Stimme klang verändert. Sehr ernst. »Wenn du Zeit hast, heißt das.«
    »Natürlich.« Ich wandte mich zu dem kleinen Teewagen neben der Tür, auf dem Gläser und Flaschen bereitstanden. »Einen Drink?« fragte ich. Rowlf nickte, und ich mixte für uns beide einen kräftigen Whisky. Meine Hände zitterten so stark, daß die Eiswürfel wie ein kleines Glockenspiel klirrten, als ich mit den Gläsern zu Rowlf ging.
    Er nahm mir eines davon aus der Hand, nippte daran und sah zu, wie ich mich nervös in den Sessel sinken ließ und mein Glas mit einem einzigen Zug

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