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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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    Ich unterbrach ihn, indem ich ihn an der Schulter packte und mit einem unsanften Stoß auf den Gang hinausbugsierte. Graue Schatten tanzten vor uns in der Luft. Motten, die von ihrem nächtlichen Schwärmen heimkehrten, um bis zum nächsten Sonnenuntergang zu ruhen.
    Howard wehrte sich nicht mehr, aber er machte auch keine Anstalten, aus eigenem Antrieb weiterzugehen, sondern ließ sich wie ein willenloses Kind von mir an der Hand mitschleifen.
    Noch einmal glaubte ich das helle Klirren von Glas zu hören, und das Geräusch spornte mich noch einmal zu größerer Schnelligkeit an. Wie von Furien gehetzt, jagte ich die Treppe hinab und zerrte Howard erbarmungslos mit mir. Wir fielen, polterten aneinandergeklemmt die letzten zehn, fünfzehn Stufen hinab und blieben einen Moment benommen liegen.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich einen winzigen, orangeroten Funken vor mir aufglühen...
    Ich sprang hoch, zerrte Howard mit einem Ruck mit mir – und setzte im letzten Moment über den halbmeterbreiten Kreis aus Petroleum hinweg, den Rowlf um das Haus gelegt hatte.
    Eine weißglühende Faust traf meinen Rücken. Ich schrie, aber der Laut ging im Brüllen der tobenden Feuersäule unter, die das Haus hinter Howard und mir verschlang.
    Eine ungeheure Hitzewelle fauchte über uns hinweg. Verzweifelt stemmte ich mich auf Hände und Knie hoch, zog den Kopf zwischen die Schultern und kroch von den Flammen fort.
    Erst, als ich mehr als zehn Yards von der Ruine entfernt war, wagte ich es, mich herumzudrehen und zurückzublicken.
    Rowlf und Howard knieten ein Stück neben mir, Howard noch immer starr, wie gelähmt und mit stierem, abwesenden Blick, aber unverletzt. Wahrscheinlich hatte er noch gar nicht begriffen, was geschehen war.
    Eine dumpfe Explosion wehte aus dem Prasseln der Flammen zu uns herüber, als eine der Petroleumflaschen, die Rowlf im Keller und Erdgeschoß des Hauses verteilt hatte, detonierte, dann eine zweite, dritte, vierte...
    Das Haus verwandelte sich in wenigen Augenblicken in einen gigantischen Scheiterhaufen. Der Flammenschein wurde gelb, dann annähernd weiß, bis er mir die Tränen in die Augen trieb und wie eine zweite, künstliche Sonne im verblassenden Grau der Dämmerung loderte.
    Aber trotz der Tränen, die meinen Blick verschleierten, sah ich die grauen Schwaden, die wie feinkörniger Staub aus allen Richtungen herbeistürzten, der tödlichen, unwiderstehlichen Helligkeit entgegen. Zu Tausenden und Abertausenden stürzten sie aus dem Himmel herab, stürzten sich in die Flammen und verglühten.
    Aber so viele es auch waren – ihre Zahl schien kein Ende zu nehmen. Die brodelnde graue Wolke über unseren Köpfen wurde nicht kleiner, sondern schien sich im Gegenteil noch zu verdichten, dunkler und schwerer zu werden.
    Und dann hörte ich das Geräusch. Es war nicht das Summen und Schleifen der Motten, sondern ein tiefes, gequältes Keuchen und Ächzen, ein steinerner Laut, als schrien die Häuser entlang der Straße vor Entsetzen auf. Plötzlich ertönte ein schmetternder, ungeheuerlicher Schlag, und durch das Wirbeln und Wabern der Mottenschwärme sah ich, wie der Dachstuhl eines der benachbarten Gebäude wie in einer grotesk verlangsamten Bewegung in sich zusammensank, wie Risse, schwarzen Spinnenfingern gleich, die Wände des Hauses spalteten, Fenster und Türen zu grauem Staub zerfielen...
    Das Haus alterte...
    Und der Prozeß beschränkte sich nicht nur auf dieses eine Gebäude. Wie die Zeichen einer ansteckenden, mit unglaublicher Geschwindigkeit um sich greifenden Krankheit breitete sich der Verfall aus, griff auf andere Gebäude über, ließ den Straßenbelag stumpf und rissig werden. Überall, wo die Motten Stein oder Holz berührten, zerfiel dies in grotesker Schnelligkeit, spulten sich Jahre in Sekunden, Jahrzehnte in Minuten ab. Und der Prozeß wurde schneller!
    »Robert!« brüllte Howard. Seine Stimme überschlug sich fast. Ich hatte niemals einen Ausdruck solch überwältigender Panik in der Stimme eines Menschen gehört. »Er lebt! Er lebt noch!«
    Aus dem brennenden Haus hinter uns ertönte ein gellender Schrei, und als ich herumfuhr, bot sich mir ein furchtbarer Anblick.
    Die Flammenwand, die das Haus verschluckt hatte, hatte sich geteilt. Unter der rauchgeschwärzten Tür war eine Gestalt erschienen, die Gestalt eines Mannes – jedenfalls nahm ich an, daß es ein Mann war.
    Sein Gesicht war nicht mehr zu erkennen.
    Er schrie, torkelte auf uns zu, in eine Feuersäule

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