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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Straßenschlucht wie wirbelnder, schmutziger Schnee, und die Luft war plötzlich von einem scharfen, auf schwer zu bestimmende Weise drohend wirkenden Summen und Wispern erfüllt.
    Ich warf mich instinktiv nach vorne und verbarg das Gesicht zwischen den Händen, als die Killer-Insekten zu Tausenden über Rowlf und mich hereinbrachen...

    * * *

    Unendlich zarte, federleichte Finger schienen meinen Nacken und meine bloßen Handgelenke zu berühren, überall war raschelnde, huschende, flatternde Bewegung, grauer Staub, der von den kleinen Schwingen emporstieg und die Luft mit einem scharfen Geruch durchsetzte.
    Aber der tödliche Schmerz, auf den ich instinktiv wartete, blieb aus. Die Motten berührten mich zu Hunderten, bedeckten meine Kleider wie ein lebender grauer Teppich – aber es geschah nichts.
    Vorsichtig richtete ich mich auf, hob die Hände vor die Augen und starrte mit einer Mischung aus Schrecken und ungläubiger, noch vorsichtiger Erleichterung auf das Schwirren und Flattern auf meinen Händen herab. Die Tiere flogen davon, als sie die Bewegung spürten, aber sofort schwebten andere herbei und ließen sich auf den freigewordenen Plätzen nieder. Es schien, als hätten sie ihre furchtbare Fähigkeit, die Zeit tausendmal schneller ablaufen zu lassen, verloren.
    »Robert!«
    Rowlfs hastig geflüsterter Ruf riß mich in die Wirklichkeit zurück. Ich wedelte mit den Händen, um die Motten davonzuscheuchen, stemmte mich auf die Knie hoch und sah zu ihm hinüber.
    Seine Gestalt war kaum zu erkennen, so sehr war die Luft vom Wirbeln und Tanzen der Insekten erfüllt. Aber ich sah, wie er aufsprang und nach vorne deutete, in die Richtung, in die Howard verschwunden war.
    Am Ende der Straße, ein wenig abgesetzt von den anderen Gebäuden, erhob sich ein zweistöckiges, halb verfallenes Haus. Sein Dachstuhl war eingesunken, und das Grundstück davor war mit Trümmern und zerborstenen Balken übersät. Unkraut und verkrüppelte kleine Bäume hatten Halt in den Trümmern gefunden, und die schier unendliche Zahl der Insekten, die es wie ein lebender Schneesturm umtosten, verwischten seine Konturen zusätzlich und verstärkten den unheimlichen, geisterhaften Eindruck, den dieser Haus-Leichnam schon am Tage hervorrufen mußte.
    »Schnell jetzt!« keuchte Rowlf. »Ehe er verschwindet!« Er sprang hoch, raffte den Rucksack auf, den er neben sich abgelegt hatte, und setzte mit einem Sprung über den Mauerrest.
    Wir liefen los, ohne noch darauf zu achten, in Deckung zu bleiben. Selbst wenn sich Howard umgedreht hätte, hätte er uns hinter den kochenden grauen Schleiern, die in der Straße wirbelten, kaum gesehen.
    Aber er drehte sich nicht um, sondern ging zielstrebig auf das Haus zu und verschwand gebückt in seinem halb eingebrochenen Eingang. Ich war mir nicht sicher – aber ich hatte den Eindruck, daß das Toben der Insekten zunahm, als Howard das Haus betrat. Das Sirren und Schleifen ihrer Flügel wurde immer lauter, und die Luft war plötzlich so voll von ihrem grauen, wirbelnden Staub, daß ich kaum noch atmen konnte.
    Rowlf erreichte die Tür wenige Schritte vor mir und ließ sich keuchend gegen den zerborstenen Rahmen sinken.
    »Er ist... die Treppe hinauf!« keuchte er. »Schnell. Ich... fange hier unten an.«
    Ich wollte widersprechen, aber Rowlf zerrte mich kurzerhand am Arm zu sich heran und gab mir einen Stoß, der mich haltlos ins Haus hinein und auf die baufällige Treppe zutaumeln ließ, die vor mir in die Höhe führte.
    »Fünf Minuten!« rief er. »Keine Sekunde länger! Denk daran!«
    Instinktiv sah ich noch einmal zum Himmel empor. Der Streifen rotglühenden Tageslichtes war breiter geworden. Fünf Minuten waren beinahe zu lang. Aber dieses Risiko mußten wir eingehen, wenn Howard eine Chance haben sollte.
    Während Rowlf hinter mir den mitgebrachten Rucksack aufriß und hektisch in seinem Inneren zu wühlen begann, lief ich die Treppe hinauf; zuerst schnell, immer zwei, drei Stufen auf einmal nehmend, dann, als ich das erste Stockwerk erreicht hatte, langsamer und beinahe mit angehaltenem Atem.
    Howards Schritte waren dicht über mir. Ich glaubte seine Stimme zu hören, war mir aber nicht sicher, denn selbst hier drinnen war das Sirren und Schleifen der Insektenflügel mittlerweile deutlich zu hören, dann fiel eine Tür ins Schloß, und kurz darauf war ein polternder Laut zu vernehmen, als schlüge ein schwerer Körper auf den Boden.
    Vorsichtig ging ich weiter. Meine Hand tastete nach dem Griff des

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