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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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etwas zu sagen«, murmelte er.
    »Vergiß es«, antwortete ich grob. »Es geht um sein Leben, Rowlf!«
    »Templer«, sagte er schließlich. »Es sind Templer.«
    »Templer?!« Ich starrte ihn aus ungläubig aufgerissenen Augen an. »Du... du meinst den Orden der... der Tempelherren?«
    Rowlf nickte. »Ja. Die kämpfenden Mönche, Robert.«
    »Aber das... das ist unmöglich«, flüsterte ich, obwohl ich ganz genau wußte, daß er die Wahrheit sagte. »Das ist –«
    »Es ist die Wahrheit, Robert.«
    Verzweifelt kramte ich in meinen Erinnerungen, suchte nach irgend etwas, womit ich seine Behauptung entkräften oder ihr wenigstens etwas von ihrem Schrecken nehmen konnte. »Aber die... die Tempelritter wurden ausgelöscht«, sagte ich schließlich schwach. »Soweit ich weiß, hat sie –«
    »Philipp der Schöne im dreizehnten Jahrhundert vernichtet«, unterbrach mich Rowlf. »Ich weiß.« Plötzlich klang seine Stimme ungeduldig. »Jeder glaubt, daß es so wäre. Aber es ist nicht die Wahrheit. Der Orden der Tempelritter hat niemals aufgehört zu existieren. Sie sind in den Untergrund gegangen, das ist alles. Sie existieren weiter, und sie sind mächtiger als je, Robert. Viel mächtiger als dieser Narr Necron. Er ist nur einer, aber sie sind Hunderte. Sie sind nicht mehr, was sie waren. Viele von ihnen haben magisches Wissen erworben. Howard hat Angst vor ihnen, Robert, und mit Recht. Du hast erlebt, wie wenig diesen Bestien ein Menschenleben gilt. Sie werden weiter töten, wenn Howard sich ihnen nicht ausliefert.«
    Er brach ab, schwieg einen Moment und fügte, viel leiser und in niedergeschlagenem Tonfall hinzu: »Aber wenn er es tut, bringen sie ihn um.«
    »Dann müssen wir ihn daran hindern«, sagte ich.
    Rowlf schnaubte. »Hindern? Eher hinderst du die Themse daran, ins Meer zu fließen, Junge. Howard würde mich erschießen, wenn er wüßte, daß ich jetzt hier bin und mit dir rede.« Er schüttelte den Kopf, blickte mich einen Moment durchdringend an und starrte dann zu Boden.
    »Und was«, sagte ich, als klar wurde, daß er nicht von sich aus weiterreden würde, »willst du tun?«
    Er sagte es mir.

    * * *

    Im Osten begann ein Streifen blaßroter Helligkeit das Grau der Dämmerung aufzulösen. Die Straße atmete noch die Kälte der Nacht, und im roten Gegenlicht des Sonnenaufganges sah die Silhouette der Stadt aus wie eine gezackte, an zahllosen Stellen ausgebrochene Festungsmauer.
    Rowlf machte mir mit der Hand ein Zeichen, und ich duckte mich tiefer hinter den moosbewachsenen Mauerrest, hinter dem ich Deckung genommen hatte. Mein Blick bohrte sich in das wogende Grau der Schatten, die die Straße vor uns in eine bizarre, irreal wirkende Kulisse verwandelten. Das einzig Wirkliche schien der schwarze, zu einem tiefenlosen Schatten gewordene Umriß der Kutsche zu sein, die ein Stück weiter die Straße hinunter stand.
    Die beiden Pferde in ihrem Geschirr regten sich von Zeit zu Zeit; dann und wann scharrte ein Huf über Stein oder klirrte Metall, aber selbst diese Laute wirkten irgendwie falsch und unwirklich auf mich.
    Ich verscheuchte den Gedanken und versuchte, mich ganz auf das Fuhrwerk und seinen Insassen zu konzentrieren. Das Ruinengrundstück, auf dem Rowlf und ich Stellung bezogen hatten, gewährte uns freien Blick über die ganze Straße, ohne daß wir selbst gesehen werden konnten.
    Allerdings hätte es auch kaum jemanden gegeben, der uns hätte sehen können. Der Teil Londons, in dem wir uns befanden, schien ausgestorben zu sein. In keinem einzigen der Häuser, die die Straße vor uns flankierten, brannte Licht, nirgends waren die Spuren menschlichen Lebens sichtbar; unsere Umgebung wirkte wie eine Geisterstadt.
    Rowlf und ich hatten uns abgewechselt, in einem finsteren Winkel der Halle Wache zu halten, bis Howard – wie Rowlf es vorausgesagt hatte, wenige Minuten vor Einbruch der Dämmerung – aus seinem Zimmer getreten war und das Haus durch den Hinterausgang verlassen hatte; zweifellos, um die Kutsche aus der Remise zu holen und zu seiner Verabredung zu fahren.
    Wir hatten ihn erwartet, als er das Grundstück verließ. Rowlfs Rechnung war aufgegangen – Howard hatte der Kutsche, die ein paar Dutzend Schritte nördlich des Hauses am Straßenrand stand, keinerlei Beachtung geschenkt, sondern war schnurstracks in entgegengesetzter Richtung losgefahren.
    Von da ab waren wir ihm gefolgt; Rowlf, der sich in Rons Kutschermantel und Zylinder prächtig auf dem Bock des Wagens ausmachte, ich hinter den

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