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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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dem Kirchenchor oder dem örtlichen Bibelkreis angehörte (was auf die Allerwenigsten zutraf), hatte kaum eine andere Möglichkeit, sich irgendwo ein paar Stunden um die Ohren zu schlagen. Auch Penwick verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit hier.
    Aber an diesem Abend schien ihm das Bier nicht zu schmecken. So sehr er sich auch bemühte, mußte er doch immer wieder an Rowland denken, und genauso hartnäckig kehrte das Bild der großen Ratte wieder, die ihn aus ihren schwarzen Knopfaugen voller boshafter Intelligenz angefunkelt zu haben schien, ehe er sie erschlug.
    Jemand trat zu ihm an den Tisch, und als Penwick aufsah, blickte er in ein paar schmaler, vom Alter trüb gewordener Augen, die in ein faltiges Gesicht eingebettet waren.
    Kilian. Einer der ältesten – vielleicht der älteste überhaupt – Einwohner des Ortes, und auf jeden Fall ein Original. Er trieb sich immer im oder in der Nähe des Pubs herum, hatte niemals Geld und war stets bereit, für ein Ale oder einen verdünnten Whisky eine seiner verrückten Geschichten zum Besten zu geben. Heute stand Penwick nicht der Sinn nach seinem Gerede; er rang sich zu einem abgehackten Nicken durch, machte eine abweisende Handbewegung und starrte wieder in sein Glas.
    Aber Kilian ging nicht, sondern ließ sich im Gegenteil auf der anderen Seite des Tisches nieder und nuckelte an dem schal gewordenen Bier, das er mitgebracht hatte. »Bist nervös, wie?« fragte er.
    Penwick sah auf, runzelte die Stirn und blickte wieder in sein Bier. »Verschwinde«, sagte er. Als Kilian zögerte, griff er in die Tasche, nahm eine kleine Münze hervor und schob sie über den Tisch, ohne den Alten anzusehen. »Geh«, sagte er noch einmal. »Kauf dir ein Bier und laß mich in Ruhe.«
    Kilian griff mit einer blitzschnellen Bewegung nach dem Dime und ließ ihn in der Rocktasche verschwinden, dachte aber nicht daran, zu gehen. »Du bist nervös«, behauptete er. »Seh’ ich doch. Guckst dauernd zur Tür und auf die Uhr. Worauf wartest du?«
    Penwick wollte auffahren, überlegte es sich aber dann anders und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. »Auf Rowland«, sagte er. »Er müßte eigentlich längst hier sein.«
    »Ah ja.« Kilian nickte wissend. »Dein neuer Kollege, wie? Wie gefällt dir dein neuer Job als Totengräber?«
    »Ich bin städtischer Angestellter«, gab Penwick beleidigt zurück. »Und wie mir der Job gefällt, spielt wohl keine Rolle, oder? Ich muß leben.«
    Der Alte grinste, wackelte mit dem Kopf und schob sein Glas vor sich auf der Tischplatte hin und her. »Wo ist denn Rowland?« fragte er.
    »Zurückgegangen«, knurrte Penwick. »Er hat seinen Tabaksbeutel vergessen. Aber er müßte längst wieder hier sein«, fügte er, eigentlich gegen seinen Willen, hinzu. Was ging es den Alten an, wo Rowland blieb.
    Er leerte sein Glas, rülpste ungeniert und stand auf. »Ich gehe besser zurück und sehe nach, wo er bleibt«, sagte er.
    »Würde ich nicht tun«, murmelte Kilian, in einer so sonderbaren Art, daß Penwick unwillkürlich mitten in der Bewegung innehielt und den Alten stirnrunzelnd ansah.
    »Was soll das heißen?« fragte er.
    Kilian schenkte ihm ein zahnloses Grinsen. »Ist nicht gut, die Toten in ihrer Ruhe zu stören«, sagte er. »Bald ist Vollmond. Niemand sollte nach Dunkelwerden noch auf den Friedhof gehen. Nicht an einem solchen Tag.«
    »An einem solchen Tag?« wiederholte Penwick betont. »Wie meinst du das? Ich war ein Dutzend mal nachts auf dem Friedhof, und –«
    »Die Sterne stehen nicht gut«, unterbrach ihn Kilian. »Rowland hätte es wissen sollen. Die Ratten sind unruhig.«
    »Die... Ratten? Hast du Ratten gesagt?« Penwick setzte sich wieder.
    »Hab ich gesagt«, bestätigte Kilian mit einem blöden Grinsen. »Sie sind unruhig, die grauen Herrscher. Etwas geht vor. Die Sterne stehen bald wieder richtig.«
    »Ich habe eine Ratte gesehen«, murmelte Penwick. Die Worte des Alten hatten irgend etwas in ihm berührt – aber er konnte nicht sagen, was. Etwas Dunkles. Etwas wie eine Erinnerung an etwas, das er gar nicht erlebt hatte...
    »Gibt eine Menge Ratten auf dem Friedhof«, kicherte Kilian. »Sie mögen die Toten.«
    »Das... meine ich nicht«, sagte Penwick stockend. »Es war... keine gewöhnliche Ratte.« Plötzlich stockte er, sah sich rasch und erschrocken nach beiden Seiten um, als wäre ihm erst jetzt richtig zu Bewußtsein gekommen, was er da sagte, und sprach dann, wesentlich leiser, weiter. »Irgendwas stimmte nicht mit

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