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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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gebliebener Teil seines Denkens sagte Rowland, daß das kompletter Unsinn war und Ratten so etwas wie Rache nicht kannten, aber seine Augen und seine Ohren sagten ihm das Gegenteil, und als er sich erschrocken bewegte, lief ein schwerfälliges Zucken durch die Masse der Rattenleiber, und die gewaltige haarige Armee schob sich ein Stückchen weiter auf ihn zu, so daß die ersten beinahe seine Schuhe berührten.
    Rowland schrie in irrsinniger Angst auf, fuhr herum – und prallte ein zweites Mal zurück!
    Hinter ihm, auf der anderen Seite des Grabes, stand eine Gestalt. Es war eine Frau. Eine schlanke, nicht sehr große Frau mit dunklem Haar und großen, auf bizarre Weise gleichermaßen freundlich wie unbeschreiblich drohend blickenden Augen, die reglos wie eine lebensgroße Statue am Kopfende der frisch ausgehobenen Grube stand und schweigend zu ihm und der Rattenarmee hinüberstarrte. Das grüne Leuchten umspielte ihren Körper wie ein unseliger Heiligenschein, und es schien, als dringe ein Teil dieses phantastischen Lichtes direkt durch ihren Leib hindurch, so daß er halb transparent erschien. Sie ist beinahe nackt, dachte Rowland verstört. Einzig um ihre Hüften und ihre Brust zogen sich zwei dünne, mit blitzendem Metallschmuck verzierte Tücher, und ihr Kopf –
    O mein Gott! dachte Rowland. Ihr Kopf. Ihr Kopf!
    Ein Schrei stieg in seiner Kehle empor, aber er kam nicht mehr dazu, ihn auszustoßen.
    Etwas traf ihn wie ein Fausthieb zwischen die Schulterblätter, dann fühlte er den Aufprall eines kleinen, pelzigen Körpers im Nacken, Bruchteile von Sekunden darauf einen scharfen, plötzlichen Schmerz.
    Er taumelte. Wieder trafen ihn die kleinen, pelzigen Bälle wie Schläge. Er schrie, machte einen blinden, taumelnden Schritt und spürte, wie das lockere Erdreich unter seinen Füßen nachgab.
    Mit einem Schrei stürzte Rowland vornüber, prallte auf dem Boden des Grabes auf und stemmte sich auf Hände und Knie hoch. Er führte die Bewegung nie zu Ende.
    Das letzte, was er sah, war die hoch aufgerichtete Gestalt des Mädchens, die näher an das Grab herangetreten war und aus ihren schrecklichen Augen auf ihn herabstarrte. Und ihre Hand, die sich in einer raschen, befehlenden Geste hob.
    Dann stürzten die Ratten in das Grab hinab.

    * * *

    Lady Audley McPhaerson sah an diesem Abend ganz besonders attraktiv aus – soweit eine grauhaarige, etwas zu kurzbeinig geratene Matrone, deren Körpergewicht sich um den zweiten Zentner bewegte und die ihrem sechzigsten Geburtstag näher war als dem Fünfzigsten, attraktiv auszusehen vermag. Aber das Kleid, das sie trug, war das mit Abstand teuerste und aufwendigste, das mir jemals untergekommen war, und das Saphirdiadem in ihrem hochtoupierten Haar mußte ungefähr dem Gegenwert einer mittleren englischen Ortschaft entsprechen. Ihre Stimme übertönte den Lärm der Gäste, die den gewaltigen Ballsaal von Penderguest Hall füllten, mit Leichtigkeit. Die Pointe versteht wohl nur, wer den Ballsaal schon einmal gesehen hat.
    Ich hatte ihr Lachen schon draußen in der Halle gehört und hätte eigentlich gewarnt sein müssen. Aber ich war leichtsinnig genug gewesen, mir einzubilden, irgendwo in der Menge untertauchen und ihr auf diese Weise entgehen zu können. Jetzt war es zu spät, mich noch unauffällig zurückziehen zu wollen.
    Lady Audley hatte mich bereits entdeckt und walzte, mit ihrem gewaltigen Busen die Menge wie ein Schlachtschiff beiseite pflügend, auf uns zu. Auf ihrem Gesicht lag ein rosiger, verräterischer Glanz, der darauf schließen ließ, daß das Glas Champagner in der Rechten nicht das Erste an diesem Abend war.
    »Robert!« rief sie, den Vortrag des Violinsolisten auf der Orchesterempore mit Leichtigkeit übertönend, stürmte auf mich zu, schloß mich in die Arme und drückte mir einen ebenso herzhaften wie feuchten Kuß auf die Wange.
    »Robert! Mein lieber Robert Craven!« sagte sie. »Wie schön, daß Sie uns die Ehre geben. Lord Penderguest sagte mir bereits, daß Sie für den heutigen Abend zugesagt haben.«
    Sie entließ mich endlich aus ihrer Umarmung, trat einen Schritt zurück und musterte mich von Kopf bis Fuß. Ihre kleinen, von zahllosen Krähenfußchen eingefaßten Augen funkelten. »Sie werden uns doch das Vergnügen bereiten, uns an einer Ihrer entzückenden Seancen teilnehmen zu lassen, oder?« fragte sie.
    Ich rang mich zu einem Lächeln durch, verbeugte mich und sagte: »Dazu bin ich hier, Mylady.«.
    »Oh, wie entzückend!« sagte Lady

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