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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Schatten des Hauses, so daß er nichts als eine amorphe dunkle Fläche wahrnehmen konnte, unterbrochen von zwei kleinen glitzernden Stellen, wo seine Augen waren. Er machte einen Schritt auf Penwick zu, aber der wich in einer wie zufällig aussehenden Bewegung im gleichen Moment ein Stück zurück und hob hastig die Hand.
    »Ich habe etwas entdeckt«, sagte er. »Etwas, das ich dir unbedingt zeigen muß. Komm mit.«
    »Wohin?« Penwick schauderte. »Etwa auf... den Friedhof?«
    Rowlands Antwort bestand in einem raschen, zischelnden Lachen, das Penwick ganz und gar nicht gefiel. Wieder versuchte er, einen Blick auf das Gesicht seines Gegenübers zu erhaschen, und wieder wich Rowland rasch einen Schritt in den Schatten zurück und entzog sich so seiner Beobachtung.
    »Natürlich nicht«, antwortete er. »Bei mir zuhause. Aber komm jetzt. Ich stehe schon zwei Stunden hier herum und warte auf dich. Mir ist kalt. Und wir müssen uns beeilen.«
    Ehe Penwick noch eine Frage stellen konnte, wandte er sich um und ging mit raschen Schritten die Straße hinab auf das kleine, etwas abseits stehende Haus zu, in dem er wohnte. Für einen Moment kam es Rowland so vor, als wären seine Schritte federnder und eleganter geworden als bisher; das leichte Hinken schien vollkommen verschwunden zu sein.
    Rowland schob den Eindruck auf das schlechte Licht und den Alkohol, bedachte Kilian in Gedanken mit einem saftigen Fluch und ging rasch hinter Penwick her.
    Sie sprachen kein Wort mehr, bis sie Rowlands Haus – das im Grunde nur aus zwei übereinanderliegenden Zimmern auf einem mit mehr gutem Willen als handwerklichem Geschick daraufgesetzten Dach bestand – erreichten und eintraten. Penwick wartete, daß Rowland eine Lampe oder wenigstens ein Streichholz anriß, aber er tat weder das eine noch das andere, sondern bedeutete ihm nur mit einem ungeduldigen Wedeln der Hand, einzutreten, zog rasch die Tür hinter sich zu und eilte geduckt auf die Treppe am anderen Ende des Zimmers zu. Ein schwacher, stechender Geruch stieg in Penwicks Nase, als der kleine Totengräber an ihm vorübereilte.
    »Was zum Teufel bedeutet das?« fragte Penwick, allmählich von einer sanften, aber immer stärker werdenden Beunruhigung erfüllt. Aber wieder bekam er keine Antwort. Rowland blieb nur kurz auf der Treppe stehen, wedelte ungeduldig mit den Armen und ging weiter. Augenblicke später polterten seine Schritte auf dem Holzboden des oben gelegenen Zimmers.
    Penwick zuckte mit den Achseln, schob seine Bedenken endgültig beiseite und folgte dem anderen.
    Auch das obere Zimmer war dunkel, aber Penwick spürte instinktiv, daß er nicht mehr allein mit Rowland war. Er blieb, noch halb auf der Treppe, stehen, preßte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und sah sich aufmerksam in der erdrückenden Schwärze um, die das Zimmer wie eine substanzlose finstere Wolke erfüllte.
    Im ersten Moment erkannte er nichts als schwarze, massige Umrisse, die Schatten der Möbel und des Gerümpels, das Rowland in dem oberen Zimmer aufgehäuft hatte. Das einzige Fenster war geschlossen und die Läden vorgelegt, so daß nur ein schmaler, blausilberner Streifen dämmerigen Lichtes hereinfiel, aber er hörte Rowland atmen – und er spürte, daß noch jemand im Zimmer war. Oder sollte er besser sagen – etwas? Es war ein sonderbares Gefühl, im ersten Moment eher verwirrend als erschreckend – als streiche ein unsichtbarer Wind aus einer anderen, finsteren Welt über seine Seele. Dann, erst mit einiger Verspätung, fühlte er das erste, zaghafte Anklopfen der Furcht.
    »Bist du... allein?« fragte er. Seine Stimme schien in der Dunkelheit zu versickern, als hätte der Raum plötzlich keine Wände mehr, sondern wäre unendlich, so daß sich die Worte in der Ferne verloren. Er hörte Rowland irgendwo vor sich in der Dunkelheit hantieren: Glas klirrte, dann hörte er das charakteristische Klappern von Streichhölzern, aber Rowland machte immer noch kein Licht. Penwick schauderte. Er war nicht sicher – aber war da nicht außer den Geräuschen, die Rowland verursachte, noch ein leises Schaben und Kratzen, ein Trappeln wie von winzigen harten Pfoten auf den Holzdielen?
    »Rowland, warum antwortest du nicht, verdammt?« fragte er. Seine Stimme bebte, und ohne daß Penwick es verhindern konnte, begannen seine Hände zu zittern. Plötzlich hatte er das Gefühl, von tausend unsichtbaren Augen aus dem Dunkel heraus belauert und angestarrt zu werden.
    »Was zum Teufel soll ich hier?«

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