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0926 - Preis der Macht

0926 - Preis der Macht

Titel: 0926 - Preis der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Eric Mouton blinzelte müde und unwillig aus seiner Hütte hinaus in das diffuse Licht des anbrechenden Tages.
    Eric hatte einen extrem leichten Schlaf, also war er wahrscheinlich von irgendeinem Geräusch aus dem Schlaf gerissen worden. Das war noch vor knapp drei Jahren anders gewesen. Da hätte man eine Kanone neben seinem Bett abfeuern können, ohne ihn zu wecken.
    Angst war ein mieses Ruhekissen - und ein schlechtes Vehikel durch die Nacht.
    Und diese Angst war der Grund, der Eric hierher getrieben hatte. Er war ein absoluter Stadtmensch, geboren und aufgewachsen in Paris. Niemals hätte er sich vorstellen können, irgendwo auf dem Land zu leben, noch viel weniger in einer einsamen Berglandschaft. Genau dort war er vor eben diesen knapp drei Jahren aber gelandet.
    Wobei ›gelandet‹ sicher nicht den Tatsachen entsprach, denn es war eine Flucht gewesen. Eine Flucht vor den Finanzbehörden und ein paar zwielichtigen Typen, die nicht lange fackeln würden, wenn sie Eric zwischen die Finger bekommen sollten.
    Dabei war es ihm doch zuvor so prächtig ergangen, bis zu dem unglückseligen Tag, an dem ihm sein Steuerberater offenbart hatte, dass Erics Firma unrettbar ruiniert war. Mouton war in blanke Panik verfallen. Ein unbeschreibliches Gefühl, auf das er wirklich sehr gerne verzichtet hätte, doch es überfiel ihn wie ein aufgebrachter Wespenschwarm.
    Und es vergiftete sein Denken, schaltete sein logisches Denken nahezu vollkommen aus, auf das er immer so stolz gewesen war. Die Idee, nach machbaren Wegen aus der Krise heraus zu suchen, die kam ihm überhaupt nicht. So etwas fiel Eric nicht ein, denn er glaubte fest daran, sein Problem anders lösen zu können - mit einem Pokerspiel.
    Sicherlich war Eric Mouton ein recht passabler Pokerspieler, wenn man den Status des Amateurs voraussetzte. Gegen die Typen, zwischen deren gierige Finger Eric dann allerdings geraten war, hatte er nicht den Hauch einer Chance. Er verspielte in einer Nacht alles, was er bei Gott und der Welt hatte an Bargeld locker machen können. Als der Morgen nach dieser denkwürdigen Nacht graute, hatten sie ihm alles genommen - und mehr noch als das, denn er war bei diesen Gaunervisagen zusätzlich noch bis über beide Ohren verschuldet.
    Zehn Tage gaben sie ihm…
    Zehn Tage, in denen er seine Arme und Beine noch benutzen konnte, die - und das hatte man ihm deutlich und eindrucksvoll versichert - ihm nach Ablauf dieser Zahlfrist abgesägt werden sollten. Das waren keine leeren Drohungen, so viel stand für Eric fest. Also nutzte er seine Beine - und lief auf ihnen fort. Alles, was er noch hatte, machte er zu Bargeld, dann stieg er in Marseille auf ein Schiff, das ihn hierher brachte - nach Korsika.
    So sehr Eric sich auch Mühe gab, er konnte den Störenfried nicht entdecken, der ihn geweckt hatte. Und hier machten andere Urlaub… Für ihn war das nur stinklangweilig, öde, uninteressant. Nach seiner Flucht auf die Insel hatte er sich mit dem eingedeckt, was er zum Überleben unbedingt zu brauchen glaubte. Dann hatte er sich in die Berge verzogen, dorthin, wo sich in früheren Zeiten die Bandits d'honneur , die Banditen aus Ehre versteckt hatten.
    Als ein solcher fühlte er sich zwar nicht, doch er hatte die große Hoffnung, dass die Pariser Ganoven ihn hier nicht vermuten würden. Hier, auf der Insel der großen Familienfehden, die es nach wie vor durchaus noch gab. Eric war ganz sicher nicht der einzige Flüchtling, der sich in dieser Bergwelt verbarg. Wäre da nicht die ständige Angst vor Entdeckung gewesen, dann hätte er das als einen langen Erholungsurlaub einstufen können. Doch Urlaub war noch nie sein Ding gewesen, erst recht nicht in dieser von Gott verlassenen Wildnis!
    Die Zeit war rasch vergangen, und gerade, als er sich wieder in zivilisierte Gegenden begeben wollte, da hörte er im nächsten Dorf das Gerücht, es wären drei Männer aus Paris angekommen, die jemanden suchten. Eric hatte nie erfahren, ob es sich dabei tatsächlich um ihn gehandelt hatte, denn wie ein verschrecktes Tier war er zurück zu seiner Hütte gekrochen, um sich dort zu verkriechen.
    Über Monate hatte er so vegetiert, hatte sich von dem ernährt, was die Berge ihm boten. Als er erneut einen Versuch startete, in das Dorf zu gehen, war dort alles ruhig, als wäre nichts geschehen. Niemand sprach mehr von Männern aus dem fernen Paris… und Eric begann, sich als Tagelöhner bei den Bauern ein wenig Geld zu verdienen. So sah sein Leben nun aus, und

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