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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mit Ratten zu tun hatte.
    Die Bücher, die sich schier zu tausenden neben- und übereinander stapelten, handelten von Ratten, auf den Papierfetzen, die überall herumlagen, waren hingekritzelte Zeichnungen der grauen Nager, in den Käfigen befanden sich lebende und tote Ratten. Einige Tiere lagen halb seziert auf den Tischen oder zappelten in Versuchsanordnungen, deren Sinn Howard nicht einmal zu erraten wagte.
    »Das... ist sehr interessant«, sagte er zögernd.
    Stanislas stieß einen schwer zu deutenden Laut aus. »Interessant?« wiederholte er. »Verrückt, wollten Sie sagen, nicht wahr?« Er lachte böse, als Howard schuldbewußt aufsah und vergeblich versuchte, überzeugend den Kopf zu schütteln.
    »Mein verehrter Bruder hält mich für total übergeschnappt«, fuhr er fort, »und er hat in den letzten zehn Jahren nichts unversucht gelassen, auch den Rest der Welt davon zu überzeugen, daß ich in ein Irrenhaus gehöre. Aber das hier ist die Wahrheit!«
    Erregt trat er vollends in den Raum hinein und machte eine weit ausholende Handbewegung. »Sie denken, ich wäre verrückt, wie? Sie denken, ich glaube Ihnen nicht? Ich weiß nur zu gut, wie verdammt recht Sie haben.«
    »Die Ratten –«, begann Howard unsicher, wurde aber sofort wieder von Stan unterbrochen.
    »Ich habe die letzten zehn Jahre damit verbracht, sie zu studieren«, schnappte der Hüne. »Und glauben Sie mir, ich weiß alles über sie. Ich weiß, wie sie leben. Ich weiß, was sie mögen und was sie fürchten. Ich weiß, wie sie denken. Wenn Sie jemanden suchen, der Ihnen helfen kann, diese weiße Bestie zu finden, dann mich.«
    »Sie wissen, wo sie ist?«
    Cohen schüttelte so heftig den Kopf, daß seine Haare flogen. »Nein«, sagte er. »Aber ich weiß, wie wir sie finden können. Ich bin der einzige, der Sie zu ihr führen könnte.«
    »Es wird... gefährlich werden«, sagte Howard stockend.
    Stanislas Cohen lachte schrill. »Gefährlich?« kreischte er. »Sie belieben zu scherzen, wie? Es ist der reine Selbstmord, diese Bestie in ihrem Bau angreifen zu wollen. Dort unten wimmelt es von Ratten.«
    Howard sah ihn scharf an. »Dort unten?« wiederholte er. »Was meinen Sie damit? Wo?«
    Cohen lachte wieder, wandte sich halb zu seinem Bruder um und blickte ihn eine Sekunde lang triumphierend an, ehe er antwortete. »Dort, wo sie lebt. Die Königin der Ratten, Lovecraft. Die wahre Herrscherin über London.«
    »Fang nicht schon wieder an, Stan«, sagte Wilbur.
    Cohen fuhr mit einem wütenden Zischen herum. Seine Gestalt spannte sich, als wolle er sich auf seinen Bruder stürzen. »Du glaubst mir noch immer nicht, wie?« fragte er. »Vielleicht wirst du mir glauben, wenn du ihr Auge in Auge gegenüberstehst, Wilbur. Aber möglicherweise ist es dann zu spät.« Er ballte die Fäuste, funkelte seinen Bruder noch eine Sekunde lang zornig an und wandte sich dann wieder an Howard.
    »Ich werde Sie hinbringen«, sagte er mühsam beherrscht. »Unter einer Bedingung.«
    »Welche?« fragte Howard mißtrauisch.
    Cohens Gesicht verzerrte sich zu einer höhnischen Grimasse. »Wir gehen allein«, sagte er. »Nur Sie und ich und Ihr Freund. Und Wilbur.«
    »Das ist Wahnsinn!« fuhr Howard auf. »Sie wissen nicht, was –«
    »Ich weiß mehr als Sie, Sie Narr«, unterbrach ihn Cohen wütend. »Sie glauben, Ihr Besuch überrascht mich? Keineswegs, Lovecraft. Ich wußte die ganze Zeit, daß es eines Tages geschehen würde. Ich habe es in ihren Augen gelesen, als ich ihr gegenüberstand. Ich wußte, daß sie irgendwann damit beginnen würde, uns zu zeigen, wer der wahre Herr dieser Stadt ist. Und vielleicht dieser Welt.«
    Howard schauderte, als Cohen die letzten Worte sprach. Plötzlich begriff er, daß Wilbur Cohen seinem Bruder nicht so vollkommen Unrecht getan hatte, wie dieser glaubte.
    Cohen war wahnsinnig. Auf eine gefährliche, fanatische Art wahnsinnig.
    Und doch war er der einzige, der ihnen jetzt noch helfen konnte.

    * * *

    Die Nacht hatte sich wie ein schwarzes Leichentuch über das Land gelegt. Mit der Dämmerung waren schwere bauchige Wolken vom See her über die Küste gezogen, so daß am Himmel nicht ein einziger Stern zu sehen war, aber rings um den Mond – ein Zufall, der keiner war – war die Wolkendecke aufgerissen, so daß das bleiche Licht der silbernen Scheibe ungehindert auf den Friedhof herabfiel.
    Der Gottesacker bot einen alptraumhaften Anblick. Die brusthohe Einfriedung klaffte wie eine weiße Narbe in der Nacht, und durch das

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