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Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht

Titel: Der Hexer - NR10 - Wenn der Stahlwolf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Alte sich in Bewegung gesetzt und sie fast erreicht hatte, dann trippelte sie weiter.
    Der Alte merkte nicht, wie sich hinter ihm mehr und mehr Türen öffneten und das halbe Hundert Einwohner von St. Aimes nacheinander auf die Straße hinaustrat und sich in westlicher Richtung in Bewegung setzte. Er bemerkte auch nicht die anderen, kleineren Wesen, die plötzlich von überallher auftauchten und auf lautlosen Pfoten in die Häuser huschten, die von ihren menschlichen Bewohnern verlassen worden waren...

    * * *

    Als ich gekommen war, war die Sonne gerade aufgegangen, und das altehrwürdige Gebäude schien noch nicht ganz erwacht zu sein und blinzelte gerade seine Müdigkeit fort. Jetzt stand die Sonne hinter den blind gewordenen Scheiben des kleinen Büros fast im Zenit und verriet mir, daß es fast Mittag war. Ich fühlte mich erschöpft und ein wenig müde. Ich hatte geredet, zugehört, wieder geredet und zugehört, Fragen beantwortet und selbst welche gestellt, und irgendwann, vielleicht vor einer Stunde, vielleicht auch vor drei oder vier, hatte das Gespräch angefangen, sich im Kreise zu drehen.
    Mein Gesprächspartner – ein Hüne von annähernd fünfzig Jahren – wirkte genauso müde und erschöpft wie ich, obgleich er sich Mühe gab, eine seiner Stellung entsprechende würdevolle Haltung beizubehalten. Sein Name war Wilbur Cohen – Captain Wilbur Cohen, wenn ich genau sein wollte –, und er war so etwas wie der stellvertretende Leiter der Institution, in deren Mauern ich mich befand: Scotland Yard.
    Es war das zweite Mal innerhalb weniger Monate, daß ich hier zu Gast war. Ein paar der äußeren Umstände waren anders – diesmal war ich wenigstens nicht in Handschellen hergeführt worden, das Büro war ein anderes und auch der Mann hinter dem Schreibtisch unterschied sich (nicht nur äußerlich) von Tornhill; und wenn diese Unterredung vorüber war, würde ich als freier Mann nach Hause gehen können.
    Trotzdem fühlte ich mich jetzt so unbehaglich wie beim ersten Mal; vielleicht mehr.
    Cohen seufzte und unterbrach so das lange, unangenehme Schweigen, das sich zwischen uns ausgebreitet hatte. »Und das ist jetzt alles?« fragte er.
    Ich nickte und hielt seinem Blick gelassen stand. »Das ist alles, Captain. Mehr kann ich Ihnen nicht erzählen.«
    »Sonst wirklich nichts?« vergewisserte sich Cohen. »Keine Leichen mehr im Keller, keine verrückten Attentäter mehr hinter Hecken, keine Ratten oder vielleicht Spinnen, die –«
    »Verdammt, hören Sie auf«, unterbrach ich ihn, lauter und um mehrere Grade gereizter, als ich eigentlich vorgehabt hatte. Aber Cohens offen zur Schau gestelltes Mißtrauen trieb mich schier zur Raserei. »Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann, Captain.«
    Ich beugte mich vor, ließ die flache Hand auf den Tisch klatschen und setzte die beleidigteste Miene auf, die ich zustande brachte. »Wenn ich Sie daran erinnern darf, Captain – es ist reines Glück, daß meine Freunde und ich noch am Leben und nicht ebenfalls verschwunden sind. Sie tun so, als hätten Sie mich auf frischer Tat ertappt und verhaftet. Verdammt – ist es neuerdings strafbar, Opfer eines Mordanschlages zu sein?«
    Mein Wutausbruch irritierte Cohen nicht im geringsten. Und ich konnte es ihm nicht einmal übelnehmen, wenn er mir mißtraute. Es war eine Menge geschehen, seit ich das Haus meines Vaters am Ashton Place bezogen hatte. Im Grunde war es nur einer ganzen Reihe mittlerer Wunder und Dr. Grays Redegewandtheit zu verdanken, daß ich bis zum heutigen Tage noch keine größeren Schwierigkeiten mit den Behörden bekommen hatte. Aber ich hatte während der letzten Stunden zunehmend das Gefühl bekommen, daß sich das in nächster Zukunft ändern würde. Selbst die englische Langmut kennt Grenzen.
    »Sie nehmen also an, daß Lady McPhaerson tot ist«, sagte er.
    Jetzt war meine Geduld endgültig erschöpft. »Zum Teufel!« brüllte ich, »hören Sie auf, mir die Worte im Mund zu verdrehen, Captain! Ich nehme überhaupt nichts an! Ich weiß nur, daß wir überfallen und um ein Haar umgebracht worden wären und daß Lady Audley verschwunden ist!«
    Cohen lehnte sich zurück und begann den Takt einer unhörbaren Melodie auf den Armlehnen seines Stuhles zu trommeln. »Und daß Sie einen Polizisten niedergeschlagen haben, der Ihnen versehentlich zu nahe gekommen ist«, fügte er hinzu. »Was war das, Craven? Eine Kurzschlußhandlung, pure Angst oder ein unbeabsichtigter Ausrutscher?«
    »Was soll das, Cohen?«

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