Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr
anzustarren?«
Die Art, in der er das Wort Braut betonte, machte ihn mir nicht gerade sympathischer. Aber ich verstand den Wink, lächelte noch einmal verzeihungsheischend und beeilte mich zu versichern: »Natürlich zum Spielen. Verzeihen Sie.«
»Schon gut«, antwortete der andere. Seine Begleiterin musterte mich mit einem Blick, in dem gleichzeitig ein sanftes Interesse wie auch Spott lag. Ein wenig zu hastig griff ich nach den Karten und begann zu mischen. »Mein Name ist Teagarden«, stellte sich mein Gegenüber vor. »Ralph Teagarden. Und das ist meine Braut Annie.« Er deutete abermals auf die schwarzhaarige Göttin, dann zauberte er eine dekorative Falte zwischen seine Brauen. »Und mit wem haben wir das Vergnügen, wenn ich fragen darf?«
»Craven«, antwortete ich. »Robert Craven. Was spielen wir?«
»Haschmich bestimmt nicht«, versetzte Teagarden patzig und grinste.
Ich verbiß mir im letzten Moment die scharfe Antwort, die mir auf der Zunge lag. Teagarden wollte ganz offensichtlich ausprobieren, wie weit er mit dem unbeholfenen Gecken, der sich aus lauter Geltungsbedürfnis eine weiße Strähne ins Haar hatte färben lassen, gehen konnte. Unter normalen Umständen hätte ich das Spiel sicher mitgespielt und ihm eine Lektion erteilt, an die er noch am St. Nimmerleinstag denken sollte. Aber im Moment hatte ich andere Sorgen.
»Ich würde Schwarzer Peter vorschlagen«, antwortete ich eisig. »Als Einsatz einen Penny pro Runde. Einverstanden?«
Teagarden erbleichte, während es in den Augen seiner Begleiterin abermals spöttisch aufblitzte. Aber diesmal zog er es vor, die Sache nicht auf die Spitze zu treiben.
»Okay, Craven«, sagte er ruhig. »Wir sind quitt. Lassen Sie sehen, ob Sie beim Spielen genauso schlagfertig sind. Wir spielen Stud-Poker. Kein Limit. Mindesteinsatz zehn Dollar.« Er lächelte, sehr falsch und sehr kalt. »Mit dem Taschengeld da werden Sie nicht weit kommen«, fügte er mit einer Kopfbewegung auf die Jetons vor mir hinzu.
Ich zuckte mit den Achseln, forderte ihn mit einer Kopfbewegung auf, abzuheben – was er auf die gleiche Weise ablehnte – und teilte Karten aus.
Ich hätte nicht einmal meine Hexer-Fähigkeit gebraucht, um schon beim ersten Spiel zu bemerken, daß Teagarden betrog. Er verlor auf Anhieb an die achtzig Dollar an mich, obgleich er das bessere Blatt hatte.
Nun – diesen Trick kannte ich ebensogut wie er. Ich wäre nicht der erste Trottel, der ein paar Dollar gewinnt und dadurch leichtsinnig genug wird, um wie eine Weihnachtsgans ausgenommen zu werden.
Beim zweiten Spiel verlor ich, beim dritten gewann ich meinen Verlust zurück, samt zusätzlichen dreihundert Dollar. Einen Moment lang überlegte ich, jetzt schlichtweg aufzuhören und Teagarden mit einem dummen Gesicht und um fast vierhundert Bucks ärmer sitzen zu lassen, aber dann zuckte ich mit den Achseln, mischte erneut und gab Karten.
Teagarden nahm die seinen nicht einmal auf, sondern blickte mich mit einem sonderbaren Lächeln an. »Was halten Sie davon, einmal richtig zu spielen, Mister Craven?« fragte er.
»Wie meinen Sie das?«
Teagarden deutete mit einer Kopfbewegung auf meine Jetons. »Das da ist doch nur Kleingeld. Was halten Sie von einem richtigen Einsatz, um die Sache spannend zu machen?« Er grinste, griff in die Jackentasche und zog ein Bündel Geldscheine heraus, das ungefähr dem Gegenwert eines kleinen Landhauses in England entsprechen mochte.
»Fangen wir mit tausend an«, schlug er vor. »Vorausgesetzt, Sie sind flüssig.«
Ich seufzte, tat so, als überlegte ich, dann griff auch ich in meinen Rock und zog meine Brieftasche hervor. Ich hatte längst nicht so viel Bargeld dabei wie er, aber zwischen den vier oder fünf Hundert-Dollar-Noten, die ich eingesteckt hatte, lag ein Kreditbrief der Bank of America; ohne Begrenzung. Ein Mann wie Teagarden mußte sofort erkennen, daß er da praktisch einen Goldesel vor sich hatte.
»Ganz wohl ist mir nicht bei der Sache«, gestand ich mit gespieltem Zweifel. »Ich... spiele nicht oft. Und schon gar nicht um solche Beträge.«
»Dafür spielen Sie verdammt gut«, sagte Teagarden. »Vielleicht haben Sie ja auch nur eine Glückssträhne.«
»Ja, vielleicht«, bestätigte ich. »Aber Sie haben recht – warum nicht einmal etwas riskieren?« Ich lächelte, winkte einen der Saaldiener herbei und bat ihn, mir beim Kassierer den Kreditbrief bestätigen zu lassen und Jetons für zehntausend Dollar zu holen, ganz bewußt im gleichen Ton, in
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